Macabros 091: Die Pestreiter
ausgeschlossen.
Die Daten Masons stimmten mit denen überein, die Fraplin
kannte.
Er ließ sich die neue Anschrift geben und hatte es danach
sehr eilig, das Hotel zu verlassen. Zehn Minuten später
saß er schon im nächsten Zug und kehrte New York den
Rücken.
Der Ort, zu dem das abseits gelegene Landhaus gehörte, hatte
keine eigene Bahnstation.
Fraplin ließ sich mit dem Taxi hinbringen.
Hinter sanft geschwungenen, bewaldeten Hügeln lag in einem
Tal das Haus. Als es bereits dunkelte, kam Fraplin dort an.
Das Haus – hinter Bäumen und Büschen verborgen
– umgab ein wackeliger Lattenzaun, der das große
Grundstück begrenzte.
Hinter einem Fenster war schwacher Lichtschein zu erkennen.
Fraplin hatte schon viele merkwürdige und gefährliche
Abenteuer erlebt. Kaltblütig und ohne Furcht hatte er der Gefahr
ins Auge geblickt und sich keinen Moment irritieren lassen.
Aber seltsam, ein altes, abseits stehendes Haus war plötzlich
die Ursache dafür, daß es ihm eiskalt über den
Rücken lief, daß er Angst hatte.
Angst – wovor?
Er wußte es nicht. Das Gefühl war einfach da.
Wurde er langsam alt oder verrückt? Was war nur los mit ihm?
Hing es damit zusammen, daß er in der letzten Zeit so viele
Sorgen und kaum geschlafen hatte? Das war noch die einleuchtendste
Erklärung.
Einige Minuten stand er nach der Abfahrt des Taxis da und
betrachtete das einsame alte Haus. Es war einstöckig, die Front
verwittert wie der hölzerne Zaun, das ganze Anwesen machte einen
ungepflegten Eindruck.
Er fragte sich, wie Fred Mason gerade dazu kam, sich dort
einzuquartieren?
Fraplin gab sich einen Ruck. Die niedrige Zauntür stand halb
offen. An ihr gab es weder Schloß noch Riegel, so daß sie
gar nicht mehr geschlossen werden konnte.
Am Pfosten links neben der Tür hing ein verrosteter
Briefkasten. Er trug kein Namensschild.
Dies alles war schon sehr merkwürdig.
Was für einen Grund mochte Fred Mason gehabt haben, sein
verhältnismäßig komfortables Domizil im
›Bonman-Hotel‹ aufzugeben und hier einzuziehen?
Wieder stellten sich Zweifel ein. Vielleicht war das doch ein
anderer Mason, der hier lebte und seine Adresse im Hotel hinterlassen
hatte.
Der Gedanke, daß New York nur vierzig Meilen von diesem
Landhaus entfernt lag, kam ihm geradezu absurd vor.
Fraplin hatte das Gefühl, am anderen Ende der Welt zu
sein.
Die verrosteten Scharniere quietschten, als er die klapprige
Tür vollends zurückschob.
Auf das Geräusch hin näherte sich jedoch niemand, um
nachzusehen, wer in dieser Abgeschiedenheit jetzt zu Besuch kam.
Abermals mit gemischten Gefühlen stellte Eric Fraplin diese
Tatsache fest.
Er stand vor der Haustür. Es gab zwar eine Klingel, aber sie
funktionierte nicht.
Fraplin klopfte an und versuchte den eigenartigen
Furchtgefühlen Herr zu werden. Es lag etwas in der Luft, das er
sich nicht erklären konnte. Die Atmosphäre war von irgend
etwas Unaussprechlichem, Namenlosem erfüllt.
Er klopfte an.
Mit etwas mehr Druck wäre es keine Schwierigkeit gewesen, die
Tür nach innen zu drücken. Aus der Nähe erst sah man
die Schäden, die Alter, Wind und Wetter verursacht hatten. Risse
liefen quer über die Wände, das Dach war etwas nach vorn
gesackt, und bei schlechtem Wetter pfiff der Wind durch die morschen
Balken. Es regnete hinein.
Hier sollte Fred Mason wohnen?
Fraplin wurde seit seiner Ankunft das Gefühl nicht mehr los,
daß er dies alles nur träumte.
Der Traum mußte im ›Bonman-Hotel‹ begonnen haben.
Er war von all den Aufregungen und Strapazen so übermüdet,
daß er wahrscheinlich gar nicht bemerkt hatte, wie er
eingeschlafen war. Nun lag er in seinem Hotel und träumte diesen
verrückten Traum oder er war ganz und gar noch mitten im
Dschungel, Peggy lag neben ihm, und morgen früh würde sie
ihren Weg dann auf den Spuren Masons weiterführen.
Mason und dessen bisher unbekannter Grund, der dazu geführt
hatte, daß er eine maßgebende Expedition in den Dschungel
abbrach, beschäftigten ihn schließlich seit geraumer Zeit.
Da war es kein Wunder, wenn er derart irres Zeug träumte.
Aber nun wollte er aufwachen. Wahrscheinlich war es höchste
Zeit, damit sie endlich weiterkamen, aber durch den nächtlichen
Zwischenfall schlief er offensichtlich länger, als es
gewöhnlich seine Art war.
Von den Eingeborenenträgern hörte er auch noch nichts.
Die waren doch sonst auch schon früh auf den Beinen und machten
Krach wie die Affen im Busch.
Aber es war weiterhin ruhig.
Er wollte
Weitere Kostenlose Bücher