Macabros 109: Vontox - Der Magier aus Lemuria
er war blond und hatte gewisse
Ähnlichkeit mit dem Sprecher zuvor, was wahrscheinlich durch die
Größe, die Haarfarbe und das markant geschnittene,
männliche Gesicht hervorgerufen wurde.
»Du brauchst dich noch nicht sehen zu lassen, Harry…
Prüf alles genau, sei du zunächst der Beobachter, freue
dich darauf, jene Menschen zu sehen, die du so lange entbehren
mußtest. Vielleicht kömmt dann das andere von selbst.
Vielleicht kommt der Moment, in dem du den Mut findest, dich zu
zeigen, jemand anzusprechen, von dem du Vertrauen und
Verständnis erwarten kannst. Deine Gesichte ist
ungewöhnlich. Außenstehende würden sie dir nicht
glauben. Aber die Menschen, die dich lieben. Vor sechs Jahren bist du
verschwunden…, wenn du jetzt wieder auftauchst, wird es wie ein
Wunder für alle sein. Ein Wunder, daß du überhaupt
noch am Leben bist, ein Wunder, daß du dich so sehr
verändert hast. Mehr als zwanzig Jahre – das ist eine lange
Zeit. Du hast die Menschen, mit denen du immer zu tun hattest, im
Alter eingeholt oder – wenn sie um vieles jünger waren
– im Verhältnis weit überrundet. Sechs Jahre sind seit
deiner Entführung vergangen. In dieser Zeit ist manches
passiert, haben sich Lebensweisen und Strukturen verändert. Geh,
vorsichtig zu Werke, übereile nichts. Es ist in deinem eigenen
Interesse…«
Der Mann, den der Tarzan-Typ mit ›Björn‹
angesprochen hatte, sagte dies alles sehr ernst.
Der andere lachte leise. »Uns haben Abenteuer in Xantilon,
die Entführung durch die Männer in Schwarz, der UFO-Absturz
und die tödliche Bedrohung durch den grausamen Druiden nicht
umbringen können. Wir haben es geschafft, in
verhältnismäßig kurzer Zeit von Irland nach Amerika
zu kommen. Das macht uns so schnell keiner nach.«
Die Worte, die sie noch miteinander wechselten, klärten den
unsichtbaren Anwesenden über einige Besonderheiten auf.
Da waren zwei Männer aus Irland geflohen. Ohne Papiere, ohne
Geld. Sie hatten sich eine Zeitlang in der fernsten Vergangenheit der
Erde aufgehalten auf einem Urkontinent, dessen Name er noch nie zuvor
gehört hatte. Xantilon…
Ein UFO, in dem sich eine Besatzung der rätselhaften
Männer in Schwarz befunden hatte, brachte sie in das Jahr 1956.
Das UFO stürzte ab. Die Männer in Schwarz wollten sich
damit ihrer beiden blinden Passagiere entledigen. Das ging schief.
Die beiden überlebten, fanden Unterschlupf bei einem irischen
Fischer und verließen am Morgen des nächsten Tages die
abseits gelegene Hütte.
Ohne größere Schwierigkeiten reisten sie –
wiederum als blinde Passagiere – auf den Puffern eines
Eisenbahn-Waggons nach Dublin. Mit Macabros’ Hilfe war es ein
leichtes, an Bord eines Frachtflugzeugs zu gelangen, in dem sie sich
verbargen.
Harry Carson war gerade von der Tatsache, daß sein Begleiter
so schnell, einfallsreich und offensichtlich unverwundbar war, so
fasziniert, daß er diese Punkte noch mal erwähnte.
Innerhalb von nur zwei Tagen war es den beiden blonden
Männern gelungen, Harry Carsons Heimat aufzusuchen. Seit dem
frühen Abend versteckten sie sich hier. Die Farm dort vor ihnen
in der Talsenke war die ›Carsons Farm‹, sie gehörte
Harrys Eltern, die vor sechs Jahren ihren einzigen Sohn aufgrund nie
geklärter Umstände verloren. Daß er den
geheimnisvollen Men in Black in die Hände gefallen war, konnten
sie nicht ahnen. Henri Grande erfuhr Dinge, mit denen er
zunächst nicht viel anfangen konnte. Doch dann kristallisierte
sich das eine und andere heraus, er machte neue Erfahrungen,
archivierte das Gehörte in seinem Bewußtsein und begriff,
daß er mit zwei Menschen zusammengetroffen war, die irgend
etwas mit seinem Schicksal zu tun hatten.
Sie waren – wie er – in die Vergangenheit geraten.
Man schrieb das Jahr 1956.
War es ein Zufall, daß er auf sie gestoßen war? War es
Fügung? Was verband ihn eventuell mit diesen Menschen, deren Weg
er kreuzte?
Er wußte es nicht.
Aber er hoffte, es noch zu erfahren.
So blieb er in der Nähe der beiden Fremden, die ihn
faszinierten.
Der eine, den Harry Carson mit dem Namen ›Björn‹
ansprach und von dem er soviel Sonderbares zu erwähnen
wußte, trug ein Schwert bei sich, dessen kostbarer Griff in der
Dunkelheit funkelte wie geschliffene Diamanten.
Henri Grande beobachtete seine Umgebung genau.
Vielleicht wurde hier ein Film gedreht, denn die Dinge, die er zu
hören bekam, paßten nicht so recht in die
Wirklichkeit.
Aber was war das schon – Wirklichkeit?
Ein relativer
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