Mad about you
Vorwürfe anhören wollte. Wahrscheinlich hat er ihn verschrottet, mit dem ganzen Kram darin, der davon zeugte, dass ich dieses Auto benutzt habe. Leere Starbucks-Becher. Selbstgebrannte CDs für das historisch anmutende Autoradio ohne iPhone-Anschluss. Notizblöcke mit Dingen, die mir während der Fahrt eingefallen sind und die ich unbedingt an einer roten Ampel aufschreiben musste. Notfall-Strumpfhosen und Slips im Handschuhfach. Oh Gott, Jonathan hatte recht. Ich bin wirklich eine Schlampe. Jedenfalls, wenn es um Autos geht. Ich spüre, dass ich vor Scham rot anlaufe.
Braden fährt langsam und gesittet, was mich wundert. Er wirkt wie ein Draufgänger, ein selbstbewusster, dominanter Mann. Ihm hätte ich einen rücksichtsloseren Fahrstil zugetraut, aber ich bin froh, dass er vorsichtig ist, zumal er ja auch was getrunken hat. Ich hab keine Ahnung, worüber ich mit ihm reden soll, also schalte ich das Radio ein und summe meinen Lieblingssong von John Newman mit. Will you love me again?
» Den Song liebe ich«, sage ich zur Seite gewandt und lächle ihn im Dunklen an. Was albern ist, sich aber trotzdem gut anfühlt.
» Oh ja. Und seine Frage brennt mir auf der Seele.«
Mein Herz zieht sich zusammen. Sein Blick zu mir rüber ist viel zu lang, ich halte den Atem an, um nicht herauszuplatzen, dass er auf den Verkehr achten soll. Tatsächlich sind die Straßen leer um diese Uhrzeit. In diesem Stadtteil. Bis auf ein paar schwarze Taxis, die Betrunkene nach Hause kutschieren, und einige verwirrte Touristen in großen Mietwagen, die Braden immer rasch überholt.
» Die nächste rechts. Und dann an der Ampel links in die Mansfield Road«, bestimme ich. »Nein, Quatsch. Rechts. Nicht links.« Himmel, er muss mich für total dämlich halten. Aber mit rechts und links hatte ich schon immer meine Schwierigkeiten, auch wenn ich das ungern zugebe.
Braden grinst. »Du bist auf jeden Fall ein spannendes Navi.«
» Oh, vielen Dank für das Kompliment.« Als er abbiegt, wechsle ich den Tonfall. »In einhundert Metern bitte links abbiegen in die Zielstraße.«
» Hier wohnst du?« Er beugt sich vor, um nach oben durch die Windschutzscheibe zu schauen. Ich bin ein bisschen beleidigt.
» Entschuldige, aber als angestellte Rechtsberaterin verdient man nicht so viel wie ein prominenter Scheidungsanwalt.«
» So habe ich das nicht gemeint.« Seine Hand liegt auf meinem Knie. Ich spüre seine Wärme deutlich durch die Seide und muss schlucken. Weil ich mich nicht bewege, lässt er sie dort liegen, während er weiter die Straße entlang fährt.
»Du musst mir sagen, wenn wir angekommen sind.«
» Nummer ... oh, Halt! Da hinten war es.« Mist, verdammt. Jetzt muss er mich endgültig für eine Idiotin halten. »Wir sind zu weit, du musst ... Oder lass mich einfach hier raus, ich gehe das Stück zurück.« Ich löse den Anschnallgurt, aber Braden macht keine Anstalten, anzuhalten. Er presst die Kiefer aufeinander und wendet scharf in einer Toreinfahrt. So scharf, dass ich gegen ihn geschleudert werde. Seine Hand ist nicht mehr auf meinem Knie, dafür ist meine ... in seinem Schoß. Zwischen seinen Beinen. Und was ich da ertaste, ist sicher kein Portemonnaie oder Schlüsselbund. Hitze schießt mir ins Gesicht.
» Sorry«, murmle ich verlegen und ziehe mich auf meinen Sitz zurück. Der Wagen steht in umgekehrter Fahrtrichtung auf der Fahrbahn, und Braden sieht mich an. Seine Augen blitzen im Licht der rötlichen Straßenlaternen.
» Wenn das so ist ...« Er gibt so heftig Gas, dass die Reifen quietschen. Dann wiederholt er die rasante Wende, bis ich erneut fast in seinem Schoß lande. Ich lache wie ein Mädchen. Himmel, ich habe zu viel getrunken. Eindeutig.
» Na, wenn das mal keine gute Idee war.« Er klingt zufrieden mit sich. Aber das tut er immer. Ich frage mich, ob er überhaupt irgendeinen Makel hat. Ich meine, irgendwas an ihm muss doch komisch sein. Kein Mensch ist perfekt. Nur in meinen Gedanken.
» Nummer 33. Da vorne.« Ich beuge mich vor und zeige mit dem Finger auf das schlammfarbene Haus, in dem ich wohne.
» Nett«, sagt er schlicht, und ich knuffe ihn mit dem Ellbogen in die Seite.
» Ja, es ist nett. Ich habe entzückende Nachbarn, jedenfalls sind sie entzückend, wenn sie nicht betrunken sind und miteinander streiten. Oder kiffend am Fenster hängen, wie der Typ über mir. Was der so am Tag verqualmt, reicht mir, um selber high zu werden.«
» Du solltest hier nicht wohnen.« Braden schaltet den Motor
Weitere Kostenlose Bücher