Macabros 101: Sturz in das Chaos
der
Eingeborenen und wies Macabros auf die tückischen Sümpfe
hin, die dieser daraufhin umgehen konnte.
Das Rauschen kam näher, der Wald wurde lichter. Aber die
Dunkelheit nahm zu.
»Laß’ mich herunter«, bat Bolonophom.
»Ich glaube, daß ich aus eigener Kraft weitergehen kann.
Sie haben es aufgegeben, sie sind nicht mehr hinter uns
her.«
Lauschend verharrte Macabros in der Bewegung.
Alles hinter ihnen war still. Es knackten keine Zweige, es
raschelte nicht im Gebüsch. Die Verfolger hatten offensichtlich
ihre Spur verloren – oder sie mieden diesen Ort mit der
seltsamen Bezeichnung Aka La Yana, was wortwörtlich
übersetzt ›Ort der fremden Götter‹ bedeutet. Was
war damit gemeint?
»Ich danke dir«, sagte der schwarzgelockte Mann mit dem
Brustpanzer leise. »Du hast mir das Leben gerettet. Ohne dich
– wäre ich längst bei meinen Ahnen. Die Priester
treffen genau. Sie haben Erfahrung im Köpfen. Es ist ihr
blutiges Geschäft…«
Seine Stimme klang rauh und verbittert.
Ohne daß Macabros danach gefragt hätte, berichtete
Bolonophom von den besonderen Bedingungen zwischen seinem und dem
Volk der Priester.
»Die Eingeborenen sind rituelle Fanatiker. Sie frönen
einem Kult, der nicht von dieser Welt stammt. Es kam etwas von den
Sternen – vor langer Zeit. Es ist ein Geheimnis, das nur sie
kennen. Dazu gehört das Leben im Innern der Statue, die Kraft,
die sie nach den Opferdarbietungen entwickeln. Es geht das
Gerücht um, daß die Priester direkte Nachkommen jener
Sternengötter sind. Sie stammen demnach offensichtlich von einer
anderen Spezies ab wie du. Denn du – gehörst nicht zu
ihnen. Das paßt auch zu Aka La Yana, das die Eingeborenen
fürchten. Sie nennen sich Traphilen, sehen aus wie Menschen
– aber sie sind blutrünstige Bestien. Sie dienen einem
Gott, der ihnen Macht verleiht. Dieser Gott fordert Opfer. Und so
sind die Traphilen dauernd unterwegs, provozieren den Kampf und den
Krieg, um den Moloch in der ungewissen Tiefe der Statue zu
besänftigen. Sein Durst scheint unstillbar…«
Dann nannte er Zahlen.
Macabros erschrak. Es waren nicht nur Hunderte, die dem
Henkersschwert der auserwählten Priester zum Opfer fielen. Es
waren Tausende, Zehntausende…
Erst vor kurzer Zeit waren mehr als zwölftausend Gefangene in
die Hände der kriegerischen Eingeborenen gefallen. Jeder
Gefangene war hingerichtet worden. Die drei Priester enthaupteten
jeden einzelnen. Der Umfang und die Grausamkeit der Ereignisse
erinnerte Macabros an die Kultur der Mayas und Azteken. War es bei
ihnen nicht auch so gewesen, daß sie tage- und wochenlang ihre
Gefangenen töteten, ihnen das Herz herausrissen und
Huitzilopochtli in den Rachen warfen? Die Ähnlichkeit gab ihm zu
denken. Und automatisch schlossen sich weitere Überlegungen an.
Es gab Stimmen, die behaupteten, daß das Volk der Mayas und
Azteken in grauer Vorzeit von einer anderen Welt gekommen sei. Damit
meinte man – eine Welt außerhalb des irdischen
Sonnensystems. Sie brachten eigenartige Riten mit, eine erstaunliche
Erkenntnis über das Zusammenwirken kosmischer Kräfte. Sie
kannten den Unterschied zwischen Fixsternen und Planeten schon, als
man in Europa noch einen Galilei auf dem Scheiterhaufen wegen seiner
revolutionären Erkenntnisse verbrannte…
Nie war geklärt worden, woher die Mayas kamen, woher sie ihr
immenses Wissen schöpften.
Waren jene Eingeborenen, die er um die Riesenstatue tanzen sah,
identisch mit den Mayas, die später in Mexiko und Yucatán
auftauchten, die schon eine uralte Kultur nachweisen konnten, als man
sie dort entdeckte?
Auch das wußte er nicht. Aber eine Ahnung stieg in ihm
auf.
Von Xantilon und anderen Urkontinenten aus war eine Besiedlung der
Welt erfolgt. Vermutungen gingen darauf hinaus, daß Völker
wie die Mayas von einem solchen Kontinent gekommen waren, nachdem sie
möglicherweise Jahrtausende davor von Besuchern aus dem Weltall
abgesetzt wurden.
War Xantilon dieser Ort gewesen? War er hier auf die Spur
blutdürstiger Götter und Menschen gestoßen, die ihre
Kultur auch auf andere Kontinente brachten?
Sein Interesse und seine Neugier waren geweckt. Und er nahm sich
vor, diesen Dingen auf den Grund zu gehen.
Aber zuerst war wichtig, daß Bolonophom sich in Sicherheit
befand.
Er lief neben dem Mann her. Man merkte ihm an, daß ihm nach
den Strapazen und der durchlittenen Todesangst Kraft und Ausdauer
fehlten.
Doch er wollte die letzten Schritte, wie er sich ausdrückte,
allein gehen…
Sie liefen
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