Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn
gewundert…«
»Du wirst es nicht glauben, aber ich weiß von alledem
nichts.« Er sagte ihr, was er statt dessen im Gebüsch
wahrgenommen hatte.
Er lief auch zu Jims Versteck und fand den jungen Guuf zum
Glück ebenfalls unversehrt vor.
Es war ihm egal, ob er aus einem Fenster des Wohnhauses der Madame
Fraque dabei gesehen wurde oder nicht.
»Es geht weiter«, sagte er dann. »Madame Fraques
Waffe ist stumpf geworden. Jetzt müssen wir unsere Chance nutzen
und ihr keine Gelegenheit geben, erst mal Luft zu holen. Vielleicht
braucht sie diese Pause, um sich zu regenerieren. Wir werden uns den
Leichenkeller ansehen und versuchen, Madame Fraque zu finden und ihr
Geheimnis zu lüften… und auf die Fetzen hier, kann ich
einstweilen schon mal verzichten…« Er warf die Perücke
weg, nahm den verfilzten Bart ab und hatte sich auch am liebsten von
der schmutzigen Hose und dem Hemd befreit. Beinahe zärtlich
glättete er statt dessen die Falten der Hose. »Ich
muß gut auf sie aufpassen. Ich glaube, ich kehre am besten erst
zu Monsieur Henri zurück und bringe ihm das gute
Clochard-Kostüm wieder zurück, ehe er meine
Zirkus-Klamotten an den Mann bringt. Diese Verschnaufpause sollten
wir uns gönnen. Sie tut uns allen gut… Die Maskerade ist
jetzt sowieso nicht mehr notwendig, da Madame Fraque und ihre
Krähen über alles inzwischen sehr genau Bescheid
wissen…«
»Ihre Krähen?« fragte Danielle verwundert.
Rani deutete auf die großen schwarzen Vögel, die sich
in den Bäumen und auf einer alten Mauer am Ende des freien
Platzes vor dem Hotel niedergelassen hatten.
»Madame Fraques Spione«, murmelte er ernst. »Sie
sehen alles, ihnen entgeht – was uns anbelangt – nichts. Am
Tag sind sie Krähen, in der Nacht werden sie zu Geistern. Es
gibt einiges zu tun, Danielle. Gerade auch für dich. Nimm’
dich vor den Viechern in acht. Was sie wirklich können, das
weiß noch keiner so recht von uns. Aber eines sollte ihnen
nicht gelingen: uns von dem abzubringen, was wir uns vorgenommen
haben. Dieses Dämonennest auszuräuchern, Molochos und
Rha-Ta-N’my eine Niederlage zuzufügen und unsere Freunde
aus der Hand der Todfeinde zu befreien. Wir sind auf dem rechten Weg.
Setzen wir ihn fort…«
Gemeinsam teleportierten sie im nächsten Augenblick auf die
unsichtbare Insel Marlos zurück…
*
Nach dem Ereignis war es eine halbe Minute so still, daß man
eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Aber dann brach sich die Begeisterung Bahn.
Alles schrie und lief durcheinander. Die Loark-Frauen warfen die
Arme hoch, Jubelrufe kamen über ihre Lippen.
Bolonophom jodelte in den hellsten Tönen, Harry Carson schlug
sich vor Begeisterung auf die Schenkel, die Traphilen fielen in den
allgemeinen Taumel mit ein. Sie sahen nur die Wirkung, die Ursache
kannten sie nicht. Viele sanken in den Staub, verbargen ihre
Gesichter, und auch die Priester und Kophas rutschten auf Knien
Macabros entgegen.
Er hatte eine Feuerprobe bestanden. Aber das wußte nur
er.
Die Verehrung, die ihm nun nach dem Sieg über den Steinernen
Götzen, über den Tschonn und den Schlafenden zuteil wurde,
kannte keine Grenzen.
Die Traphilen brachten Geschenke herbei und bauten sie rings um
ihn herum auf, als wollten sie ihn damit überschütten.
Er mußte Hände schütteln, Wünsche
entgegennehmen, Dankes- und Ehrenbezeigungen über sich ergehen
lassen.
Das brauchte seine Zeit. Macabros mußte sie ihnen lassen.
Obwohl ihm dies alles sehr peinlich war und ihn eigentümlich
berührte. Er wußte jedoch, daß die Rolle, die er zu
spielen hatte, ihm keine andere Wahl ließ.
Es waren wunderliche Dinge passiert. Diese Ereignisse würden
ihren Niederschlag finden in mündlichen Überlieferungen und
Berichten, würden die anderen Völker erreichen. Der
›namenlose Gott‹, wie man ihn nannte, befand sich mitten
unter ihnen. Und er war stärker und mächtiger als die
Götter, denen sie bisher gedient hatten.
Der Bote, den man fortgeschickt hatte, kehrte zurück. Mit ihm
kamen Hunderte von Helfern und Begleiter und Ärzte aus den
Städten der Loarks. Sie eilten auf fliegenden Llonolls herbei,
jenen bärenartigen Flugtieren, die mit erstaunlicher Wendigkeit
durch die Lüfte zogen.
Die Ärzte untersuchten die Geretteten gründlich und
stellten bei drei Frauen eindeutige Anzeichen einer Schwangerschaft
fest, für die niemand eine ausreichende Erklärung
hatte.
Die Frauen wurden unter besondere Bewachung gestellt, und es wurde
bestimmt, sie in Varone
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