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Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom

Titel: Macabros 020: Die Blutgärten von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Ereignisse vorauserlebte und sich danach richtete.
Alan Kennan hatte diese Gabe geerbt. Deswegen waren sie hier, und
Björn hoffte, daß die Fähigkeiten Alan Kennans sich
günstig auf ihre Mission auswirke.
    Ein Traum aber stellte sich nicht auf Bestellung ein. Es konnte
sein, daß sie wochenlang hier verbrachten, ohne daß sie
eine Spur fanden oder daß Alan Kennan ihm auch nur im
geringsten dienlich sein konnte. Aber darauf verließ er sich
auch nicht.
    Er wollte wissen, ob es hier in dieser Gegend wirklich das
legendäre Auge des Schwarzen Manja gab. Wenn ja, dann würde
er alles daransetzen, es in seinen Besitz zu bringen. Jedes Auge mehr
bedeutete einen Baustein mehr zu haben in der Mauer, die das
Vordringen des Unheimlichen auf die Erde verhindern sollte.
     
    *
     
    Im nahen Dschungel verstummten die Geräusche nicht.
    Es quietschte, pfiff und raschelte, und seltsame Vogelstimmen
schrien in die Nacht hinaus.
    Träge floß das Wasser dahin.
    Den gleichen Fluß sah Alan Kennan in seinem Traum.
Mächtig sprudelte das Wasser und schäumte über
ausgespülte Wurzeln hinweg. Eine kleine, ausgespülte Bucht
hatte sich gebildet, hoch ragten die Gummibäume, aus denen das
wertvolle Kautschuk gewonnen wurde.
    Alan Kennan erkannte die Stelle sofort wieder. Da hatte er mal vor
vielen Jahren mit seinem Vater gesessen. Sie unterhielten sich,
stocherten mit Stöcken im Wasser herum, und die Fische suchten
das Weite. Dies hier war eine besonders romantische Stelle am
Fluß, und etwas von der Weite und Stille einer einsamen Welt
umhüllte einen. Keine Menschen weit und breit, endlose
Stille.
    Was aussah wie knorrige, flache Baumstämme, waren die
Krokodile, die lautlos durchs Wasser trieben, sich auf der
entgegengesetzten Seite des Flusses in einem trüben Schlammloch
versammelten und mit ihren Glotzaugen auf die Vögel starrten,
die von Ast zu Ast hüpften.
    Alan Kennan blickte auf das Wasser zu seinen Füßen. Er
sah sich wieder am Fluß. Er war allein. Nacht…
    Das trübe Wasser schien sich mit einem Mal von innen heraus
aufzuhellen, als wäre der Fluß in der Tiefe
erleuchtet.
    Gespenstisch grün lag das Flimmern auf den Wellen und
verbreitete sich wie ein Nebel, geriet aber nie aus seiner Form.
    Ein großes, grünlich-gelbes Lichtloch zeigte sich
seinen Augen.
    Der Grund wurde sichtbar.
    Alan Kennan hielt den Atem an. Im Licht zeigte sich ein stumpfes
Glühen, wurde stärker und flammend rot.
    Ein Stein!
    Ein glutroter Rubin, von einer Reinheit, einer Klarheit, wie er
nie einen gesehen hatte.
    Das Auge des Schwarzen Manja! schoß es ihm durch den Kopf.
Hier im Fluß liegt es verborgen.
    Er sah genauer hin und erkannte, daß der Stein in einem mit
Moos und Algen und Wasserpflanzen bewachsenen uralten Fischernetz
hing, das sich in einem bizarren Wurzelstrunk verfangen hatte.
    Der Fluß ist nicht tief, sagte Kennan sich. Sein Blick ging
auf die andere Seite hinüber. Die Krokodile schliefen.
    Er konnte es riskieren und sich Gewißheit verschaffen.
    Außerdem: dies war nur ein Traum. Sein Bewußtsein
registrierte die Traumbilder und ließ ihn erkennen, daß
dieser Augenblick keine Wirklichkeit war. Im Unterbewußtsein
sträubte er sich dagegen, schon aufzuwachen. Wenn diesem Traum
präinuntiative Züge, also vorausschauendes Ahnen
anhafteten, dann würde es gut sein, weiter zu träumen.
    Er sprang…
    Hoch spritzte das Wasser auf. Alan Kennan sprang im Traum genau in
das flirrende Lichtloch, das ihn beinahe magisch anzog.
    Das Wasser schlug über ihm zusammen. Wie in Wirklichkeit
erlebte er den Vorgang, hielt den Atem an, riß die Augen weit
auf und konzentrierte sich gleichzeitig auf die Nähe der
Krokodile, denen die Bewegung im Wasser nicht entgangen war.
    Er tauchte schnell und sicher und wollte ebenso schnell wieder an
die Oberfläche kommen.
    Kennan streckte die Hand aus. Er fühlte das schmierige Netz.
Kleine Fische huschten davon, als wäre mitten unter ihnen eine
Explosion erfolgt.
    Er stieß durch das morsche Netzwerk. Wie ein rotes,
glühendes Auge funkelte der faustgroße Stein ihn an.
    Er griff danach und – griff ins Leere.
    Da wachte Kennan auf. In der Dämmerung warf er einen Blick
auf seine Rechte und sah, daß sie zur Faust geschlossen war,
als hielte er etwas Kostbares umspannt.
    Doch seine Hand war leer.
    Der Traum ging ihm nicht aus dem Kopf. Manchmal war es so,
daß Dinge, die er prophetisch vorausgeschaut hatte, zu einem
sehr viel späteren Zeitpunkt eintrafen und er mit ihnen
konfrontiert wurde.

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