Machen Sie das Beste aus Ihrem Kopf
derzeitigen Bundesminister nennen? Wie heißt die Hauptstadt von Deutschland? Kennen Sie noch die binomischen Formeln aus der Mathematik? Wie lautet das kleine Einmaleins? Das alles sind Fragen zu Daten und Informationen, die wir irgendwanneinmal mehr oder weniger intensiv gelernt haben oder die uns immer wieder begegnen. Normalerweise haben wir keine Probleme, sie aus dem Gedächtnis abzurufen. Unser verfügbares Faktenwissen ist sehr groß. Es zählt zum sogenannten semantischen Gedächtnis. Die Inhalte des semantischen Gedächtnisses können, ebenso wie die Inhalte des weiter oben beschriebenen episodischen Gedächtnisses, bewusst abgerufen und beschrieben werden. Je nachdem, wie häufig und wie gerne wir unser Faktenwissen nutzen, werden wir Daten daraus unterschiedlich leicht und schnell abrufen können. Wem zum Beispiel Mathematik in der Schule ein Graus war, der wird sich schwer tun, sich an die binomischen Formeln zu erinnern. Wer sich immer schon gerne mit Mathematik beschäftigt hat und auch heute noch gerne mathematische Fragestellungen bearbeitet, der wird sie vermutlich sofort benennen können.
Die Beispiele zeigen, dass Erinnern und Vergessen viele Gesichter haben und eng zusammengehören. Auch Vergessen ist wichtig und positiv. Ohne Vergessen zu können, wären wir vermutlich in unserer normalen Lebensführung stark beeinträchtigt. Das Gehirn hält insofern eine Filterfunktion bereit, die uns vor Überflutung und geistiger Überlastung schützt.
Ob und an was wir uns gut erinnern können, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wir merken uns alles, was wir gerne und mit guten Gefühlen tun oder lernen, besonders gut. Die Intensität, mit der wir uns mit einem Thema auseinandersetzen, spielt eine Rolle. Je häufiger wir etwas wiederholen, je größer unser Interesse dafür ist und je intensiver wir uns damit beschäftigen, desto tiefer wird unser Verständnis. Tiefes Verständnis ist eine wesentliche Voraussetzung für unsere Merkfähigkeit. Nehmen Sie sichdeshalb Zeit für die Themen, die Ihnen besonders wichtig sind. Sammeln Sie nicht nur oberflächliche Informationen, sondern setzen Sie sich intensiv damit auseinander. Versuchen Sie verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Fangen Sie frühzeitig mit der Informationssammlung an, wenn Sie zum Beispiel an einem Projekt arbeiten, auch wenn der Abgabetermin noch weit in der Zukunft liegt. Nehmen Sie sich Zeit für eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik. Dann sind Sie mit Sicherheit aussagefähig und vergessen nicht die Hälfte beim entscheidenden Präsentationstermin. Probieren Sie aus, ob Ihnen Strukturierungsmethoden helfen.
Auch äußere Rahmenbedingungen beeinflussen unsere Gedächtnisleistung. Die überaus zahlreichen Reize, Störungen und Ablenkungen von außen machen es zunehmend schwer, unsere Aufmerksamkeit ungestört für längere Zeit auf ein Thema zu richten. Vermutlich liegt hier der Hauptgrund, warum immer mehr Menschen, insbesondere im Berufsleben, über Merkprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten klagen. 5 Kaum jemand hat noch die Chance zu wirklich ungestörter und konzentrierter Aufgabenerfüllung. Andauernd kommt etwas dazwischen. Ein Termin jagt den nächsten. Alles ist brandeilig. Da ist es nicht verwunderlich, wenn wir ab und zu etwas vergessen. Versuchen Sie dennoch immer wieder, sich und Ihre Arbeit sinnvoll zu organisieren. Nehmen Sie sich Zeit für die konzentrierte Erledigung Ihrer wirklich wichtigen Aufgaben. Suchen Sie dafür Rückzugsräume auf. Kündigen Sie an, dass Sie ungestört sein wollen. Wenn Sie bei der Erledigung von Aufgaben unterbrochen werden, zum Beispiel durch einen Anruf, fassen Sie im Geist kurz Ihre aktuellen Gedanken zusammen. Dafür benötigen Sie wenige Sekunden. Nehmen Sie erst danach den Anruf an. Sie können nach Beendigung des Telefonatsleichter wieder dort gedanklich weitermachen, wo Sie aufgehört haben. Ihre Gedanken haben sich noch nicht verflüchtigt.
Die Art der Informationen spielt natürlich auch eine wichtige Rolle für unsere Erinnerung. Nicht alles, womit wir uns beschäftigen, müssen wir uns langfristig merken. Die vielen kleinen Informationen zwischendurch können wir in der Regel auch schnell wieder vergessen. Im Berufsleben haben wir es heute überwiegend mit vielen und immer wieder neuen Daten und Informationen zu tun. Diese Daten verlieren meist schnell ihre Aktualität und Relevanz. Wir müssen unser Gedächtnis nicht dauerhaft damit belasten. Das
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