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Macabros 109: Vontox - Der Magier aus Lemuria

Macabros 109: Vontox - Der Magier aus Lemuria

Titel: Macabros 109: Vontox - Der Magier aus Lemuria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Begriff. Seine Wirklichkeit war eine andere als die
Lorettes zum Beispiel, als die jener Männer, in deren Nähe
er weilte und die dennoch nichts von seiner Anwesenheit merkten.
    Er ›stand‹ vor ihnen und versteckte sich nicht mal vor
ihren Blicken.
    ›Stand‹ er wirklich – oder schwebte er?
    Nicht mal das konnte er richtig in seine neue Wirklichkeit
plazieren. Es gab deren viele, und er hatte das Glück,
gleichzeitig zwei Ebenen zu überblicken.
    Es war dies seine eigene, unsichtbare und geistige Existenz und
die offenbar körperliche jener beiden Männer, allerdings in
einer Zeit, die vom Tag seines Todes aus als Vergangenheit bezeichnet
werden mußte. Dies war weder die Gegenwart für ihn noch
für die beiden anderen. Auch sie stammten aus einer anderen
Zeit.
    Welche Bedingungen hatten den ›Sturz‹ in die
Vergangenheit ermöglicht? Und was ging hier vor?
    Harry Carson ließ noch einige Minuten vergehen. In dieser
Zeit sprachen die beiden Männer kein Wort miteinander.
    Die Dunkelheit nahm zu, drüben auf der Farm wurde es merklich
ruhiger.
    Nur der Hund zeigte sich hin und wieder am Zaun, lief unruhig hin
und her und schnupperte aufgeregt in der Luft herum.
    Aus dem Haus kam eine Gestalt.
    Eine Frau. Ihr scharfer Zuruf hallte durch die Dunkelheit.
    »Pidger! Was ist denn los? Du rennst und jaulst hier rum, als
ob jemand heiße Kohlen ausgeschüttet hätte. Da ist
doch niemand…«
    Harry Carson schluckte, als er drüben im Halblicht die
Silhouette der Frau sah.
    »Carol«, murmelte er. »Das ist Carol – meine
ältere Schwester. Sie muß jetzt…« er
zögerte einen Augenblick, »… sechsundzwanzig sein.
Damals war sie zwanzig und ich achtzehn und…« Wieder
stockte er. Er schluckte, als würge ihn ein Kloß im Hals.
»Die Differenz zwischen den sechs Jahren hier und den zwanzig
Jahren in Xantilon haben aber bewirkt, daß ich nun der
ältere bin…«
    Er wirkte seltsam ernst und nachdenklich.
    Es gelang Carol, den Hund zu beruhigen, der daraufhin
davontrottete.
    Harrys Schwester blieb eine Weile am Zauntor stehen, starrte
gedankenverloren in die Nacht und wandte sich dann ab.
    Harry Carson wäre am liebsten aufgesprungen, seiner Schwester
entgegen, hätte ihren Namen gerufen… Doch er riß sich
zusammen. Es war ihm anzusehen, wie schwer es ihm fiel.
    Dann, als die Luft rein war, erhob er sich. »Ich werde es
versuchen. Ich kann nicht nur herumsitzen und hinüberstarren.
Dazu bin ich schließlich nicht hierhergekommen. Er muß
eine Entscheidung gefällt werden.« Es nickte seinem
Begleiter zu. »Ich glaube, es war doch keine gute Idee«,
fügte er dann leise hinzu. »Es war keine gute Idee, die
Geister der Vergangenheit zu beschwören. Die Probleme fangen
jetzt erst an…«
    Er löste sich aus dem Kernschatten des Gebüschs und
näherte sich dann langsam und unwillkürlich geduckt dem
beleuchteten Farmhaus.
    Macabros blieb zurück.
    Henri Grande überlegte noch, ob er warten oder dem
Davongehenden folgen sollte.
    Die Neugier, was Harry Carson vorhatte, war stärker –
und schon befand Grande sich in der Höhe des Gattertors und sah
Harry Carson auf sich zukommen…
     
    *
     
    Sie begriff die Stunden, die vergingen nicht bewußt und
schien überhaupt nicht zu leben. Alles, was sie tat, erledigte
sie mechanisch.
    Lorette Grande kümmerte sich um die Formalitäten,
tätigte bis zum frühen Abend zahlreiche Anrufe und
informierte ihre Eltern, Verwandte und Freunde. Ihre Schwester
Josephine traf ein, als die Hauptarbeit in dieser Hinsicht schon
geleistet war.
    Die Angestellten waren informiert. In Arbois hatte sich die
Nachricht vom Tod des jungen Weingutbesitzers wie ein Lauffeuer
verbreitet.
    Das Telefon stand nicht mehr still. Brigitt, eine Hausangestellte
und Josephine, Lorettes Schwester, nahmen die Anrufe entgegen.
    Dr. Fredon Heß es sich nicht nehmen, am frühen Abend
noch mal in das ›Chateau Pasteur‹ zu kommen.
    Das großzügig gestaltete Wohnhaus und die
Nebengebäude erinnerten an ein kleines Schloß. Seinen
Namen hatte das Anwesen durch einen Vorfahren Henris erhalten, der
ein großer Freund und Verehrer des Forschers Louis Pasteur
gewesen war und der hier ein- und ausging. Er hatte sein eigenes
Zimmer und eine kleine Bibliothek mit wissenschaftlichen
Büchern. Das Chateau war eine Zeitlang sein Zuhause gewesen.
    Als er starb, nannte Henris Vorfahre ihm zu Ehren das Haus
›Chateau Pasteur‹ – und so hieß es bis auf den
heutigen Tag. Jedermann in Arbois kannte diesen Namen.
    Dr.

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