Madam Baeurin
d' Lies werd scho melcha«, lügt er vor Verlegenheit, denn er weiß, daß keine von den Weibsbildern, weder von den Töchtern noch von den Mägden, gern melkt.
Aber Rosalie sagt fest: »Dees braucht's net. Nehmt's es nur mit aufs Feld naus, alle. Bloß zum Fuattern soll oans dableiben.« Und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als mühsam die übermächtigen, närrischen Gefühle zu unterdrücken und heiser zu murmeln: »Is scho recht.«
Da sie aber so flink über die Stiege hinabtrippelt, packt's ihn aufs neue, und er ist mit ein paar Sprüngen bei ihr.
»I bleib selber da zum Füttern!« sagt er, und mit einem Gesicht, als hätte er eben zwölf Bauern unter den Tisch geschlagen, geht er in den Stall, gefolgt von Rosalie.
Und so beginnt die Rechtsratstochter diesen Tag gleich einer jungen Bäuerin mit schwerer Arbeit.
Aber nicht lange währt es, da kann Franzl sich nimmer bezwingen.
Mittendrin, während sie draußen in der Speiskammer den Rahm und die Milch verwahrt, ist er bei ihr.
»Rosel!«
»Franzl?«
»I muaß dir epps sagn!«
»Was möchtst denn?«
Sie muß achthaben, daß sie nichts aus den Schüsseln danebengießt.
Aber der Bursch weiß sich nimmer zu helfen.
Auf Ja und Nein hat er ihr die große Kanne aus der Hand gerissen, hat Rosel wild und fest in seine Arme gepreßt und in närrisch auflodernder Leidenschaft geküßt – – ein, zwei, drei, ungezählte Male.
Und er nennt sie seine Bäuerin, sein liebstes Weib.
Faßt sie mit seinen Armen und trägt sie hinein in die Stube: »... Rosel ... Madl ... mei Madl ...«
Rosalie ist wie betäubt, wie von einem Traum umfangen. Plötzlich aber besinnt sie sich – erwacht.
»Franzl! Ums Christi willen! Bist denn du narrisch wordn. I ... und ... du! – Dees gibt a Unglück, Bua! Denk an dei Muatta und denk an die mei ... und ... denk ... daß i ja scho oan ... versprocha bin ...«
Mit einem wilden Aufweinen stößt sie ihn von sich und rennt davon – hinaus in die Tenne – hinauf in den Heuboden. Aber der Bursch ist rasch hinter ihr und läßt sie nimmer aus den Händen.
Und sein Werben um sie wird immer heißer, seine Stimme immer leiser, seine Arme umschließen das erbebende Mädchen, und er hört nicht auf, zu bitten und zu betteln, bis endlich der Widerstand Rosaliens gebrochen, bis sie damit einverstanden ist, ihm anzugehören als sein liebes Weib, seine Bäuerin.
Und da die beiden endlich daran denken, ihr Tagwerk in Haus und Hof wieder aufzunehmen, da lacht ihr Mund und lachen ihre Augen.
Rosalie aber vermeint, die Sonne wär' nie schöner aufgegangen als an diesem Morgen, da der Franzl mitten unterm Füttern einen langen Juchzer ausstößt und sie danach lachend seine Madam Bäurin nennt.
Und sie denkt, es möcht wohl gut sein, mit dem kernfrischen Burschen hier zu hausen als das, was er sie lachend eben nannte: als Madam Schiermoserin von Berganger.
11
Unterdessen steigt der Tag höher, und die Schiermoserin ist bald am Ziel ihrer Fahrt.
Vor dem stattlichen Hof des Reisertaler Einödbauern hält sie den Schimmel an, steigt bedächtig und sittsam ab und führt danach das Roß gegen die Stalltür.
Da tritt auch schon der Reisertaler aus dem Haus und unterdrückt mit Gewalt seine Verwunderung und Wißbegier wegen des unverhofften Besuches.
Aber die Schiermoserin entwickelt System.
»Grüaß di Good, Vetter!« sagt sie aufgeräumt und klar wie ein frischer Bergbach. »Gell, wunderst di, daß i so unvermoant daherkimm! – Aber, woaßt, a paar Kirtasäu möcht ma uns zügln, und da will i di frag'n, obst uns net a paar Fakei hast oder woaßt.«
Und sie schirrt dabei den Schimmel aus, als ob es selbstverständlich wäre, daß hier Mensch und Vieh eine freie Gaststätte bekommen können zu jeder Stund – führt ihn in den Stall an einen leeren Roßstand und wendet sich wieder an den ihr folgenden Bauern: »Sakra – aber sauber hast dein Stall beinand! – Scho so sauber, daß's a wahre Freud is! Dees scheene Viech! Und so foast oans wias ander! – Hast no tragade aa dabei?«
Sie tritt hinter die lange Reihe wohlgenährter, gleichfarbiger Kühe.
»Aha. Jawoi. – Vo dera werst eppa bald 's Kaibe kriagn, ha? – und die da tragt aa nimmer lang, wähn i. – Aha. Bis in a vierzeha Tag, sagst. Aha. – Und enkan Bummel habt's aa no alleweil. Aber die zwo Ochsen, moan i, san neu, gell?«
Der Reisertaler gibt ihr bereitwillig auf alle Fragen Antwort.
Ist er doch selber ganz vernarrt in sein Vieh! Gilt er doch rings umher im
Weitere Kostenlose Bücher