Mad about you
verflucht heiß hier.«
Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen. »Nein, natürlich nicht.«
Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sie mich anstarrt, nachdem ich aufgestanden bin. Mit einer raschen Bewegung zerre ich den Pullover über meinen Kopf und streiche mit beiden Händen über das Hemd, um es zu glätten. Dann setze ich mich zurück und stöhne erleichtert.
»Besser. Viel besser.«
Sie fährt mit den Fingern durch meine Frisur, wie mit einem Kamm. Ich sehe ihr in die Augen, und ihre Bewegung stockt. In mir taucht die Erinnerung auf, wie sie sich damals in meinen Haaren festgekrallt hat. Mein Mund in ihrem Schoß. Meine Zunge auf ihrer winzigen, harten Perle. Mein Kinn getränkt von ihrer Lust. Und ihre Hände in meinem Haar, so fest, dass es wehtat. Aber ich habe nichts gesagt. Nur ihren Schreien gelauscht.
» Finde ich auch«, flüstert sie. Als hätte sie plötzlich dieselbe Erinnerung gehabt wie ich. Sie zieht die Finger zurück und verschränkt sie auf dem Tischchen vor uns ineinander. Brav und züchtig. Wem will sie hier etwas vormachen? Ich weiß, wie sie ist.
Ihr Gesicht ist so nah, dass ich sie küssen könnte. Ich müsste mich nur vorbeugen und meine Lippen auf ihre ... aber ich weiß, dass ich das nicht darf. Es wäre fatal, vor der Scheidung etwas mit ihr anzufangen. Und wenn ich sehr viel Pech habe – was wahrscheinlich ist – zieht sich der Termin noch einige Monate hin. Jonathan hat keinen Hehl daraus gemacht, dass er die Scheidung nach Möglichkeit verhindern will. Solange sie mit ihm verheiratet ist, ist sie tabu für mich. Zumal ich ihr Anwalt bin und mit einer Affäre meine Zulassung riskieren würde. Und ihre Abfindung.
Es würde mir das Herz brechen, wenn sie meinetwegen auf so viel Geld verzichten müsste. Weil ich meinen Schwanz nicht im Griff habe, der sich durch ihre Nähe erneut selbstständig macht.
» Danke, dass du mir zugehört hast.« Ich verschränke die Arme vor der Brust. Obwohl es nicht kalt ist, fröstle ich in dem dünnen Kleid. Ich fühle mich ein wenig beschwipst vom Pimm‘s, natürlich sind aus dem gedachten Drink drei geworden. Bis mir seine Anwesenheit nicht mehr peinlich oder seltsam vorkam, sondern ... warm. Und prickelnd wie edler Champagner.
» Ich bring dich nach Hause.« Ohne meine Antwort abzuwarten, reißt er die Beifahrertür eines schwarzen Audi auf und zeigt mir der Hand hinein.
» Ich kann mir ein Taxi ...«, setze ich an, dann breche ich in Gelächter aus. Er macht ein Gesicht, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen. »Also schön. Aber ich wohne in Camden, das ist ein ganzes Stück durch die Stadt.«
Er schaut auf seine Armbanduhr. Ein bestimmt teurer, aber doch schlichter Chronograf. Keine protzige Rolex. Kein Gold, keine Diamanten. Ich denke an Jonathans Uhrensammlung und muss lächeln. Wie verschieden Männer sein können, die denselben Beruf und gesellschaftlichen Status haben. Aber offenbar einen unterschiedlichen Frauengeschmack, denn so, wie Braden mich den ganzen Abend über angesehen hat ... mit dieser unverhohlenen Lust und Anerkennung im Blick. Ich könnte darin baden. Jonathan hat mich nie so angesehen. Nicht einmal vor fast sechs Jahren, direkt nach unserem Kennenlernen. Auch nicht bei seinem Heiratsantrag, der formvollendet im teuren Nobu-Restaurant stattfand, im Beisein seiner beiden Kanzleipartner. Wahrscheinlich wollte er ihnen seinen guten Geschmack beweisen, aber ein Zweikaräter von Tiffany hat wenig mit Geschmack, sondern nur mit genügend Geld zu tun. Ich wünschte, das wäre mir damals schon klar gewesen, als ich mich naiv von seinem Reichtum und seiner Selbstsicherheit habe täuschen lassen.
» Nun steig schon ein, Lilly. Um diese Uhrzeit ist der Verkehr nicht der Rede wert und ich kann noch fahren. Ehrlich.« Er wartet, bis ich in die tiefen Ledersitze gesunken bin, dann schlägt er die Tür zu und geht um den Wagen herum zur Fahrerseite. Ich nutze die Gelegenheit und lasse meinen Blick durch den Innenraum schweifen. Das Auto wirkt wie ein Statussymbol, aber innen sieht es aus, als würde Braden darin wohnen. Ich verkneife mir ein Grinsen, als ich eine zerdrückte Hamburger-Schachtel unter meinem Hintern hervorziehe und sie auf die Rückbank werfe. Mein Wagen sieht genauso aus, was Jonathan regelmäßig in den Wahnsinn getrieben hat. Ich habe den kleinen Alfa bei ihm gelassen, weil er ihn mir nicht direkt geschenkt hatte und ich mir deshalb bei der Scheidung keine
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