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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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der Gefährten und projizierte die Mischung der beiden auf die Einrichtung der Halle. In Tujanas Geist entfaltete sich die Vision eines offenen, lichtdurchfluteten Raumes, der schick und offiziell genug für einen Eingangsbereich war, aber dennoch nicht steif oder vornehm. Edel aber nicht übertrieben. Indirektes Licht setzte Akzente und die Materialien waren natürlich und hatten warme Farben.
    Victoria erstarrte.
    So wollte sie leben!
    Genau so! Und nicht anders.
    Sie blickte zu Nodexter, der noch immer in ägyptischen Sphären schwebte und im Geist mit riesigen Sonnen jonglierte.
    Sie schob das wirre Gespinst beiseite und drehte sich lächelnd zu Tujana um.
    Die zuckte ertappt zusammen.
    „Na, Tujana“, sprach Victoria sie mitfühlend an. „Wie oft musstest du springen? Drei Mal?“
    Die Grüne nickte stumm. Tatsächlich waren es vier Sprünge zur Himmelszitadelle gewesen, aber sie würde es nie wagen, sich zu beschweren.
    „Kann ich dir eine Erfrischung anbieten?“ Victoria spürte genau, wie sehr die Sphäre die Grüne ausgelaugt hatte. „Vielleicht einen Jogi Tee?“
    Tujana schüttelte bescheiden den Kopf. „Ich beende meine Arbeit und sehe, ob ich noch etwas für meine Meisterin… für Lexia tun kann.“
    Victoria nickte. Sie wollte die Grüne nicht in Schwierigkeiten bringen.
    Dann sah sie ihren Gefährten an. Jaromir hatte es aufgegeben, dem exaltierten Schwarzen seine Vorstellungen näher zu bringen.
    „Wir müssen Lexia dazu bewegen, dass Tujana für uns arbeiten darf!“ , forderte sie.
    Er war verwirrt: „Wieso? Gefällt dir Albert nicht mehr?“
    „Albert ist klasse und ich würde ihn um keinen Preis der Welt missen wollen“ , gab sie grinsend zurück. „Aber Tujana muss die Umgestaltung deines Hauses übernehmen.“ Mit diesem Gedanken schickte sie ihrem Gefährten Tujanas Vision der Eingangshalle.
    Jaromir war platt.
    Dieser Raum passte zu ihm UND zu Victoria.
    „Du hast recht! Sie MUSS es machen“ , entschied er. „Aber wie werden wir jetzt Karl Gaga wieder los? Wir dürfen ihn nicht vor den Kopf stoßen.“
    Victoria kicherte. „Lass mich nur machen.“
    Nodexter erging sich noch immer in der Tatsache, dass sich die Großartigkeit der Gefährten auch in ihrer Art zu Wohnen widerspiegeln müsse. Abrexar hatte ihm eingeschärft, dass die Ausstattung menschlich sein musste. Er hatte ganz offensichtlich vergessen, dem Künstler auch die Bedeutung von Kulturkreis und Epoche zu vermitteln.
    Victoria verbeugte sich vor Nodexter, doch das stoppte seinen Redefluss nicht. Er bemerkte sie gar nicht.
    Schließlich berührte sie seinen Arm.
    Der Künstler erstarrte und riss erstaunt seine Augen auf.
    „Verehrter Nodexter“, begann Victoria mit betrübter Miene. „Ich habe von allen Drachen gehört, dass du der Beste unter ihnen bist und ich sehe, dass sie recht haben. Dein Besuch hier ehrt Jaromir und mich sehr. Deine Vision vom Haus Brookstedt ist außergewöhnlich und kühn.“
    Nodexter lächelte geschmeichelt und wollte zu einer runterspielenden Antwort ausholen, doch Victoria sprach weiter: „Zu meinem tiefen Bedauern muss ich zugeben, dass ich dein Werk nicht verstehe. Ich bin nur ein Mensch und das hier“ – sie deutete mit einer diffusen Bewegung auf seinen Kopf – „überfordert mich.“
    Nodexter blickte sie fragend an.
    „Es tut mir leid, Nodexter, ich bin noch nicht bereit für deine überragende Kunst“, fügte sie leise hinzu.
    „Noch nichte bereit?“, fragte der Schwarze mit hochgezogenen Augenbrauen?
    Victoria schüttelte traurig ihren Kopf. „Noch nicht bereit.“
    „Oh“, gab Nodexter betroffen zurück.
    Er legte seinen Kopf schief. „Kleine Mensch muss noch waachsen im Geiste?“
    Sie nickte ernst.
    „Gutt“, stimmte er zu, „dann ich komme wieder in ähhh … fumzig Jahre? Du dann bereit bist?“
    Victoria lächelte nickend. „Fünfzig Jahre sollten reichen.“
    Jaromir musste sich zusammenreißen, um nicht loszuprusten. Er verbeugte sich leicht und sagte: „Nodexter, wir sind dir sehr dankbar, dass du uns die Ehre eines zweiten Besuchs erweisen willst.“
    „Ahh, papperlapapp!“, winkte der Schwarze großzügig ab. Er lächelte die Gefährten noch einmal an, warf seinen Kopf in den Nacken und rauschte ab.
    Jaromir und Victoria sahen einander ungläubig an. Als der Schwarze in die Nebel gesprungen war, fielen sie sich lachend in die Arme.

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