Macabros 033: Flucht in den Geistersumpf
eingelassen war, und passend dazu
die Fliege.
»Ohne Carminia?« Der Inder starrte Hellmark an wie einen
Geist. Irritiert trat der Mann aus Bhutan näher.
»Es gibt Feste, die besucht man am besten ohne Frauen«,
murmelte Björn nachdenklich. Er griff in seine Hosentasche und
vergewisserte sich, ob er die Dämonenmaske schnell fassen
konnte. »Weil man unter gewissen Umständen nämlich
erwarten kann, die Frau, die man sucht, dort zu finden – oder
zumindest einen Hinweis für ihren derzeitigen Aufenthaltsort zu
erhalten. Ich bin im ›Kronenberg‹ und nehme an einem
Empfang teil. Der Geschäftsführer des Hotels, mit dem ich
gut befreundet bin, konnte mir sagen, daß solche Empfänge
in der letzten Zeit des öfteren stattfinden und daß sie
von einem Mann namens Parkerson durchgeführt werden. Parkerson
gibt sich als Manager einiger bedeutender englischer Firmen aus.
Etwas Näheres ist über den Mann nicht bekannt. Ich habe den
Namen allerdings schon aus dem Mund Tony Stukmans gehört. Er
redete zu Lorette Massieu von ihm. Er wollte Geschäfte mit ihm
machen.«
Björn weihte Rani ein, so gut es ging. Zwischen den beiden
Männern gab es keine Geheimnisse. Hellmark verabschiedete sich
von dem Freund und gab der Hoffnung Ausdruck, daß er am
heutigen Abend erfolgreicher war.
Seit gestern schien ihm eine Ewigkeit vergangen. Er hatte des
öfteren nochmals eine Fahrt zu Stukmans Haus gemacht, aber
nichts Verdächtiges entdeckt. Der Rennfahrer war nicht wieder
aufgetaucht, und auch Lorette Massieu hatte sich nicht mehr gemeldet.
Gehofft hatte er ebenfalls, durch Al Nafuur, seinen geheimnisvollen
Geistfreund, einen Hinweis zu erhalten. Aber auch hier war nichts
geschehen.
Nachdenklich fuhr er davon, und Rani Mahay sah ihm vom Eingang des
Bungalows aus nach.
»Das gefällt mir nicht«, murmelte der Koloß
aus Bhutan und fuhr sich mit der rechten Hand über seine
prächtige Glatze. »Vielleicht sollte ich doch…«
Und er tat, was er glaubte tun zu müssen. Er eilte ins Haus
zurück, beriet sich kurz mit Pepe und rief dann die Taxizentrale
an.
Rani kriegte das Gefühl nicht los, daß Björn sich
da auf ein Abenteuer einließ, bei dem er besser jemand zu
seiner Begleitung mitnahm.
Draußen dunkelte es, als das Taxi vorfuhr, in das Rani Mahay
stieg.
An der Tür zum Festsaal standen zwei livrierte
Hotelangestellte und nahmen die Einladungskarte in Empfang.
Stimmengemurmel…
Sehr viele Gäste. Björn schätzte ihre Zahl auf
mindestens zweihundert. Viele kannten sich, fast die meisten. Und
auch Hellmark sah einige bekannte Gesichter, aber er mied die
Nähe dieser Menschen, um nicht in ein Gespräch gezogen zu
werden.
Was Rang und Namen hatte, war hier versammelt.
Über zweihundert – und eben das wollte ihm nicht in den
Kopf. Hatte Lorette Massieu nicht von einer kleinen Gruppe
gesprochen? Von etwa – zwanzig geladenen Gästen?
Hatte sie einen anderen Ball gemeint? Oder war es so, daß
dieses große Fest nur eine Art Tarnung war, daß sich hier
unter dem Schutz großer Namen zwanzig Auserwählte trafen
und ihren eigenen ›kleinen Ball‹ feierten?
Der Gedanke kam ihm unwillkürlich und ließ ihn nicht
mehr los.
Björn hielt Ausschau nach Lorette Massieu. Die zauberhafte
Halbfranzösin war nirgends zu sehen. Weder am Büfett, noch
auf der Tanzfläche, noch stand sie irgendwo mit jemand zusammen,
um nur zu plaudern.
Merkwürdig! Sie hatte doch auch kommen wollen? Gerade von
diesem Fest erwartete sie soviel…
Björn hielt sich etwas abseits, nippte an dem Sektglas, das
ihm ein Livrierter auf silbernem Tablett gereicht hatte, und
beobachtete aus respektabler Entfernung Tony Stukman. Er hatte dieses
Treffen hier organisiert. Er mußte mehr wissen als die
anderen.
Hellmark brauchte nicht lange zu warten.
Die Gäste waren bewirtet, der Sekt floß reichlich, die
Musik beschwingte. Allgemeine Heiterkeit, Frohsinn… die richtige
Stimmung, um in seiner Aufmerksamkeit nachzulassen. Aber im Gegensatz
zu Hellmark gab es offenbar niemand hier, der auf irgend etwas
Außergewöhnliches wartete. Es schien ganz natürlich
zu sein, daß Mister Parkerson, der Hagere mit dem blonden
Bärtchen, durch eine Seitentür den Saal verließ.
Hellmark lehnte gegen die Wand und beobachtete. Zwei Minuten
später… ein weiterer Gast, den er nicht kannte,
verließ den Saal durch die gleiche Tür!
Als dritter ging Stukman. Das war für Björn das Zeichen,
seinen Beobachtungsplatz zu verlassen und sich der Tür zu
nähern. Mit einem
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