Macabros 056: Die Leichenpilze kommen
Die Pilze allein waren
dafür zuständig, und sie waren prädestiniert dazu. Sie
sind in ständiger Berührung mit Wasser, und alles Wasser
kommt aus der Erde. Der Blick in die Zukunft ergab, was ihr zu einem
späteren Zeitpunkt tun würdet. Richard Patrick leitete
alles ein. Zwei Killer lauerten euch an der Stelle auf, an der ihr
seinen Kenntnissen entsprechend auftauchen würdet. Von Anfang an
war geplant, Carminia zu treffen, nicht dich! Du schließlich
konntest das Amulett herbeischaffen, hinter dem sie so sehr her
sind.«
»Was hat es mit diesem geheimnisvollen, blattförmigen
Stein auf sich, Al?«
»Es würde zu weit führen, dir die ganze Geschichte
des Schicksals dieses Steins zu erzählen, Björn. Unsere
Zeit ist begrenzt. Für dich ist nur eines wichtig zu wissen:
Suche den Herrscher Oceanus in der Tiefe der Schwarzen Wasser. Er ist
ein Suchender, der sein Volk wieder vereinen will. Dies aber
wäre gleichbedeutend mit veränderten Lebensbedingungen
für die Pilze. Sie würden wieder zurückverwiesen in
ihre Schranken. Reglos die Wälder des Reiches füllen, aus
denen sie durch umstürzlerische Maßnahmen entkommen sind.
Der Herrscher in der Tiefe kann zu deinem Freund – aber auch zu
deinem Feind werden, wenn du fehlst. In diesem Fall würden die
Ursen die Entscheidung herbeiführen…«
Die Ursen! Jene rätselhaften Fischmenschen, die auf
fliegenden Riesenfischen bereits die sichtbare Welt betreten hatten
und von denen man bisher lediglich wußte, daß sie in
irgendeiner Beziehung zu Molochos standen.
»Wo finde ich den Herrscher in der Tiefe, Al?«
»Es gibt tausend Möglichkeiten. Alle Wasser der Erde
sind untereinander in Berührung, es ist egal, in welches Wasser
du steigst. In jedem Wasser, das eine offene Verbindung zum Meer hat,
ist die Kontaktaufnahme möglich. Du mußt das Amulett
mitnehmen. Daran wird Oceanus, der Herr der Schwarzen Wasser, dich
erkennen. Unternimm’ schnell etwas! Je länger du
zögerst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit,
daß Oceanus zürnt und dich nicht als Freund erkennt,
sondern dich als Feind ansieht.«
»Das sind nicht gerade die besten Aussichten, die du mir da
einräumst«, beschwerte Hellmark sich lautlos in
Gedanken.
»Ich kann dir nur sagen, was ich weiß. Ich bedaure es
nicht minder als du, daß meine Fähigkeiten so
eingeschränkt sind und ich nicht alles erfassen kann, was auf
deiner Welt vorgeht. Suche den Herrn der Schwarzen Wasser –
darin liegt die Chance, Positives zu bewirken! – Es gibt
Anzeichen in deiner Welt, die zeigen, daß sich eine Stelle
besonders dazu eignet, ihn zu finden. Schiffe und Flugzeuge
verschwanden in diesem Meeresgebiet und…« Plötzlich
durchzuckte ein panischer Schreck sein Innerstes. Dieser Schreck
wurde ausgelöst und übertragen durch Al Nafuur.
»Rani… er ist ihnen in die Falle gerannt, Björn! Ich
spüre den Triumph der Pilze –!«
»Rani, der befindet sich…«
»Er befand sich im Palais! Du wirst ihn dort nicht mehr
finden! Nein! Es hat keinen Sinn, den Weg zu gehen, den er gegangen
ist. Du kannst ihm nicht helfen. Nicht so… nur über den
direkten Weg zum Herrscher der Schwarzen Wasser…«
Die Stimme wurde leiser und verlor sich in sanften
atmosphärischen Klängen, die gleich darauf ebenfalls
verstummten.
Aus unendlicher Ferne nochmals die leise, wispernde, kraftlose
Stimme des Telepathen. Al Nafuur wollte ihm noch etwas mitteilen.
Aber die Nachricht erreichte ihn nicht mehr.
Der Kontakt über Räume und Zeiten hinweg brach
endgültig zusammen.
In Hellmarks Hirn wirbelten die Gedanken durcheinander.
Carminias ungewisses Schicksal… die Klärung des Falles
Richard Patrick, der in seiner geistigen Not dringender Hilfe
bedurfte… Rani Mahays unfaßbares Verschwinden… das
Auftauchen und die Existenz der Leichenpilze…
Vier drängende Probleme von vielen!
Hellmarks Gesicht war wie aus Stein gemeißelt.
Er sah die Zukunft wie eine schwarze, drohende Wand vor sich, ein
Berg ungeklärter Fragen wälzte sich auf ihn zu.
Björn atmete tief durch, und seine breite Brust hob und
senkte sich.
»Sorgen?« vernahm er Patricks leise Stimme neben sich.
»Kann ich dir helfen?«
Hellmark lächelte müde. »Was immer auch geschehen
ist, Rich, diese Worte beweisen mir, daß du doch mein Freund
bist.« Ein Mann, der selbst mit einem Berg von Problemen fertig
werden mußte, bot ihm seine Hilfe an.
Hellmarks Körper spannte sich. »Es gibt einiges zu tun,
Rich«, sagte er dann mit fester, entschlossener
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