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Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Titel: Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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vom Mauersprung aus
das matte Aufleuchten der Stockwerkanzeige über dem Aufzug und
erkannte auf diese Weise, wohin die Fremde fuhr: In die zweite
Etage.
    Im Schutz der Dunkelheit des Korridors lief Hellmark nach oben und
sah gerade noch, in welcher Wohnung die Fremde verschwand.
    Es handelte sich um die des Privatdetektivs Marcel
Leclerque…
     
    *
     
    Selbst für Rani Mahay, der stets aufmerksam und rasch
reagierte, entwickelten sich die Dinge zu schnell.
    »Was haben Sie da gerade gesagt? Wer sind Sie?«
    »Ich bin Jacques Belmond…«
    Ein Monsieur Belmond war einer der Teilnehmer der Expedition, die
zufällig auf einen Rest der Zitadelle gestoßen war!
    Ehe Rani es verhindern konnte, warf der junge Mann sich mit wildem
Aufschrei der Tür entgegen und riß den Riegel
zurück.
    »Nicht!« brüllte Rani noch.
    Doch zu spät!
    Das Unheil nahm seinen Lauf.
    Die schwarzen Gespenster, hervorgebracht durch einen bösen
Keim aus Zoor, quollen förmlich durch den Türrahmen.
    Wie eine Flut schwappten sie über Jacques Belmond hinweg. Der
riß instinktiv beide Augen empor und schlug um sich, als wolle
er sich vor großen Vögeln, die ihn umflatterten,
schützen.
    Doch da gab es nichts, was er hätte berühren
können. Die Geister bestanden aus schwarzem Nebel, seine
Hände und sein Körper stießen durch ihn hindurch, und
mit einem grauenvollen Aufschrei stürzte der Sohn Gaston
Belmonds zu Boden.
    Ebenso lautlos wie schnell löste sich im gleichen Augenblick
aus einem der Körper jenes schlangengleiche, schauerliche Ding,
das sich in seinen Körper bohrte, seine Identität, wie
seinen Leib auslöschte und etwas vollkommen Neues aus ihm
machte.
    Rani Mahay erwischte es als Nächsten, ehe er dazu kam sich
nach Marlos zurückzuversetzen.
    Er zögerte nur drei Sekunden. Doch sie wurden ihm zum
Verhängnis.
    Er riß noch einen Stuhl herum und wollte sich den Angreifern
entgegenstellen, als das Fremde schon Besitz von ihm ergriff.
    Rani taumelte.
    Vor seinen Augen begann alles zu kreisen. In seinen Ohren rauschte
das Blut.
    Weg von hier, peitschten die Gedanken in seinem Bewußtsein.
Flieh’! Ab nach Marlos… Einen Moment kam es ihm so vor, als
wenn die Wände ringsum verschwinden und sich auflösen
würden.
    Dann hüllte brüllende Schwärze ihn ein. Das
Gefühl totaler Auflösung ergriff von ihm Besitz.
    Ein endloser Fall…! Todesangst!
    Dann Stille.
    Rani Mahay spürte einen Hauch.
    Die warme Luft von Marlos?
    Noch ein Rest von Erinnerung war in ihm. Doch auch der
verging.
    Da waren die Wände der Etablissements, das von Danielle de
Barteaulieé bewohnt wurde. Schwarze Gestalten umringten ihn,
als er sich erhob.
    Er wußte, daß er von dieser Minute an zu ihnen
gehörte. Einen eigenen Willen, einen eigenen Körper hatte
er nicht mehr.
    Rani Mahay war eine Nachtseele…
     
    *
     
    Er schloß sich ihnen an.
    Im Haus gab es kein Zimmer mehr, das nicht von den unheimlichen
Eindringlingen, die eine Mischung zwischen Leben aus dieser und
jenseitiger Welt waren, verschont geblieben wäre.
    Er schwebte mit den Geistern durch die Etage und verließ das
’Venus’, ohne noch eine Erinnerung an Marlos oder den
Wunsch zu haben, jemals dorthin zurückzukehren.
    Ganz andere Interessen verfolgte er jetzt.
    Es waren die Interessen des Irren von Zoor. Und das, was sie hier
in dieser Welt machten, den Keim, den sie in sich trugen, widersprach
auch der Logik jedes normalen Lebens. Dies war die Logik eines
Wahnsinnigen, nach der sie sich richteten. Doch das wußten sie
nicht…
    Einige bewegten sich kreuz und quer, scheinbar ziellos durch das
Haus, als seien sie auf der Suche nach weiteren Opfern, die sie mit
dem vampirhaften Leben impfen könnten.
    Andere verließen das Etablissement durch Fenster oder
Türen, um sich hinauszubegeben in die Nacht, die langsam ihren
Höhepunkt überschritt.
    Unter denen, die das Haus verließen, war auch Rani
Mahay.
    Er machte mit seinem neuen Körper, der im eigentlichen Sinn
keiner war, auch völlig neue Erfahrungen.
    Er wußte, wie wichtig die Dunkelheit für ihn war, wie
sehr er dagegen das grelle Licht meiden mußte.
    Es war für ihn ganz selbstverständlich, daß er
tote Materie berühren konnte, ohne daß sein Körper
sie passierte.
    Anders dagegen war es, wenn er einem Menschen aus Fleisch und Blut
begegnete und sich rücksichtslos auf ihn stürzte, ohne ihn
jedoch wirklich greifen zu können.
    Doch da war das Fremde, der Stachel des Bösen, der sich mit
jedem neuen Opfer tatsächlich vermehrte

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