Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt
Mitten in der Nacht
fand der Friedhofsverwalter ein junges Mädchen, das vor Angst
erstarrt war und keine Auskunft über ein offensichtlich
unheimliches Erlebnis geben konnte. Es hatte auch die Sprache
verloren… Die Polizei hat den Friedhof noch in der Nacht und
noch mal am nächsten Morgen durchkämmt. Sie stieß auf
Spuren von anderen Personen, deren nächtliche Anwesenheit auch
der Verwalter bestätigen konnte. Allerdings blieb die Suche nach
anderen Teilnehmern bisher ergebnislos.«
»Weiß man, warum das Mädchen sich auf dem Friedhof
aufhielt, was es dort wollte?«
»Das Ganze könnte so etwas wie eine Schnapsidee gewesen
sein, aber dann ist irgend etwas Unvorhergesehenes
eingetreten.«
»Wurde eine Totenbeschwörung
durchgeführt?«
»Die Polizei vermutet etwas Ähnliches.«
»Wer sich mit finsteren Praktiken einläßt,
muß damit rechnen, von den Kräften überrumpelt zu
werden, die stets stärker sind als derjenige, der sie
hervorruft. So etwas Ähnliches muß passiert sein. Welcher
Friedhof war es, Rich?«
»Der, auf dem sie vor kurzem einen Mann namens Shawn Addams
beerdigt haben…«
Da wurde Hellmarks Gesicht hart.
Shawn Addams!
Dieser Name elektrisierte ihn.
Er betraf einen Mann, der ein seltsames und bewegtes Leben
geführt hatte.
Addams interessierte sich von frühester Jugend an für
die Sagen und Legenden besonders des griechischen Volkes, und als
junger Mann machte er sich auf in einem Boot, um eine Insel
anzusteuern, von der einfache Leute und Bauern ihm erzählt
hatten.
Es war die verrufene und legendenüberladene ›Insel der
Götterwesen‹, auf der eine Zauberin namens
›Caliko‹ auf Menschenfang aus war. Wer in ihre Hände
geriet, den verzauberte sie und behielt ihn dort.
Shawn Addams geriet ebenfalls in ihre Fänge.
›Caliko‹ verzauberte ihn und behielt ihn bei sich. Addams
lebte in der Gestalt eines Raben fort. Er schmiedete jedoch vom
ersten Augenblick seiner Gefangenschaft an Fluchtpläne,
beobachtete das Leben der Zauberin genau und erforschte ihre
Stärken und Schwächen. Eines Tages gelang es ihm, Caliko zu
überlisten, seine menschliche Gestalt zurückzugewinnen und
in einem Boot von der Insel zu fliehen.
Aber er war nicht mehr derselbe.
Er hatte sich verändert, zunächst körperlich.
Er hatte – ohne daß es ihm bewußt geworden war
– ein halbes Leben auf der Insel verbracht und kehrte als
uralter Mann aufs Festland zurück. Niemand erkannte ihn.
Shawn Addams kam wieder in Amerika an und setzte sein Leben, das
ihm noch vergönnt war, fort.
Er liebte noch immer das Land der Griechen, ihre reiche,
wechselhafte Geschichte und – die Götter, von deren Wirken
und Existenz er auf der ›Insel der Götterwesen‹ einen
Eindruck erhalten hatte.
Er verkehrte nur in griechischen Lokalen, um den Menschen nahe zu
sein, mit denen er sich geistig und seelisch verwandt
fühlte.
Und in einem solchen Lokal – im ›Akropolis‹ –
nahm das Schicksal, das er ohne sein Wissen von der rätselhaften
Insel der Zauberin mitgebracht hatte, seinen Lauf.
Aus Shawn Addams brach eine Kraft hervor, die andere Menschen
angriff – und auch ihn schließlich aushöhlte und
vernichtete.
Es war die Kraft der Zauberin, die er mitgebracht hatte, einen
Schatten, der schließlich zu einer gewaltigen und
unüberwindlichen Gefahr wurde.
Björn Hellmark versetzte seinen Doppelkörper auf die
ferne Insel, um den noch vorhandenen dämonischen Fluch zu
löschen, der Addams in seinen Klauen hielt.
Der ›Schattenmann‹ starb – und auch Shawn Addams
wurde erlöst.
Nun geschah auf dem Friedhof etwas, auf dem Addams beigesetzt
worden war.
Ein junges Mädchen erstarrte vor Schreck…
Hing es mit dem Schatten zusammen, mit dem Addams zu tun hatte?
Waren die Reste einer furchtbaren Kraft noch immer wirksam?
Björn Hellmark war besorgt.
»Wenn es dir recht ist, Rich«, schlug er vor,
»möchte ich dich gern in das Sanatorium begleiten und mir
einen persönlichen Eindruck von dem Mädchen machen. Ist dir
sein Name bekannt?«
»Sie heißt Linda Tanner… Okay, brechen wir auf.
Aber nicht auf deine Weise. Wir benutzen den natürlichen Weg.
Meine Sekretärinnen wundern sich sowieso schon, weshalb ich mich
so oft in meinem Büro einschließe. So sollen sie
wenigstens sehen, daß wir gemeinsam gegangen sind. Was wir dann
drunten auf der Straße machen, um unseren Weg abzukürzen,
ist dann eine andere Sache.«
Sie brachen auf.
Patrick hinterließ seiner Chefsekretärin
Weitere Kostenlose Bücher