Macabros 122: Doc Shadow - Geist der Schattenwelt

des Mutes und des Einsatzes eines Lebenden.«
    »Was soll ich tun?«
    Marika Heslany deutete auf das Grab, in dem einer der
Omega-Menschen beigesetzt worden war und das der Schlüssel zu
den mysteriösen und aufregenden Ereignissen zu sein schien.
    »In dieses Grab, Björn Hellmark, müssen Sie
hinabsteigen!«
     
    *
     
    Er erfuhr von Marika Heslany, was sich in jener fraglichen Nacht
mit Helen Tanner und vor wenigen Stunden mit Frank Haymes abgespielt
hatte.
    Helen und Frank waren die ersten Opfer des Omega-Menschen
geworden, der keinerlei Skrupel kannte, Gesundheit und Leben anderer
einzusetzen, um seine gefährlichen Ziele zu erreichen.
    Geistige Kräfte aus dem Jenseits und aus der Seele des
Omega-Menschen selbst hatte Helen Tanner und Frank Haymes in das
Reich der Schatten gestoßen.
    Einer hatte alles beobachtet. Shawn Addams, der sich nun aus dem
Reich der Schatten Doc Shadow nannte.
    Doch die energiereichen, gefährlichen Spannungen im
Nachbargrab hatten ihn gehindert, wie seine Energien andererseits das
Loslösen der Omega-Seele unmöglich machten.
    Durch Marika Heslany, die als Botschafterin Doc Shadows all diese
Dinge mitteilte, erfuhr Björn sämtliche Details.
    Shadow konnte ihn führen – mußte aber während
der Zeit dieser Führung durch ein unsichtbares Reich jenseits
aller wahrnehmbaren Sinne überwechseln in einen Körper aus
Fleisch und Blut.
    Der aus feinstofflicher Substanz bestehende Zweitkörper kam
als Tauschobjekt nicht in Frage. Er eignete sich dazu nicht. Damit
wuchs Hellmarks Risiko ins Unermeßliche.
    Wurde Shadow gesteuert? Waren seine Absichten aufrichtig?
    Blitzschnell überlegte er das, was er gehört hatte und
verglich es mit dem, was geschehen war.
    Die Kräfte, die auf den Lift wirkten… auf die
Geisterfahrt des Cadillac… auf den Zustand Linda Tanners.
    Auch hier war Marika Heslany als Botschafterin Shadows offen.
    »Beide wirkten mit… die Kraft, die der Omega-Mensch im
Diesseits und im Jenseits bewirkte und die Sehnsucht Shadows, dessen
Geist sich mehr und mehr von der sterblichen Hülle löste.
Er rief auf diese Weise um Hilfe und verstärkte
unwillkürlich die Kraft seines Gegenspielers. Der Mensch, von
dessen Einsatz er sich am meisten versprach, wurde durch die
überschießenden, kaum kontrollierbaren energiereichen
Ströme aus dem Jenseits selbst in Gefahr gebracht. Linda Tanner
allerdings war das alleinige Opfer des Omega-Mannes. Sie erstarrte
vor Schreck, als das mit ihrer Schwester Helen geschah. Und Doc
Shadow war es, der zuletzt alle Kraft aufbot, um auf die Situation
aufmerksam zu machen und direkten Kontakt zu Hellmark suchte. Dabei
löste er auch den Bann, der durch das Wirken des Menschen mit
der Omega-Seele bei Linda Tanner aufgetreten war.«
    »Sie schläft ihrer Gesundung entgegen«, beendete
Marika Heslany ihre Ausführungen. »Wenn sie aufwacht, wird
sie sich an nichts mehr erinnern.«
    Der Regen wurde stärker. Die Traumerscheinung des ungarischen
Mediums störte sich daran nicht. Hellmark war bereits bis auf
die Haut durchnäßt.
    Er warf einen Blick auf den ›Omega-Mann‹, der reglos auf
dem Grab lag. Er wollte sich vor einem eventuellen
heimtückischen Angriff schützen und beschloß, den
Fremden zu fesseln.
    Da merkte er, daß er nicht mehr atmete.
    »Er ist – tot!« entfuhr es ihm.
     
    *
     
    »Nein, er lebt noch immer«, wurde er durch Marika
Heslany eines besseren belehrt. »Seine Omega-Seele hat
allerdings den Körper verlassen, in den er sich als Parasit
einnistete. Der Mensch, den er einst vor der Geburt in Besitz nahm,
ist erloschen. Die ›Omega-Seele‹, der Geist der letzten
Dinge, aber existiert weiter und sucht sich in diesen Minuten
irgendwo in der Welt eine Frau, die kurz vor der Geburt eines Kindes
steht. Es ist Shadows Mission, jene menschenverachtenden Feinde
aufzuspüren – das geht allerdings nur dann, wenn er
stundenweise den Körper eines Menschen übernehmen kann. Und
auch nur auf freiwilliger Basis. Shadow kann den Tausch nicht
erzwingen.«
    Da richtete Hellmark sich auf.
    »Okay, Doc Shadow«, sagte er entschlossen.
»Unternehmen wir einen Versuch. Ich vertraue Ihnen.«
    Das war seine Zustimmung und Doc Shadow, der Geist aus der
Schattenwelt, handelte augenblicklich.
    »Es wird schmerzen, Björn… ein kurzer, intensiver
Schmerz wird Sie erfüllen… der Weg durch das Grab ist das
Tor in ein Reich, das zwei lebenden Menschen bisher zum
Gefängnis wurde. Es gibt tausend Wege, um in das Schattenreich
zu gelangen, wenn der