Macabros 112: Totenheer "Nekromos"
er
bestürzt hervor.
»Je weiter du dich in den Süden begibst, desto dichter
gerätst du an die Zeit des Untergangs. Mit deiner Wanderung
durch diesen Kontinent vom Norden zum Süden läßt du
nicht nur eine räumliche Entfernung hinter dir, sondern auch
eine zeitliche. Du hast dich bemüht, in Etak die Kraft zu
stoppen, die den Fluch bewirkt hat. Der Zeitfluch ist nicht
ausgelöscht, weil es dir nicht gelungen ist, nach deinem Auftrag
in Etak zu den drei versteinerten Zauberinnen
zurückzukehren…«
Sie wußte alles! Die Dinge jedoch, von denen sie jetzt
berichtete, betrafen die Abenteuer seines Doppelkörpers
Macabros.
»Kaithal hat tausend Augen, um zu sehen«, fuhr sie fort.
»Solange du in Xantilon weilst, wird sich dieser Fluch auf dich
und dein Geschick auswirken. Eile! Das Heer der Toten kommt…
flieh mit der Stadt…«
Ihre Worte erfolgten plötzlich hastiger.
Und dann war sie verschwunden.
Die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte, war leer.
Verschwunden war auch die Vision, die sie ihm gezeigt hatte.
Da war ein Mensch, der es gut mit ihm meinte. Instinktiv
fühlte Björn, das zu tun, was Kaithal gesagt hatte, sich
empfahl.
Kaithal… er konnte nichts anfangen mit diesem Namen und hatte
ihn noch nie zuvor gehört, aber er fühlte, daß dies
nicht die letzte Begegnung mit dieser rätselhaften Frau
war…
*
Er rannte, so schnell ihn die Beine trugen, ins Freie.
Harry Carson lehnte mit halbgeschlossenen Augen an der Felswand
und fuhr zusammen, als er plötzlich die Bewegung neben sich
spürte.
»Wächter, die einen Eingang bewachen, sollten nie
einschlafen«, meinte Björn grinsend, als er Harrys
verdutztes Gesicht sah.
»Ich bin eingenickt… tatsächlich…«,
stammelte Carson überrascht und unterdrückte mühsam
ein Gähnen. »Das ist mir aber auch noch nie passiert! Ich
hab’ sogar geträumt… von einem wunderschönen
Mädchen, einer Fee, die mir etwas versprochen hat.«
»Hoffentlich etwas Angenehmes?!« erwiderte Björn
schnell, während er den Blick in die Runde schweifen
ließ.
»Oh ja! Das kann man wohl sagen«, entgegnete Carson, und
sein abwesender Blick zeigte an, daß er noch immer nicht ganz
losgekommen war von dem Traum. »Die Zeit der Begegnung sei
nahe… die schöne Fee, Björn, hat mir geweissagt,
daß ich Daiyana begegnen werde…«
»Ich hatte auch einen Traum. Die Frau war nicht so schön
und jung, wie man sich eine Fee vorstellt. Sie hatte nur wenig
Angenehmes zu berichten.
Wir müssen zurück nach Gigantopolis…«
»Aber warum auf einmal in dieser Eile?«
»Weil es Dinge gibt, die man schnellstens erledigen sollte,
wenn… verdammt! Sie hat tatsächlich recht. Sie kommen,
Harry!«
Carsons Augen weiteten sich, als er sah, was sich vor den Mauern
und offenen Toren der Stadt abspielte.
Auf der steinübersäten Ebene erschienen aus dem Nichts
fahle Skelette… Erst waren es fünf, dann zehn, dann
fünfzig… und es wurden immer mehr.
Das Totenheer traf ein!
*
Pamela Kilian parkte im Nachtschatten der Mauer.
Das Tor zur Einfahrt stand offen.
Die Detektivin vergewisserte sich, daß niemand in der
Nähe weilte. Häuser in der Nachbarschaft gab es zum
Glück keine. Der Landsitz lag an der äußersten
Peripherie.
Pam nahm die schwere Aktentasche an sich und trug sie zur
Haustür.
Es gab keine Hunde, die sie meldeten. Etwa dreißig Meter
weiter links, verborgen hinter Büschen und Baumreihen, lagen
Wirtschaftsgebäude, Ställe und die Unterkunft der
Angestellten.
Auch dort blieb alles ruhig.
Als Pamela Kilian vor der Haustür stand und die Aktentasche
abstellte, hörte sie hinter der Tür eine leise,
gleichmäßig sprechende Stimme.
»… das erste Kontingent befindet sich drüben. Nun
zu dir, Togar, zu dir, Ungor… eure Körper als Menschen
werden zurückbleiben. Euer wahres Ich wird austreten und in
einer anderen Zeit dem Fürsten der Dämonen dienen, der sich
die Erde Untertan machen wird. Euer Heer werde ich
vergrößern. Das Blutsiegel wird weitere Tote aus den
Gräbern rufen, die ich zu euch schicken werde. Euer neues Leben
beginnt…«
Pamela Kilian starrte durch das Schlüsselloch. Sie sah in die
dunkle Empfangshalle des Hauses.
Fahl beleuchteten die Skelette der Knochengestalten aus der
Finsternis. Sie waren von einer unangenehm schimmernden Aura umgeben.
Im Widerschein dieser Aura erblickte die Frau die schemenhaften
Umrisse der beiden Männer, die in die Mitte der Halle
traten.
Im nächsten Moment ging alles drunter und
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