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Macabros 056: Die Leichenpilze kommen

Macabros 056: Die Leichenpilze kommen

Titel: Macabros 056: Die Leichenpilze kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Bushaltestelle.
    Der Überlandbus kam aus Dayton und sammelte die letzten
Nachtbummler hier an dieser äußersten Haltestelle der
Stadt. Aber von Nachtbummel konnte keine Rede sein. Wenn man
Glück hatte, war es für die auf dem freien Land lebenden
Bewohner gerade noch möglich, ein Kino zu besuchen.
    Alles was sich nach zweiundzwanzig Uhr abspielte, kam für all
die Bewohner nicht mehr infrage, die kein eigenes Auto besaßen.
Aber dies kam in diesem vollmotorisierten Land nur für ganz
Wenige in Betracht.
    Unter normalen Umständen hätte auch Doreen Keith keinen
Bus benutzt. Aber eine Kette von Umständen hatte es eben
verhindert.
    Sie ging an der hohen Mauer entlang, die das alte,
parkähnliche Anwesen umschloß.
    Sie vernahm ein leises Fauchen. Es hörte sich an, als ob
jemand aus einem Ballon die Luft ablasse.
    Doreen wandte unwillkürlich den Kopf, ohne sich jedoch
weitere Gedanken über das Geräusch zu machen.
    Und da geschah noch etwas, das ihr Denken sofort in eine andere
Richtung lenkte.
    Alle Straßenlaternen erloschen. Völlige Dunkelheit
hüllte sie ein wie ein Mantel.
     
    *
     
    Die Welt war vollkommen schwarz.
    Doreen Keith erschrak aufs heftigste.
    Sie verhielt im Schritt und blickte zu den Lampen empor…
Stromausfall! So etwas konnte passieren…
    Die Neunzehnjährige fröstelte und zog ihre Schultern
hoch.
    Eingehüllt zu sein von absoluter Schwärze, das war schon
etwas Ungewohntes, und die Welt sah gleich ganz anders – und
bedrohlich aus.
    Doreen Keith begann zu laufen. Sie rannte an der Mauer entlang,
direkt auf die Haltestelle zu. Das war ihr Ziel. Hier in der
Nähe der Eisenstange, an der sie sich festhalten konnte,
fühlte sie sich ein wenig besser geborgen als einsam auf der
menschenleeren und verlassenen Straße. Hoffentlich wurde der
Stromausfall bald behoben, ging es ihr durch den Kopf.
Unwillkürlich preßte sie die Handtasche enger an ihren
Körper. Sie wurde gegen ihren Willen aufmerksamer, beobachtete
ihre Umgebung intensiver, und es blieb nicht aus, daß sie auch
die Geräusche deutlicher wahrnahm.
    Hinter dem Gemäuer raschelte es.
    Ein Tier?
    Sie wandte sich unwillkürlich um und hielt den Atem an.
    Da bewegte sich jemand, etwas… aber sie konnte mit ihren
Blicken das Mauerwerk nicht durchdringen.
    Hätte sie es vermocht, sie wäre zu Tod erschrocken.
Zwischen Laub und auf dem Boden liegenden Zweigen bewegte sich
etwas.
    Es war flach wie ein Teller und schob sich aus dem Erdreich. Ein
Pilz. Weich und schwammig.
    Die feuchte, gallertartige Masse wackelte wie ein Pudding. Sie
wuchs rasend schnell, als würden unsichtbare Hände sie von
unten her aus dem Erdreich schieben.
    Es handelte sich nicht nur um einen einzigen Pilz, der auf diese
rätselhafte Weise aus dem Boden kroch wie ein beseeltes
Lebewesen.
    Da waren plötzlich vier, fünf, sechs…
    Ihr Umfang war gewaltig. Sie entwickelten sich in Baumstärke,
die Pilzköpfe waren groß wie Wipfel.
    Die Lamellen hingen herab wie wehende Schleier.
    Was in diesem lichtlosen Park zu nächtlicher Stunde aus dem
Nichts wurde, das hatte es noch nie auf dieser Welt gegeben.
    Fauchend und leise zischend entwichen Dämpfe den Poren und
wehenden Lamellen und bewirkten die unidentifizierbaren
Geräusche.
    Die Pilze entwickelten sich nicht nur oberhalb des Bodens –
sie entwickelten sich auch direkt unterhalb der Oberfläche.
    Das Erdreich wurde wellig und brüchig an diesen Stellen, und
wenn man nur die fließende Bewegung verfolgte, dann wurde man
in erster Linie an einen überdimensionalen Maulwurf erinnert,
der sich dort voranarbeitete.
    Die unheimlichen, unirdischen Pilze waren seltsam elastisch,
füllten im Nu den Raum zwischen den Bäumen und
verdrängten die Zweige und Äste des niedrigen
Buschwerks.
    Die Pilze schafften sich Platz.
    Sie waren von fahlgelber bis dunkelgrüner Farbe, wobei die
Lamellen unterhalb der breiten, schirmartigen Köpfe braun bis
schwarz auftraten.
    Unheimlich war das Auftauchen der Riesenpilze. Noch unheimlicher
aber war das, was jetzt geschah.
    Die langen wehenden Lamellenschleier wurden durch die Luft und
durch die eigene Gasentwicklung aus den Poren emporgetrieben und nach
vorn geworfen. Die Pilze registrierten etwas. Sie erkannten,
daß in ihrer Nähe etwas lebte, atmete. Ein Mensch, der auf
sie aufmerksam geworden war.
    Er wußte nicht im einzelnen, was hier vorging. Doch die sich
entwickelnden Geräusche waren dem Einsamen nicht entgangen.
    Niemand durfte wissen, daß sie hier waren, um das »Bild
des

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