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Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Macabros 030: Tempel der Versteinerten

Titel: Macabros 030: Tempel der Versteinerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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hin
und wieder stand ein krummgewachsener Baum mit dünnem Stamm und
einem ausladenden schirmartigen Wipfel. Bei genauerem Hinsehen war zu
erkennen, daß es rund um den Stamm herum lebte. Handgroße
Tiere, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Fledermäusen
hatten, hingen dort wie die Kletten aneinander.
    Die Steppe verengte sich in der Ferne und mündete in ein
bizarres Gebirgstal. Am Rande der Steppe stießen Björn und
Pepe abermals auf einen Menschen. Fingerdick lag der Staub auf dem
Schläfer, und Hände, Beine, Kopf und Gesicht waren von
einer moosartigen Schicht überwachsen, ein Zeichen dafür,
daß der Mann schon eine lange Zeit hier lag und nicht mehr
aufgewacht war.
    Auf dem kurzen Weg von der klippenreichen, orkanumstürmten
Küste bis hierher stießen sie nun schon auf das dritte
Zeichen der Macht der rätselhaften Göttin
Aii-Ko’on-Tak, und Björn sagte sich, daß diejenigen,
die den Tempel in dem legendären Bergland im Zentrum der Insel
aufsuchten, doch ebenfalls – genau wie sie jetzt – auf die
Opfer gestoßen sein mußten. Schreckte sie das nicht ab,
den Weg zum Tempel und die Begegnung mit der mysteriösen
Göttin zu suchen?
    Er konnte sich die Antwort ganz leicht von selbst geben.
    Nein! Auf geheimnisvolle Weise fühlte auch er sich angezogen
vom Tempel der Göttin. Was man sich über ihn und die Herrin
darin erzählte, klang so ungeheuerlich, daß Menschen aus
allen Teilen Xantilons schon vor den chaotischen Zuständen dort
aufbrachen und hierherkamen, um ihr Glück zu machen. Doch die
Göttin mit den zwei Sinnen hatte bisher nur einen gezeigt: den
der Vernichtung, den des Todes und des Grauens.
    »Halt! Halt! So wartet doch, Tänzer!« gellte die
Stimme hinter ihnen. Hellmark und Pepe wandten fast gleichzeitig die
Köpfe.
    »Ich habe es mir überlegt.« Vonx schnaufte wie ein
Walroß. Über eine Schulter hatte er einen grob gewebten
Beutel geworfen, der prall gefüllt war. Am Beutel hing das
frisch enthäutete Tier, das Björn vorhin neben der
primitiven Blätterhütte des Verrückten bemerkte. Vonx
rannte, so schnell ihn seine mit Lappen umwickelten Füße
trugen. Er fuchtelte mit der Hand in der Luft herum, in der er die
Laute trug. »Ich komme mit euch. Das Pferd, Freunde… das
Pferd hat es mir angetan. Man kann ihm das Tanzen beibringen. Ich
werde es euch beweisen.«
    Atemlos rannte er auf sie zu. Björn und Pepe sahen sich
an.
    Vonx legte den Kopf leicht schräg und blickte sie treu an.
Das Gesicht, das er in diesem Moment machte, ließ seine ganze
Hilflosigkeit erkennen. Er war ein bemitleidenswerter Bursche, der
nicht wußte, was er tat und was er sagte. Sicher gab es hier
auf dieser merkwürdigen Insel, die ein Tummelplatz des Grauens
war, andere Verrückte, denen man lieber aus dem Weg ging. Vonx
hatte nur seinen Tanz- und Sing-Tick, und wenn man davon absah,
daß er ahnungslosen Menschen auflauerte, um mit ihnen sein
Spiel zu treiben, dann war alles eigentlich weniger schlimm. Die
Tatsache, daß Björn Hellmark ihm freundlich
entgegengekommen war, hatte Vonx in eine Stimmung versetzt, die ihn
glücklich machte.
    Hier gab es jemand, der ihn nicht wegstieß, der sich im
Gegenteil um ihn kümmerte. Er freute sich in Hellmarks Nähe
zu sein.
    »Nehmt Vonx mit«, strahlte er. »Ich weiß noch
viele Lieder.«
    »Die kannst du uns gern vorspielen, Vonx«, schaltete
sich Pepe schnell ein, der diesen Satz verstanden hatte. »Aber
laß uns nicht tanzen. Ich möchte nicht ständig wie
ein Floh auf und ab springen.«
     
    *
     
    »Scheint heute der Tag der offenen Tür zu sein«,
knurrte Andy Facem, der sich zuerst aus dem Streifenwagen
zwängte. Wobei der Ausdruck »zwängte« nicht
übertrieben war. Facem wog zwei Zentner und schleppte einen
Bauch vor sich her, der bei jedem Schritt, den er ging, auf und ab
wippte und unwillkürlich an einen Ballon denken ließ, den
Andy unter seinem Hemd versteckte.
    Trotz seiner Körperfülle bewegte der Mann vom Yard sich
mit einer Wendigkeit, die manch einen mit viel weniger Pfunden vor
Neid erblassen ließ.
    »Da können wir bequem durch das offenstehende Tor bis
zum Anwesen. Dort steht auch die Haustür sperrangelweit
offen.« Er ließ den Blick über die Fassade des
Landhauses schweifen. »Armer alter Adel… die Fassade steht
noch, aber drin ist nicht mehr viel los. Da können sich die
finanzschwachen Kerlchen keine Dienerschaft mehr erlauben, auf die
Bequemlichkeit aber wollen sie auch nicht verzichten, also lassen sie
Türen und Fenster offenstehen.

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