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Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition)

Titel: Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen (Haufe Sachbuch Wirtschaft) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Nöllke
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zwingt die anderen dazu, eine Komplementärrolle zu übernehmen. Treten Sie in einer Gruppe als der Chef auf, haben die anderen nur zwei Möglichkeiten: Sie auflaufen zu lassen und von dieser Rolle abzubringen oder Ihnen zu folgen. Behandelt uns jemand unterwürfig, so müssen wir ihn zu einem ändern Verhalten bewegen oder derjenige sein, der sagt, wo es langgeht.
    Solange wir unsere Rollen nicht gegenseitig anerkannt und festgeklopft haben, bleibt die Situation vage. Wir fühlen uns unwohl. Wir kommen irgendwie nicht zusammen. Können wir diesen unangenehmen Schwebezustand nicht beenden, wird unsere Begegnung nicht lange andauern. Daher sind wir bestrebt, doch noch halbwegs passende Rollen auszuhandeln. Die Sache ist nur: Haben wir uns einmal in ein bestimmtes Spiel verstrickt, dann ist es sehr schwer, da wieder herauszukommen. Wir müssen Regeln brechen und buchstäblich aus der Rolle fallen, wenn uns das Spiel nicht mehr behagt. Und das bedeutet eigentlich immer, dass es Ärger gibt.
Die Rolle der Persönlichkeit
    Wo bleibt bei all diesen Rollenspielen eigentlich die Persönlichkeit? Riskieren wir nicht, sie zu verlieren? Das Gegenteil ist der Fall, wenn wir einem der großen alten Männer der amerikanischen Soziologie, Robert Ezra Park, folgen wollen, der daran erinnert, dass "das Wort Person in seiner ursprünglichen Bedeutung eine Maske bezeichnet. Darin liegt eher eine Anerkennung der Tatsache, dass jedermann überall und immer mehr oder weniger bewusst eine Rolle spielt. In diesen Rollen erkennen wir einander; in den Rollen erkennen wir uns selbst." Das heißt auch, dass wir bestimmte Rollen bevorzugen, andere vermeiden und überhaupt die Mehrzahl für uns gar nicht in Frage kommt. Sie passen nicht zu uns, zu dem Bild, das wir von uns aufrechterhalten.
    Und wenn wir doch einmal in solch eine Rolle hineingeraten, die selten eine rühmliche ist, dann bekommen wir zu hören, dass unsere Mitmenschen uns "so" gar nicht kennen. Und wir selbst sind uns auch fremd. Wir rätseln, wie wir da reingeschlittert sind. War Alkohol im Spiel, Müdigkeit, Stress oder hat uns jemand indiese Rolle gedrängt? Wir brauchen eine Erklärung, um mit uns ins Reine zu kommen. Und wir nehmen uns vor, solche Ausrutscher in Zukunft zu vermeiden. In den zugespitzten Worten von Erving Goffman: "Anerkannte Eigenschaften und ihre Beziehung zum Image machen aus jedem Menschen seinen eigenen Gefängniswärter." Doch er fügt versöhnlich hinzu: "Auch wenn er seine Zelle gerne mag."
    In aller Regel übernehmen wir also nur die Rollen und spielen nur die Machtspiele, die Ausdruck unserer Persönlichkeit sind. Manche – wie der Managementprofessor Robert I. Sutton – meinen dementsprechend auch: Wer etwas über den Charakter eines Menschen herausfinden will, sollte sich anschauen, wie er mit Macht umgeht und wie er Personen behandelt, die weniger Macht haben als er. Da ist sicher etwas dran. Auf der anderen Seite geraten wir immer wieder in Zustände, in denen wir "außerhalb unserer Persönlichkeit handeln", etwa durch Schlafmangel, Überlastung, Krankheit, weil uns jemand in diese Rolle gedrängt hat – oder weil wir als Mitglied einer Organisation handeln, etwa als Angestellter in der Verwaltung, Abteilungsleiter in einem Unternehmen oder als Funktionär einer Partei.
Die kleinen Sauereien in der Organisation
    Schon in den Anfängen der Organisationsforschung stieß man auf ein bemerkenswertes Phänomen: Menschen verhalten sich in einer bestimmten Organisation nicht so wie außerhalb davon, aber auch nicht so wie in einer anderen Organisation. Sie stimmen ihr Verhalten darauf ab, was jeweils von ihnen erwartet wird. Das bedeutet nicht unbedingt, dass sie sich ganz und gar verbiegen müssen. Vielmehr haben sie ein Interesse daran, einer Organisation beizutreten, in der sie ihre persönlichen Eigenschaften zur Geltung bringen können und nicht unterdrücken müssen.
    Doch das ändert nichts daran: Wenn Sie in eine Organisation eintreten, deren Mitglied werden, dann müssen Sie deren "Erwartungen anerkennen", wie Niklas Luhmann bemerkt. Sie müssen sich anpassen, charakterlich und was Ihre Fähigkeiten angeht. Sie können nicht einfach nach Ihren Vorstellungen Ihre Talente einbringen wie bei einem Hobby oder wenn Sie nur für sich selbst verantwortlich sind. Und auch Ihre persönlichen Wertvorstellungen haben keine uneingeschränkte Geltung mehr, allen Beteuerungen zum Trotz, dass es eben diese Wertvorstellungen sind, auf die die Organisation

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