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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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Doppelbödigkeit. Für den amerikanischen Psychologen Eric Berne ist das überhaupt das wichtigste Merkmal der "Spiele der Erwachsenen" (so der Titel seines sehr einflussreichen Buchs): Der Handelnde gibt vor, "das eine zu tun, während er in Wirklichkeit etwas anderes tut". Oder noch deutlicher: Irgendein "Schwindel" ist immer mit im Spiel, wie Berne sagt. Wenn Ihr Chef Sie anbrüllt, weil er ein Choleriker ist, dann ist das kein Machtspiel. Tut er das Gleiche jedoch, weil er der Ansicht ist, zur Festigung seiner eigenen Position müsste er mal wieder jemanden vor Publikum herunterputzen (→ Ein Huhn schlachten, Seite 85), dann ist das ein lupenreines Machtspiel.
    Wenn es um Macht geht, liegt die Doppelbödigkeit besonders nahe. Dafür gibt es zwei Gründe. Einmal möchte man all das verschleiern, was wir im ersten Kapitel die "Unanständigkeit der Macht" genannt haben: Dass ich jemandem meinen Willen aufnötige. Dass ich ihn daran hindere, das zu tun, was er will. Dass ich seine Abhängigkeit für meine Zwecke ausnutze. Wenn ich das dem anderen unter die Nase reibe, fordere ich nur seinen Widerwillen heraus und untergrabe damit meine eigene Macht. Aber auch für das Gegenüber kann eine solche Doppelbödigkeit vorteilhaft sein. Denn sie erspart ihm die Demütigung, nicht seinem eigenen Willen folgen zu können. Eine "unverhüllte" Machtausübung würde hingegen verhindern, dass er sein Gesicht wahren kann – wenn er sich beugt.
    Der zweite Grund betrifft die Quellen der Macht selbst: In vielen Fällen erlaubt mir überhaupt erst die Doppelbödigkeit, Einfluss zu nehmen. Wenn ich bei Verhandlungen nicht bereit bin, "das Spiel" mitzuspielen (→ Verhandlungsspiele, Seite 127), dann habe ich gegen die anderen keine Chance. Ebenso gerate ich schnell ins Hintertreffen, wenn ich gegenüber meinen Konkurrenten allzu leicht auszurechnen bin. Und auch ein ungetrübtes Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern ist ohne ein gesundes Maß an "Schwindel" (im Sinne von Berne) kaum vorstellbar. Das gilt übrigens in beiden Richtungen: Die Mitarbeiter ziehen ihre Macht ebenso aus den Spielen, in die sie ihre Vorgesetzten verstricken (→ Mitarbeiter spiele, Seite 96). Oder versuchen Sie einmal ganz ohne "Spiel", zum Beispiel Ihren Urlaub um zwei Wochen vorzuziehen, sich unliebsame Aufgaben vom Hals zu halten, um die entnervende Zusammenarbeit mit unfähigen Kollegen herumzukommen oder den vereinbarten Abgabetermin um ein paar Tage zu überschreiten.
Spiele auf der Vorder- und der Hinterbühne
    Um die Machtspiele besser beschreiben zu können, sie anschaulicher zu machen, greifen wir auf eine Idee zurück, die der amerikanische Soziologe Erving Goffman entwickelt hat. Goffman verwendet Begriffe aus der Welt des Theaters für ganz alltägliches Verhalten. Er spricht von Kulissen, Auftritten, Bühnenbildern und Rollenskripten. Für unsere Zwecke besonders nützlich ist seine Unterscheidung zwischen Vorder- und Hinterbühne, nicht zuletzt, weil hier auch die erwähnte Doppelbödigkeit sichtbar wird.
    Wer sich auf der Vorderbühne befindet, der handelt vor einem "Publikum". Hier spielt sich gewissermaßen die "offizielle Version" des Machtspiels ab. Auf der Vorderbühne bemühen sich die Akteure hauptsächlich darum, einen günstigen Eindruck zu hinterlassen. Aber nicht jeder, der auf der Vorderbühne steht, ist auch freiwillig dort. Manche werden dorthin gelockt oder beordert, andere versuchen nur, einen Mitspieler wieder einzufangen, um ihn dann hinter die Kulissen zu verschleppen.
    Denn auf der Hinterbühne geschieht all das, was das Publikum nicht mitbekommt und vor allem auch nicht mitbekommen soll. Dies ist der Raum hinter den Kulissen, der berüchtigte Backstage-Bereich. Hier lassen die Machtspieler ihre Masken fallen: Sie drohen, schüchtern ein, treffen geheime Absprachen oder misshandelnihr Opfer, bevor sie sich mit ihm als "Freund und gleichberechtigtem Partner" wieder auf der Vorderbühne sehen lassen. Auch der umgekehrte Fall kommt vor: Erbitterte Feindschaft auf der Vorderbühne, kollegiale Verständigung hinter den Kulissen. Und schließlich kann die Hinterbühne auch als Ruheraum dienen, als Rückzugsgebiet, als Lager für die Requisiten, die zum rechten Zeitpunkt auf der Vorderbühne hervorgezaubert werden, und als Probebühne, auf der die Gesten einstudiert werden, die man vorne überzeugend präsentieren muss. Damit Machtspiele gelingen, ist es fast immer nötig, die Hinterbühne zu kontrollieren.
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