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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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Publikum
    Es kann leicht in die Irre führen, wenn wir bei Machtspielen nur diejenigen betrachten, die unmittelbar daran beteiligt sind. Großen Einfluss auf den Verlauf der Spiele hat nämlich auch das Publikum. Sogar wenn es gar nichts mitbekommt, sich das Geschehen also im Wesentlichen auf der Hinterbühne abspielt, kann allein die Drohung, sich auf die Vorderbühne, vor das Publikum zu begeben, das Spiel völlig umkrempeln.
    Wer aber bildet das Publikum? Es sind diejenigen, die Zeugen der Auftritte werden und die ein gewisses Interesse dafür aufbringen. Das können Kollegen sein, Kunden, gemeinsame Bekannte, Geschäftspartner, Nachbarn, Vereinsmitglieder, Eltern, Kinder, ja auch zufällig Anwesende können als Publikum in das Machtspiel hineingezogen werden. Ihre Aufgabe ist es zunächst einmal, Resonanzkörper zu sein für das, was sich auf der Vorderbühne abspielt. Auch wenn das Publikum gerne als eine Art Schiedsrichter betrachtet wird, muss es keineswegs neutral sein. Es kann gegen einen der Akteure hochgradig voreingenommen sein, was diesen veranlasst, sich lieber nicht auf der Vorderbühne blicken zu lassen. Manches Publikum hat keine klare Präferenz, ist sehr geteilter Meinung oder schwenkt plötzlich um. All das hat Auswirkungen auf das Machtspiel.
    Obendrein kann sich jemand aus dem Publikum lösen und selbst zum Mitspieler werden (ein gravierender Unterschied zum herkömmlichen Theaterzuschauer, der im Höchstfall Tomaten oder Blumen auf die Bühne wirft). Er tritt gewissermaßen auf die Bühne, um schlichtend einzugreifen oder einem der Akteure beizustehen. Noch häufiger ist es jedoch, dass einer der Akteure darauf spekuliert, Leute aus dem Publikum auf die Bühne zu holen – als seine Bündnispartner. Doch auch wenn der Einfluss des Publikums auf das Machtspiel ganz erheblich ist, soentscheidet sich dieses letztlich auf der Bühne. Anders gesagt: Einem der Akteure können durchaus die Sympathien des Publikums gehören und er kann das Machtspiel dennoch verlieren, weil er sich dem Willen des anderen beugen muss. Ob allerdings ein ausgemachter Bühnenbösewicht bei seinen Machtspielen dauerhaft erfolgreich sein kann, darf bezweifelt werden.
Rollen und Regeln
    Wo kommen überhaupt die Rollen her, die wir in einem Machtspiel übernehmen? Und wer legt die Regeln fest? Die Antwort ist nicht ganz einfach und besteht aus zwei Teilen: Zunächst einmal sind Rollen und Regeln kulturell vorgeprägt. Als Angehörige einer bestimmten Kultur haben wir mehr oder weniger feste Erwartungen, wie man sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat, sagen wir, als Arzt im Umgang mit seinen Patienten. Wir bemerken ziemlich gut, wenn jemand davon abweicht und dadurch "aus der Rolle fällt". Dazu müssen wir nicht das Geringste von Medizin verstehen.
    Eine Rolle existiert aber nicht isoliert, sondern es gibt andere Rollen, die dazu komplementär sind, die sie also ergänzen. Damit der Arzt seine Patienten behandeln kann, ist er darauf angewiesen, dass auch die sich an ihre Rolle, die des Patienten, halten und seine Sprechstundenhilfe ebenfalls mitspielt. Dabei folgen wir alle ungeschriebenen Regeln, die festlegen, wie zum Beispiel ein Patient mit seinem Arzt oder der Sprechstundenhilfe umgeht. Was erlaubt ist und was nicht. Wie viel körperlichen Abstand wir einhalten müssen. Wer wen als Erstes begrüßt und vieles mehr. Wenn wir uns nicht an diese Regeln halten, können die Konsequenzen dramatisch sein. So wurden vor etlichen Jahren im Rahmen eines Experiments Studenten aufgefordert, sich zu Hause so zu benehmen, als wären sie dort nur zu Gast. Das klingt recht harmlos, doch musste das Experiment abgebrochen werden – wegen seelischer Grausamkeit.
    Nun legt uns eine Rolle nicht vollständig fest. Vielmehr lässt sie uns mehr oder weniger Spielraum, sie auszugestalten. Darüber hinaus sind in vielen Situationen die Rollen nicht eindeutig festgelegt. Dann können wir unter mehreren Möglichkeiten auswählen. Wir beanspruchen eine Rolle, indem wir uns genau so verhalten, wie es dieser Rolle entspricht. Wenn die anderen mitspielen und die entsprechenden "Komplementärrollen" (also die dazu passenden Parts) übernehmen, ist alles in Ordnung. Und das ist der zweite Teil der Antwort: Es liegt an uns und unseremVerhalten, welche Rolle wir übernehmen oder auch: in welche Rolle wir uns drängen lassen.
    Im Zusammenhang mit Machtspielen ist das ein sehr wichtiger Punkt: Wem es gelingt, eine bestimmte Rolle durchzusetzen, der

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