Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor
und als ein Stück
seines vampirischen Körpers weitergegeben wurde.
An dem, was in dieser Nacht in Paris geschah, war Rani Mahay
mitbeteiligt, ohne es zu wissen. In wirklichem Sinn lebte er nicht
mehr. Es war das Dasein eines Untoten, der von einem dämonischen
Geist zu unwertem Leben verdammt war.
Innerhalb der nächsten Minuten verloren mehr als
dreißig Menschen ihre Identität und wurden jener Armee der
Gespenstischen einverleibt, ohne daß sie es wollten.
Die Saat des Wahnsinnigen aus Zoor ging auf.
Was mit einem einzigen Exemplar jenes Keims aus dem Mikroreich der
Dämonischen gekommen war – hatte bereits vielfältiges
Leben hervorgebracht.
Männer und Frauen von Paris wurden aus Autos gezerrt, zu
Boden geworfen und von unheimlichen Gestalten umringt, die
plötzlich aus finsteren Hauseingängen oder
Mauervorsprüngen schnellten und sie zu ihresgleichen
machten.
Die Vampire von Zoor waren unverwundbar, und nur wenigen Menschen
gelang es, sich vor ihnen durch eine rasche Flucht in Sicherheit zu
bringen.
In dieser Nacht herrschten das Grauen und der Wahnsinn, als die
Schattengestalten einen bestimmten Bezirk der Stadt unter ihre Gewalt
brachten.
Dann tauchten sie unter, als hätte es sie nicht gegeben.
Polizei- und Krankenfahrzeuge rollten durch die Straßen, die
wie leergefegt waren. Die Menschen, die den Unheimlichen entkamen und
als einzige über ihre Begegnung sprechen konnten, hatten sich in
Kellern und Wohnungen verbarrikadiert und standen meistens unter
Schockeinwirkung.
Nur wenige konnten über ihre Erlebnisse überhaupt
sprechen.
Sie berichteten von ’schwarzen Gespenstern’, die lautlos
aufgetaucht und ebenso wieder verschwunden waren.
Wo aber hielten sie sich jetzt auf?
Polizei und Ordnungskräfte durchkämmten am Ort der
Begegnung mehrere Häuser vom Keller bis zum Dachboden.
Doch die Männer fanden nichts.
Das war kein Wunder. Die sie suchten, hatten sich schon
längst abgesetzt.
Viele hielten sich in diesen Minuten unter der Erde in der
labyrinthisch verzweigten Kanalisation und den Katakomben von Paris
auf.
In der absoluten Schwärze, an einem Ort, wohin sonst kein
Mensch kam, suchten die meisten Zuflucht vor dem Sonnenaufgang, der
bald anbrach.
Andere wiederum versteckten sich in ihren Wohnungen, verschlossen
und verriegelten die Türen, machten die Rollos dicht und zogen
sämtliche Vorhänge zu, um das Licht des langsam grauenden
Morgens fernzuhalten.
Die Veränderten verhielten sich wie Menschen, die den
Verstand verloren hatten.
Viele von ihnen räumten große Kleiderschränke aus,
warfen die darin befindlichen Textilien einfach über Sessel oder
Couch und suchten im Schrank dann Unterschlupf.
Als die Türen sich knarrend schlossen, herrschte jene tiefe
Dunkelheit, die die Nachtsepien von Zoor benötigten, um den Tag
zu überstehen, der vor ihnen lag. Die Nacht dann jedoch war ihr
Metier, wo sie auszogen, um frische Opfer zu schaffen.
Das alles schien vollkommen unmotiviert. Unmotiviert für den
menschlichen Verstand.
In einem kleinen Lkw, der von einem Mann in kariertem Hemd und
Cordhose gesteuert wurde, befanden sich drei Särge. In ihnen
lagen die schwarzen Gespenster. Jean, der Gärtner, vom Gut Saint
Martin bei Minerve, steuerte sein Fahrzeug Richtung Süden. Eine
Polizeistreife, die ihn angehalten und kontrolliert hätte, gab
es nicht…
Andere Nachtseelen suchten gemeinsam Unterschlupf an sicheren
Orten.
Von den Opfern, die sich so sprunghaft vermehrt hatten, gab es
zahlreiche, die nicht in Paris oder Umgebung zu Hause waren, die als
Fremde die Stadt besuchten.
Zu ihnen gehörte auch Rani Mahay.
»Ich brauche Dunkelheit… Ich muß in Sicherheit
sein, ehe es Tag wird«, sagte eine der dunklen Gestalten
aufgeregt zu einer anderen, die neben ihm herglitt, ohne mit dem
spitz nach unten zu laufenden Körper den Boden zu
berühren.
Björn Hellmark hätte sofort die Stimme seines Freundes
Rani erkannt.
»Dann komm’ mit mir«, sagte die Gestalt an seiner
Seite. »Ich habe viel Platz… Bei mir wirst du sicher sein
und das finden, was du brauchst…«
Die Nachtseele, die so sprach, war Marcel Leclerque…
Sein Zuhause war seine Bürowohnung in der Rue Richer.
*
Carminia Brado, die sensible, charmante Brasilianerin wirkte
beunruhigt.
Sie hatte ein Gespür dafür, wenn besondere Gefahren in
der Luft lagen.
Ranis Verhalten machte sie stutzig.
Er war nicht mehr dazu gekommen, ihr Einzelheiten zu
erklären.
Und nun befand sich Danielle de
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