Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor
ging wie ein Ruck durch Jacques Belmonds Körper.
»Nein…«, kam es gepreßt über seine
Lippen. »Das kann nicht sein… Diese Stimme! Es ist die
meines… Vaters!«
*
Richard Patrick erstarrte.
Björn Hellmark saß wie eine leblose Puppe auf seinem
Stuhl.
Draußen klappte die Tür ins Schloß.
Schritte kamen durch den Korridor.
Patrick meinte, im Erdboden versinken zu müssen.
Er schüttelte Hellmark. »Gefahr!« flüsterte er
erregt, seinen Mund dicht an Hellmarks Ohr führend. »Da ist
jemand… Komm’ zurück, Björn…,
Björn!«
Patrick mußte an sich halten, den Namen seines Freundes
nicht laut auszurufen.
Eine weitere Tür in der Wohnung klappte.
Es war die neben dem Arbeitszimmer. Jemand ging in die
Küche.
Hellmark zuckte leicht zusammen.
»Schnell!« stieß Richard hervor. »Wir haben
keine Zeit. Jeden Augenblick muß er hier sein…«
Da lief ein Zucken durch Hellmarks Körper.
Im nächsten Moment löste Björn Macabros im fernen
Afrika auf und war mit allen seinen Sinnen wieder in dem Zimmer, in
dem sein Originalkörper sich aufhielt.
Wie im Halbschlaf hatte er die warnenden Worte seines Freundes
vernommen. Er reagierte, ohne zu zögern.
Sein Doppelkörper Macabros entstand zwischen ihnen
beiden.
Hellmark brauchte den Kontakt zu ihm, um die Teleportation
durchführen zu können. Während er die rechte Hand
Macabros’ ergriff, packte er Richard Patricks Linke.
Im nächsten Moment verschwanden sie alle drei nach
Marlos.
Sie materialisierten in unmittelbarer Nähe der
Geister-Höhle, in der er seine Trophäen aufbewahrte.
Dieses Refugium diente ihm zur Erholung und inneren Einkehr, vor
allem auch dann, wenn er sich mit den Texten aus dem ’Buch der
Gesetze’ beschäftigte, die in der alten Sprache geschrieben
waren, die er besser verstand, seitdem er seinerzeit einen Ausflug
mit Arson in die Vergangenheit der Insel Xantilon unternommen
hatte.
Die Geister-Höhle befand sich in einer massiven,
zerklüfteten Felsnase, die wie ein bizarrer Stachel der
paradiesischen Insel vorgelagert war.
Sanft liefen die langen Wellen am Strand aus.
»Für dich, Rich, ist es vielleicht ganz gut, wenn du
einige Schritte bis zur Hütte Carminias läufst«, sagte
Hellmark lächelnd. »Laß dir von ihr einen Drink
bereiten oder eine gute Tasse Kaffee und plaudere ein bißchen
mit ihr. Pepe und Jim haben übrigens frische Kokosnüsse
geerntet. Die schmecken vorzüglich. Versuch’ sie
mal.«
»Und du?« – »Ich sehe mich in der Wohnung von
Monsieur Nevieux noch mal um. Dich lasse ich zur Vorsicht eine
Zeitlang hier, damit du nicht auf die Idee kommst, weiterhin in
anderer Leute Privatsphäre herumzuschnüffeln.
Hier auf Marlos bist du vor solchen Versuchungen gefeit.«
Patrick kam nicht zum Protestieren.
Im nächsten Moment war der Platz neben ihm leer.
Björn versetzte sich mit Macabros zurück in Albert
Nevieux Wohnung.
Original- und Doppelkörper materialisierten in der dunklen
Ecke neben der Eingangstür. Die Wohnung war ihm nun schon
vertraut.
Macabros ließ er verschwinden, um Kräfte zu sparen.
Hellmark blieb allein zurück.
Eine junge, dunkelhaarige Frau kam aus der Küche die ein
gemustertes, kariertes Kostüm trug.
Die Fremde trüg das Haar kurz und eine Brille mit
großen Gläsern.
Automatisch schaltete sie das Licht in der Küche aus und das
im Zimmer ein, in dem sich vor wenigen Sekunden noch Hellmark und
Patrick aufgehalten hatten.
Geistesgegenwärtig hatte der Verleger, als er die
Geräusche an der Wohnungstür vernahm, alle Lampen
gelöscht.
Die unerwartet aufgetauchte Besucherin sah auch in diesem Zimmer
nach und stutzte, als sie das Tagebuch auf dem Schreibtisch liegen
sah.
Hellmark glaubte, der Boden unter ihm würde versinken.
Sie hatte ganz vergessen, das verräterische Buch wieder an
die Stelle zurückzulegen, wo Patrick es weggenommen hatte.
Björn stand so in der dunklen Ecke, daß die Dinge, die
sich im Zimmer abspielten, wie auf einer Kinoleinwand zu verfolgen
waren.
Die Frau drehte das Tagebuch unschlüssig zwischen den
Händen, öffnete danach eine Schublade und legte es
hinein.
Dann inspizierte sie das Wohnzimmer in dem der Sarg stand.
Hellmark machte eine eigenartige Beobachtung.
Die Besucherin wunderte sich nicht über das Gehäuse und
auch nicht darüber, daß es leer war und offen, als
stände es bereit, jederzeit jemand aufzunehmen.
Die Frau war eingeweiht. Paktierte sie mit denen, die aus einer
anderen dämonischen Dimension in diese
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