Macabros 010: Duell mit den Höllengeistern
Dämonen, die
dieses Höllenroulett mit ihm spielten, hatten gelernt. Sie
stellten sich auf die veränderte Situation ein.
Ein Dämon der höheren Rangordnung war vernichtet worden.
Das Schwert hatte seine Feuertaufe bestanden. Denn normalerweise
waren die herkömmlichen Waffen sinnlos im Einsatz gegen die
Höllengeister.
»Streckt eure Hände aus!« forderte Björn
barsch.
Er ließ keine der Carminias aus den Augen. Eine von ihnen
war ein höherer Dämon. Er hatte erkannt, daß mit der
Vernichtung der ranghöheren Geister auch die niederen die Flucht
ergriffen, die gewissermaßen als »Angstträger«
hierhergekommen waren.
Die beiden Carminias gehorchten.
Björn führte die Schwertspitze blitzschnell zur
Fingerspitze von Carminia I und drückte zu.
Ein dicker Blutstropfen quoll hervor.
Carminia I zuckte zusammen.
Carminia II starrte ihn voller Entsetzen an. »Tu’s
nicht, Björn!« gellte ihr markerschütternder Aufschrei
durch den Kellerraum. Carminia II stand dicht vor einem
Nervenzusammenbruch. »Sie ist die Falsche!«
»Sie ist die Falsche!« rief die andere, genauso
erregt.
Björn übereilte nichts.
Auch die Kuppe des mittleren Fingers von Carminia II wurde
aufgeschlitzt.
Blut quoll hervor. Dunkel und schwer.
Mahay zuckte zusammen. Es war anders als bei ihm!
Die Dämonen hatten gelernt. Sie steigerten die Qual Hellmarks
ins Unerträgliche.
Wenn er jetzt mit dem Schwert zustieß, riskierte er, die
echte Carminia Brado zu durchbohren.
*
Der Schrei dröhnte nervenzerfetzend durch den Keller.
Carminia I schrie. Die Haare standen ihr zu Berge, ihr ganzer
Körper bebte.
Und wieder ging Hellmarks Rechnung auf.
Die Vortäuschung mit dem herausquellenden Blut konnte ein
Dämon ermöglichen. Aber die Berührung mit dem Schwert
des toten Gottes wurde ihm zum Schicksal.
Bruchteile von Sekunden nur waren vergangen, bis Björn sich
dazu entschlossen hatte, auch den Finger der zweiten Carminia zu
ritzen. Der Dämon setzte alles ein, in der Erwartung, daß
Hellmark sich getäuscht zu einer Kurzschlußhandlung
hinreißen ließe.
Der Carminia-Dämon ging ein. Auf die gleiche Weise wie der
teuflische Rani Mahay.
Der Körper zerfiel in Brocken, als ob man ein
mannsgroßes Puzzle auf den Boden ausgeschüttet hätte.
Blaues fluoreszierendes Licht lag darüber.
Der zerstörte, reglose Körper löste sich in Nichts
auf.
In die Reihen der niederen Feuergeister kam Bewegung.
Es fauchte und zischte und prasselte.
Die Wand mit den Teufelsoberkörpern wurde kleiner, als
Hellmark abermals mit dem Schwert durch die Feuersbrunst fuhr.
Die Gestalten verschwanden mit Schreien und Stöhnen.
Aber ein Teil des Feuers blieb. Das löschte auch kein
Schwerthieb aus.
Die Rache des Bösen folgte auf dem Fuße.
Der Teppichboden fing Feuer.
Rani Mahay reagierte sofort.
Er lief nach draußen, während Björn noch alle
Hände voll mit Carminia zu tun hatte.
Die Brasilianerin taumelte. Sie wollte etwas sagen, aber die
Kräfte verließen sie. Björn fing sie auf und trug sie
schnell nach draußen, während der Mann aus Bhutan mit
einem Feuerlöscher in den verqualmten Kellerraum
zurückkehrte.
Mahay hatte das Feuer schnell unter Kontrolle. Der
Löschschaum erstickte die Flammen, ehe sie sich ausweiten
konnten.
Als Björn nach wenigen Augenblicken von oben herabkam, blieb
für ihn nicht mehr viel zu tun.
Mahay grinste über sein breites Gesicht. »Jetzt
möchte ich bloß wissen, wer eine Schlappe erlitten hat:
wir oder die andere Seite.«
Björn stieß hörbar die Luft durch die Nase.
»Wenn ich das genau wüßte, wär mir wohler, Rani.
Wir haben eine Schlacht gewonnen, aber noch keinen Krieg. Der geht
weiter. Ich möchte sogar behaupten, diese Schlacht ist
unentschieden ausgegangen.«
»Versteh ich nicht«, knurrte der Inder. »Die miesen
Kerle sind weg. Einheizen konnten sie uns nicht. Dafür hat ihr
Höllenfeuer nicht ausgereicht. Es ist doch alles gut
gelaufen.«
Hellmark schüttelte den Kopf. »Ich sehe noch nicht klar,
Rani. Erinnerst du dich an die erste Szene in der Kristallkugel, die
der Auseinandersetzung zwischen den beiden Mahays
voranging?«
»Hmmm.«
»Wir haben den Ausgangsort der Feuerteufel gesehen, aber wir
wissen nicht, wo er sich befindet. Das ist die eine Sache. Die
andere: Ich werde den Barlons einen Besuch abstatten. Madame war so
unverschämt, meine Taschen zu durchsuchen. Dabei ist ihr die
Dämonenmaske in die Hände gefallen. Ich bin fest davon
überzeugt, daß sie ziemlich genau
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