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Macabros 091: Die Pestreiter

Macabros 091: Die Pestreiter

Titel: Macabros 091: Die Pestreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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hatte entfliehen
können?!
    Genauso war es!
    Es schien, als würde der Gedanke, der ihm so blitzartig kam,
das auslösen, was er durch Überlegung herauszufinden
versuchte.
    Es schien, als würde ein Orkan losbrechen.
    Die Luft war erfüllt von einem gewaltigen Rauschen.
Blätter wurden abgerissen. Hellmark sah für den Bruchteil
einer Sekunde einen silbernen Blitz, dann spürte er den Sog.
    Instinktiv schlug er um sich, fühlte die Gefahr und versuchte
ihr im selben Moment zu begegnen.
    Er wurde durch eine Art Tor gezerrt, dessen Herkunft und Aussehen
er nicht mehr genau registrierte.
    Er dachte an Marlos, unternahm aber nicht mehr den ernsthaften
Versuch, die Flucht zu ergreifen. Nur wenn er die Gefahr riskierte,
kam er möglicherweise dahinter, was Rani Mahay zum Schicksal
geworden war, was für Feinde es waren, die ihnen ans Leder
wollten und was für eine ›Maschinerie‹ hier eingesetzt
wurde, um sie zu entführen.
    Die Umgebung bestand aus kahlen, nackten Wandflächen.
    Das waren seine einzigen und letzten Eindrücke.
    Selbst wenn er jetzt noch versucht hätte, einen
›Sprung‹ nach Marlos durchzuführen, er wäre ihm
nicht mehr gelungen.
    Die Lähmung erfaßte ihn ganz und schnell.
    Er tat nur einen einzigen Atemzug. Das genügte. Die Luft war
mit einem geruch- und geschmacklosen Betäubungsgas
durchsetzt.
    Kaum atmete er es in seine Lungen, fühlte er auch schon die
Wirkung.
    Sein Kopf wurde schwer wie Blei, seine Glieder sanken herab, und
er stürzte zu Boden, da er nicht mehr die Kraft hatte, sich
aufrecht zu halten.
    Er fiel in eine unauslotbare Tiefe, vergaß, wer er war,
woher er kam und was er wollte.
     
    *
     
    »Skalpell… Tupfer…«, die Stimme des Arztes
klang leise und ruhig. Die assistierende Schwester kannte jeden
Handgriff. Die gebrauchten Instrumente klapperten auf dem metallenen
Tablett.
    Das eingearbeitete Team kam gut voran.
    Professor Henderson, eine Kapazität auf dem Gebiet der
Gehirnchirurgie, hatte auf Henry Mills’ Bitten sich bereit
erklärt, den Eingriff vorzunehmen.
    Alles lief programmgemäß.
    Am offenen Hirn entfernte Henderson einen Blutsack. Wenig
später wurde die Schädeldecke wieder geschlossen.
    Über zwei Drittel der schwarzgelockten Haarpracht Pepes war
dem Rasiermesser zum Opfer gefallen.
    »Fertig«, Henderson legte die Schere in das ihm
dargebotene Tablett. Ein Assistenzarzt brachte die Klammern und einen
dicken Kopfverband an.
    Der Operierte wurde wenig später in die Intensivstation
gebracht und an diverse Instrumente angeschlossen. Eine Infusion
begann zu laufen.
    Zehn Minuten nach der Operation kündigte sich die Katastrophe
an.
    Herzrhythmusstörungen traten auf, Pepes Kreislauf spielte
verrückt.
    Die vor den Monitoren sitzende Krankenschwester erkannte an den
ausgedruckten Werten sofort, daß etwas nicht in Ordnung
war.
    Ihre Augen verengten sich.
    Automatisch erfolgte eine Adrenalingabe, als die Instrumente die
Verlangsamung des Herzschlages registrierten.
    Dann erscholl auch schon das Signal, das ankündigte,
daß in diesem Augenblick das Herz stehen blieb!
     
    *
     
    Der Arzt war sofort alarmiert, aber er kam zu spät.
    Henderson wurde bleich und schüttelte den Kopf. »Ich
verstehe das nicht«, sagte er, noch während er eine
Herzmassage einleitete. »Das paßt nicht zum
Symptomenkomplex. Riskant allein war die Operation selbst. Die hat er
gut überstanden. Sein Herz war gesund, sein Kreislauf hat die
Belastung bestens verkraftet, da stimmt doch etwas nicht.« Das
letztere sagte er so leise, daß es wie im Selbstgespräch
klang.
    Fassungslos stand der Arzt vor dem jungen Patienten, der auf eine
ihm unerklärliche Weise gestorben war.
    »Tot«, murmelte der Professor. Er tupfte sich mit einem
Taschentuch die schweißnasse Stirn ab. »Er ist
tot…«
    »Nein!« schrie es da in Pepe. Er wollte auf sich
aufmerksam machen, sah und hörte alles.
    Doch es war ihm, als träume er einen seltsamen,
unheilschweren Traum.
    Er nahm alles aus einer verzerrten, ihm zunächst
unerklärlichen Perspektive wahr.
    Er hatte das Gefühl unendlicher Schwerelosigkeit und meinte
zu schweben. In der Tat sah er alles so, als schwebe er unter der
Decke und sah einen reglosen, unter einem weißen Laken
liegenden Körper, den Kopf, der mit einem dicken Verband
umwickelt war.
    »Ich bin nicht tot! Ich lebe! Könnt ihr mich denn nicht
sehen?«
    Was er sagen wollte, blieb unausgesprochen. Seine Lippen bewegten
sich nicht, er hatte – als schwebender Geist unter der Decke

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