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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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hatte sie nicht so verheerend getroffen wie den Rest der Branche, doch in allen Häfen der Welt lagen Schiffe wie Millionengräber ohne Hoffnung auf Ladung. Es war nur eine Frage der Zeit, wann auch Marcs Firma das mit voller Härte spüren würde.
    »Kommen Sie nicht ohne Valerie«, fügte Meisenberg hinzu. »Ihr Fortbleiben würde als Affront aufgefasst werden.«
    Marc starrte auf die Fotografie seiner Frau und seiner Töchter vor sich auf seinem Schreibtisch, auf Valeries unbeschwert fröhliches Gesicht. Das Bild war vor etwas mehr als sechs Monaten entstanden. Im Frühsommer im Garten ihres Hauses. Er hatte es selbst geschossen und erinnerte sich noch genau an die Situation, als wäre es gestern gewesen. Es war einer der ersten warmen Tage des Jahres gewesen, und sie hatten auf der Terrasse gefrühstückt. Er konnte die Wärme förmlich spüren, die Leichtigkeit, die sie an diesem Tag getragen hatte, hörte wieder Valeries Lachen und das Kichern der Mädchen, als sie gemeinsam versucht hatten, Erdbeeren auf ihren Nasen zu balancieren. Sie waren so ausgelassen gewesen. Es schienen ihm Erinnerungen aus einem anderen Leben zu sein. An eine andere Frau als die, neben der er jetzt morgens aufwachte. Die bisweilen mit abwesendem Blick durch das Haus streifte wie ein Geist.
    »Ihre Frau besitzt eine starke Persönlichkeit. Das wird ihr helfen, mit dem Erlebten fertig zu werden«, hatte ihm die Therapeutin versichert, in deren Behandlung sich Valerie auf sein Drängen hin schließlich begeben hatte. »Aber sie braucht Zeit. Ein posttraumatisches Stress-Syndrom lässt sich nicht von einem Tag auf den anderen überwinden.«
    Er wandte den Blick von dem Bild ab.
    »Valerie ist krank«, sagte er zu Meisenberg. »Sie kann unmöglich an einer solchen Veranstaltung teilnehmen.«
    »Sie muss«, erwiderte der Anwalt. »Es sind nur ein paar Stunden.«
     
    Sie muss.
    Zwei Worte, die in ihm kreisten, während er in seinem Wagen durch die Stadt fuhr. Wie stellte sich Meisenberg das vor? Es graute ihm davor, mit Valerie zu sprechen. Und sie reagierte, als plane er einen Verrat, als er das Thema später am Abend anschnitt. »Das kann ich nicht«, sagte sie mit abweisender Stimme. »Das kannst du nicht von mir verlangen.«
    »Valerie, bitte, hör mir erst einmal zu …«
    »Ich kann diesen Menschen nicht lächelnd gegenübertreten und ihnen die Hände schütteln«, brach es aus ihr heraus. »Sie alle wissen, was geschehen ist!« Das erste Mal, seit sie zurück war, erhob sie ihre Stimme, schrie sie ihn an. »Sie alle haben es schweigend gebilligt! Verdammt, verstehst du das denn nicht?« Tränen sprangen ihr in die Augen, liefen über ihre Wangen.
    Natürlich verstand er. Glaubte sie etwa, es fiel ihm leicht, sie zu fragen?
    Bevor er jedoch antworten konnte, öffnete sich die Wohnzimmertür, und Leonie kam im Nachthemd herein, das Haar vom Schlaf noch feucht an den Kopf gepresst, ein Stofftier im Arm, suchte sie unsicher blinzelnd Valeries Blick. »Mama …?«
    Das Spiel der Muskeln in Valeries Gesicht zeigte, wie sie mit aller Macht um Beherrschung rang.
Ihre Frau besitzt eine starke Persönlichkeit.
Mit einer schnellen Handbewegung wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. Leonie machte einen Schritt auf ihre Mutter zu. »Alles in Ordnung, Kleines«, sagte Valerie leise, schloss ihre Tochter in die Arme und vergrub das Gesicht in Leonies weichem Haar. Sosehr Valerie sich einst gegen den Gedanken, Kinder zu haben, gesträubt hatte, so sehr liebte sie sie jetzt.
    »Es geht auch um sie, Valerie«, bemerkte Marc, einer spontanen Eingebung folgend. »Es steht viel auf dem Spiel.«
    Valerie hob langsam den Kopf und sah ihn über ihre Tochter hinweg an, und Marc wünschte, er hätte nicht so unbesonnen gesprochen. Sie sagte nichts, aber das war auch nicht nötig. Sie würde ihn begleiten, das versprach ihr Blick. Ihr fehlte einfach die Kraft zu kämpfen.
    * * *
    Die Anspannung in den Reihen der internationalen Anti-Terror-Einheit nahm trotz der Verhaftung der abtrünnigen Agenten noch einmal zu, als die ersten Staatschefs mit ihrer Entourage in Hamburg eintrafen. Hatten sie wirklich alles bedacht? War alles abgesichert? Eric Mayer fing beim Briefing der leitenden Mitarbeiter an diesem Morgen Marion Archers nervösen Blick auf. Sie hatten alle kaum geschlafen, und allmählich zeigten sich auch im Gesicht der immer perfekt gestylten Kanadierin die ersten Spuren. Selbst Martinez wirkte nicht mehr so gelassen wie sonst. Unruhig ließ

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