Macht des Schicksals - Spindler, E: Macht des Schicksals
Abgesehen von diesem argentinischen Gigolo, der nur an dein Geld kommen wollte, habe ich alle deine Ehemänner gemocht. Aber dieser Rick Storm ...“ Sie schüttelte ablehnend ihren Kopf. „Dieser Mann ist eine Gefahr für die Allgemeinheit. Es vergeht keine Woche, in der er nicht in irgendeiner Bar in eine Schlägerei verwickelt ist oder einen Paparazzo verprügelt oder mit 160 Stundenkilometern durch San Francisco rast.“
„Er ist ein Rockstar, Grandma. Dieses Leben immer hart an der Grenze gehört zu seinem Image.“
„Und du bist eine Spaulding“, gab Hannah zurück. „Du musst auch einem Image gerecht werden.“ Sie seufzte hilflos. Diese eindringlichen Gespräche mit Annie kamen in jüngster Zeit immer häufiger vor, und auch wenn sie hoch und heilig versprach, sich zu ändern, geschah das doch nie. Nach vier Ehen, die alle an ihrer unverhohlenen Untreue gescheitert waren, benahm sich Annie noch immer so wild wie in ihrer Zeit auf dem College.
„Du musst dir keine Gedanken machen“, sagte Annie, während sie wieder kleine Steine aus dem Weg kickte. „Rick ist Vergangenheit.“
„Oh.“ Wenigstens eine gute Nachricht. „Und wieso?“
„Er hatte mir gesagt, dass er für eine Party in der nächsten Woche verschiedene Spaulding-Weine bestellen wollte. Ich war natürlich einverstanden, ihn erst probieren zu lassen. Darum hatte ich ihn auch gestern Abend mit hierher gebracht. Als mir klar wurde, dass er sich eigentlich nur zusammen mit mir besaufen wollte, habe ich ihn rausgeschmissen. Ich glaube kaum, dass ich in nächster Zeit von ihm hören werde.“
„Gut.“ Hannahs Tonfall wurde sanfter. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung. „Ich bin stolz auf dich, dass du dich gegen ihn durchgesetzt hast, Annie. Du hast richtig ...“
Plötzlich schoss ein stechender Schmerz durch Hannahs Brust, und sie krümmte sich vornüber.
„Grandma!“ Annie ließ ihre Stute los und umfasste Hannah. „Was ist denn? Was ist los? Oh, mein Gott!“ schrie sie, während Hannahs Beine langsam unter ihr wegsackten. „Hast du einen Herzinfarkt?“
Hannah wollte etwas sagen, doch ein weiterer stechender Schmerz bohrte sich durch ihren Körper und strahlte in ihren gesamten Brustkasten aus. Es ist ein Herzinfarkt, dachte sie, während sie mit aller Macht versuchte, nicht das Bewusstsein zu verlieren, und er ist schlimm.
Annie kniete sich neben sie. „Stirb nicht, Grandma“, schluchzte sie. „Bitte stirb nicht.“ Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie etwas tun musste, und sie hielt Hannahs Kopf fest, bis er den Boden berührte. „Ich hole Hilfe. Du bewegst dich nicht, ich ...“
Als Annie jedoch aufstehen wollte, umschloss Hannahs Hand fest ihr Handgelenk. „Nein.“
„Nein? Was soll das heißen? Du bist krank, Grandma. Du wirst sterben, wenn ich keine Hilfe hole!“ Wieder schluchzte Annie laut. „Was soll aus mir werden, wenn du stirbst?“
Trotz der unerträglichen Schmerzen wollte Hannah lachen. Typisch Annie. Nur sie konnte in einem solchen Moment an sich selbst denken. „Keine Hilfe, Annie. Zu spät ... muss ... dir ... was ... sagen.“
„Nicht jetzt, Grandma, ich muss ...“
„Hör mir zu.“ Hannah versuchte durchzuatmen, zuckte aber, als sich die Muskeln in ihrem Oberkörper noch stärker zusammenzogen. Es fühlte sich an, als würde eine große, starke Faust ihr Herz umschließen, um langsam und gnadenlos das Leben aus ihrem Körper zu pressen. „Es geht um Rachel ...“
Annie presste die Lippen aufeinander und sagte nichts.
Hannah schloss die Augen. Sie atmete nur noch flach, und die Sonne, die wenige Momente zuvor noch so hell und warm geschienen hatte, erschien ihr zunehmend dunkler. Mit der Kraft der Verzweiflung drückte sie wieder Annies Hand. „Sag Rachel ... ihre Mutter ... ihre leibliche Mutter ... Alyssa ... sie lebt ...“
Annie öffnete den Mund und riss ihre blauen Augen vor Entsetzen und Unglauben weit auf. „Aber ... das kann nicht sein. Sie starb bei der Geburt.“
„Das ist ... nicht wahr.“ Hannah fuhr mit der Zunge über ihre Lippen und atmete zaghaft ein. „Rachel muss es erfahren. Sag ihr ... Schwester Mary-Catherine ... im Kloster ... ,Our Lady of Good Counsel‘ in Santa Rosa ... wird ihr helfen.“
Hannah versuchte, ihre Augen offen zu halten, während es immer dunkler zu werden schien. Die Zeit wurde knapp, aber sie hatte noch so viel zu sagen. „Versprich mir ... du ... sagst es ... Rachel.“
Während sie auf eine Antwort wartete, versuchte
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