Macabros 040: Tal der tausend Foltern
noch ehe Tamuur begriff, was sich da
abspielte.
Es war alles so schnell gegangen, daß er die Dinge erst
registrierte, als die Arena des Grauens leer und verlassen vor ihm
lag.
Macabros materialisierte wieder an jener Stelle, wo er Danielle
zurückgelassen hatte. Hier löste Hellmark seinen
Doppelkörper sofort auf. Ihn über einen längeren.
Zeitraum aufrechtzuerhalten, hätte zuviel Energie gekostet.
Er legte der benommenen und erschreckten Französin den Arm um
die Schultern.
Danielle schüttelte schwach den Kopf. »Das hättest
du nicht tun sollen. Du hast dir die letzte Chance verbaut,
Björn. Warum hast du mich geschont?«
»Aus einem ganz einfachen Grunde heraus, Danielle: weil ich
die Absicht habe, dich in jene Welt zurückzubringen, aus der du
stammst. Entweder wir schaffen das gemeinsam – oder keiner von
uns kommt jemals dort an. Jetzt möchte ich bloß wissen, wo
wir hier sind und ob wir uns gut verstecken können.«
Er ließ den Blick in die Runde schweifen.
Zahllose Durchlässe und Gänge führten in andere
Höhlen und Hallen, die im Dämmer nur zu ahnen waren.
Wie alles in diesem Tal des Magiers so wirkte auch diese Umgebung
bedrückend. Sie wären am liebsten sofort davongelaufen.
Hellmark hielt Danielle am Arm. Sie durchquerten die unheimliche
Halle. Sie gelangten in eine andere, in der tropfsteinähnliche
Gebilde von der Decke herabhingen, und in der es zahllose finstere
Nischen und Felsvorsprünge gab, in deren seltsame Wesen aus
schwammartigem Stein hockten, die sie aus leeren Augen
anglotzten.
Je tiefer sie in die unbekannten Räume vordrangen, desto
unheimlicher wurde es ihnen. Überall waren dämonische
Objekte, die eine merkwürdige Stimmung verbreiteten. Sie
begriffen, wer hier zu Hause war.
»Das ist Tamuurs Schloß«, erkannte es Danielle.
»Wir befinden uns in der Höhle des Löwen,
Björn.«
Ihre Worte waren noch nicht verklungen, als aus der Tiefe eines
riesigen Saales Geräusche zu ihnen herdrangen. Schritte –
und leise Stimmen.
*
Der Mann aus Ullnak setzte alles daran, die wiedergefundene Aleana
aus dem tranceähnlichen Zustand herauszureißen.
Die Tochter des Fürsten Altor glaubte, dem Besucher die
Schönheiten des Schlosses zeigen zu müssen, den blauen
Salon ebenso wie den roten…
Ka-To aber sah nur das Grauen der Dinge.
»Sag mir genau, was du siehst«, forderte er sie auf und
wandte den Blick nicht von dem ebenmäßig schönen
Antlitz das sich ihm immer wieder zuwandte. »Erzähl es mir
genau!«
»Siehst du die seidigen Stoffe im Glanz des Mondes und der
Sonne, Ka-To? Diese wunderbaren Vorhänge, die die einzelnen
Gemächer voneinander abtrennen?«
Er sah keine seidigen Vorhänge. Er sah schreckliche,
schmierige Spinnweben, die lang von der Decke herabhingen, die
Nischen verbargen, in denen zu Stein erstarrte Gestalten hockten, die
nur darauf zu warten schienen, daß man sie zum Leben
erweckte.
Düstere, massige Wesen, ein Mittelding zwischen Echse und
Mensch. Einige waren mit bizarren Fledermausflügeln ausgestattet
die ihn an die Aufbauten außerhalb des Magier-Schlosses
erinnerten.
»Wer hält sich in den Gemächern auf, Aleana?«
fragte er drängend.
»Meine Diener und Zofen, meine Gaste…«
»Was tun sie gerade?«
»Sie plaudern, sind fröhlich und zufrieden. Wer
wäre es nicht in einem paradiesischen Garten, in einem
Märchenschloß, Ka-To?«
Ihre Sinne waren umnebelt. Sie nahm das Grauen und das
Höllische, das sie umgab, überhaupt nicht wahr.
So sah sie auch ihren Herrn und Gebieter, den Mann der sie
hierhergelockt hatte und den sie angeblich liebte. Tamuur war ihr als
ein schöner, begehrenswerter Prinz und Herrscher über ein
blühendes Reich erschienen.
»Es ist nicht so, wie du sagst«, rief Ka-To. Er konnte
nicht mehr länger an sich halten. »Moderndes Spinnweb
hängt von der Decke, verdeckt die Nischen. Keine Zofen und
Diener harren dort plaudernd, sondern schwammige, erschreckende
Götzen die namenloses Grauen verbreiten, wenn man sie aufruft.
Dies ist Tamuurs Reich, Aleana.«
»Was sagst du da für einen Unsinn, Ka-To?«
»Die Halle dort vor uns stellt Tamuurs Thronsaal dar.
Schmierige Säulen tragen ein Gewölbe, das aus den
Flügeln urwelthafter Echsen besteht.«
»Herrliche Baldachine spannen sich zwischen
Elfenbeinsäulen, in die die größten Künstler die
schönsten Szenen aus dem unvergänglichen Liebes-Epos aller
Völker geschnitzt haben…«
Obszöne Pornos, in Knochen geritzt waren dort wirklich
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