Macabros 026: Elixier der Verdammnis
abhoben.
Sie hatten dunkle Gesichter. Björn vermutete zunächst,
daß sie dunkelhäutig waren, aber als sie näher kamen
und das Licht der Wachskerzen sie traf, konnte er erkennen, daß
sie Haare und Gesichter mit einer fettigen Substanz geschwärzt
hatten. Unter dem dunklen Belag schimmerten die Haare golden
durch.
»Wer seid ihr und was wollt ihr hier?« Die Stimme kam
aus dem Mund des Mannes, der jetzt einen Schritt vortrat. Björn
erkannte in ihm den alten Mann mit dem grauen Haar, der vor der Ruine
gekniet und irgendwelche geheimen, ihm unbekannten Riten
durchgeführt hatte.
»Wir haben Freunde gesucht. Freunde, die uns weiterhelfen.
Ich heiße Kaphoon – das ist mein Freund Arson.«
Hellmark sagte es einfach so hin. Mit irgend etwas mußte eine
Konversation beginnen. Es war gut, daß es überhaupt eine
Möglichkeit gab, sich zu artikulieren. Wo man keine gemeinsame
Sprache fand, wurde alles nur viel schwieriger.
Hellmark legte Wert darauf, eventuelle Mißverständnisse
und Vorurteile zu beseitigen. Das alles war vielleicht möglich,
wenn er gleich bei der Wahrheit blieb. Nur – die volle Wahrheit
berichten, würde alles nur noch komplizieren. Würde man ihm
glauben, wenn er berichtete, daß sie aus einer anderen Zeit
kamen? Manchmal war es auch nicht gut, alles an Wahrheit
unüberlegt auszuplaudern. Wahrheit konnte auch komplizieren.
»Warum habt ihr mein Haus beobachtet?« wurde er gefragt.
Der Mann in dem purpurfarbenen Gewand, den Björn als Macabros
beobachtet hatte, wirkte ernst. Hellmark glaubte eine gewisse
Ängstlichkeit wahrzunehmen, auch wenn der andere dies nicht
zeigte.
»Wir haben es nicht beobachtet. Wir wurden durch Zufall
darauf aufmerksam.«
Ein leises Lachen folgte. Ein jüngerer Mann, in dunkelblauem
Gewand, der an der rechten Seite des Alten stand, schüttelte den
Kopf. »Und ihr seid sicher, daß wir dir das glauben?«
fragte der Betreffende mit harter Stimme. Er hatte seinen
kapuzenähnlichen Überwurf nach hinten gelegt, so daß
das Gewand wie mit einem voluminösen Kragen drapiert schien.
Der Sprecher – das sah Björn jetzt – war ebenfalls
mit der fettigen Substanz geschwärzt. Auch er war blondgelockt,
kräftig und hellhäutig. Von den insgesamt sieben Fremden
waren jedoch drei von dunkler Hautfarbe und schwarzem Haarwuchs.
Aus der Geschichte Xantilons – soweit sie ihm bekannt
geworden war – wußte Hellmark, daß seinerzeit
Schwarz und Weiß in engem Kontakt miteinander lebten, und
daß es keinerlei Rassenhaß und Probleme gegeben hatte.
Xantilon und Atlantis waren ausgesprochene Friedensreiche gewesen.
Nur durch das Einwirken finsterer Mächte, die sich bestimmte
Schwächen und verborgene Wünsche der damals Lebenden
zunutze machten, war es zu Auseinandersetzungen und
Mißverständnissen gekommen die praktisch künstlich
geschürt worden waren.
»Ja, das kannst du mir glauben«, erwiderte Hellmark mit
fester Stimme auf die spöttisch klingende Bemerkung des jungen
Mannes. »Es ist die Wahrheit.«
»Deine Lüge klingt gut, aber alle, die mit den Schwarzen
Priestern zu tun haben, können gut lügen.«
»Wir fürchten die Schwarzen Priester ebenso wie
ihr«, reagierte Hellmark sofort. »Wenn ihr sie
bekämpft, dann ist es Unsinn, uns hier festzuhalten. Wir sind
gekommen, ihre Macht zu zerbrechen, die Dämonen
zurückzudrängen – und hilflose Menschen aus ihrem Bann
zu befreien.«
»Lüge! Ihr habt uns beobachtet. Ihr habt eine Zelle der
Freiheit entdeckt, aber ihr seid nicht mehr dazu gekommen, euer
Wissen weiterzugeben. Diesmal waren wir schneller. Das Ritual zur
Beschwörung der Unterirdischen war erst ganz am Anfang«,
ließ der junge Mann mit dem dunkelblauen Gewand sich vernehmen.
Niemand widersprach ihm. Der Alte kniff Mund und Augen zusammen und
starrte Hellmark ins Gesicht, damit ihm auch nicht die geringste
Regung in diesen edel geformten Zügen entging. »Das
müßt ihr zu spät erfahren haben, denn zwei unserer
Freunde konnten heute nacht erst später eintreffen. Sie
entdeckten euch an der Mauer und schlugen euch nieder. Ihr seid in
unserer Gewalt! Wenn ihr Spione der Schwarzen Priester seid, dann
gebt es zu! Oder laßt es! Aber wir haben Mittel und Wege, euch
die Zunge zu lösen!«
»Es ist nicht nötig, Gewalt anzuwenden, um Freunde zu
Feinden zu machen«, ließ Arson sich da vernehmen. Er war
zu sich gekommen und hatte den letzten Teil des Streitgesprächs
zwischen Hellmark und dem anderen mitbekommen. Er schaltete sich
jetzt ein. »Dämonen sind
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