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MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten

Titel: MacTiger - Ein Highlander auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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beugte sie sich noch einmal hinunter und nahm vorsichtig die Gewandnadel aus dem Kleid und verbarg die silberne Distel in ihrem Brusttuch.
    »Komm, Mary. Wir wollen dieses Haus verlassen.«
    »Gleich, Morri. Ich will noch einmal den Kater streicheln.«
    »Kater?«
    »Siehst du ihn nicht? Er sitzt bei Margaret.«
    Mary mit den Kinderhänden berührte das, was ich nun war, und wie ein wundersamer Energiestrom durchfuhr es mich. Dann drehte sie sich um und lief hinter ihrem Kindermädchen Morri her, hinaus in den trüben Hochlandmorgen.
    Und ich hing hier, gefangen zwischen Himmel und Erde, unfähig zu schlafen, unfähig zu ruhen. Das ist das Grausamste, was man einem Kater antun kann. Was ist schon ein Kater, der nicht mehr schlafen kann. Rastlos irrte ich durch die Gänge, voll Wut auf alle die, die mir dieses Leid beschert hatten.
    And my soul from out this shadow that lies floating on the floor
    Shall be lifted - nevermore! 1

Geister der Vergangenheit
    Heute im Schlosshotel Drumnadruid Castle
    Das Frühlingslicht fällt strahlend durch das Tor und verleiht der Eingangshalle ein heiteres Gesicht. Wie jeden Morgen schlüpfe ich hinter die Theke an der Rezeption und sehe mir die Zimmerbelegung an. Wir sind ausgebucht. Zufrieden streichle ich den Schlosskater, der wie üblich auf meinem Schreibtischstuhl vor dem Bildschirm hingestreckt liegt.
    »Auf, auf, wir müssen Mäuse machen«, sage ich zu ihm und schubse ihn sanft zur Seite, um mich an den Computer zu setzen. Er räumt mir gnädig zweieinhalb Zentimeter der Sitzfläche ein. Zum Glück habe ich eine zierliche Figur und kann damit zufrieden sein.
    Ich bin es auch - zufrieden nämlich. Eigentlich sogar glücklich. Aber dieses Glück ist mir nicht in den Schoß gefallen. Ganz bestimmt nicht.
    Vor einem Jahr haben wir dieses Hotel übernommen, das Schlosshotel Drumnadruid Castle in den schottischen Highlands. Dass es dazu kam, hätte ich mir allerdings vor zwei Jahren, als ich das erste Mal das alte Gemäuer betrat, niemals träumen lassen.
    Wenn man es recht betrachtet, begann alles mit einer Tragödie, die sich vor langer Zeit abgespielt hatte. Dann nahm die Geschichte allerdings in der Gegenwart stellenweise die Züge einer Komödie an, die sich zu einem absurden Horrorszenario steigerte. Andererseits, wenn ich so meinen Mann sehe, der gerade durch die Halle geht und mir zuzwinkert, muss ich gestehen, es hatte auch einige hübsche Elemente eines burlesken Lustspiels darin gegeben.
    Von draußen klingt Motorengeräusch herein. Wie es das Schicksal so will, soll heute der grün-weiße Bus der History Tours mit einer Gruppe bildungshungriger Reisender eintreffen.
    Und schon höre ich eine mir bekannte Stimme, die nörgelnd bemerkt: »Als ich das letzte Mal hier war, hatten sie noch einen Dudelsackpfeifer. Aber wahrscheinlich müssen sie sparen.«
    Hilde Liebmann betritt das Hotel und sieht sich missbilligend um. Dann entdeckt sie mich.
    »Ach, Maggi. Du bist noch immer hier?«
    »Ja, Frau Liebmann.«
    Sie platziert ihre umfangreiche Figur vor der Rezeption und nimmt damit allen anderen die Möglichkeit, sich von Morrigan die Zimmerschlüssel aushändigen zu lassen. In höchster Lautstärke kommentiert sie meine Anwesenheit und die Veränderungen, die wir im Schloss vorgenommen haben.
    »Der schöne Teppich mit dem Tartarenmuster ist fort.«
    »Ja, Frau Liebmann.«
    »Und der nette Hotelbesitzer mit dem hübschen Rock ist auch nicht mehr da.«
    »Nein, Frau Liebmann.«
    In diesem Moment scheint ihr zu dämmern, dass ich wohl nicht zu den Gästen gehörte.
    »Was machst du eigentlich in diesem Hotel?«
    »Ich empfange die Besucher.«
    In ihrer Verblüffung lässt sie sich kommentarlos von der Reiseleiterin zur Seite schieben. Morrigan und ich können endlich mit der Schlüsselausgabe beginnen.
    Als die Gäste in ihren Zimmern verschwunden sind, lehne ich in Gedanken versunken am Tor. Arthur geht vorbei, sieht mich und fragt: »Was ist geschehen, Margita?«
    »Oh, Arthur. Ich bin gerade einem Geist aus der Vergangenheit begegnet.«
    Er bemerkt den Reisebus und lächelt.

Eine Bildungsreise
    Im Juni vor zwei Jahren
    Diesmal schien mit unserem Urlaub alles schiefzugehen. Dabei hatte ich mich auf die Reise ins schottische Hochland besonders gefreut. In meiner verträumten Art versorgten mich die alten Geschichten und Sagen von einsamen Mooren, düsteren Burgen, Barden und Druiden, geheimnisvollen Steinkreisen und wundersamen Wesen, die fern vom menschlichen Getriebe noch

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