Madam Baeurin
Es mag so gegen drei Uhr morgens sein.
Die Schiermoserin steht sonntäglich angekleidet in ihrer ehelichen Schlafkammer und überrascht ihren Gemahl mit dem Morgengruß: »He du! Daß d' es woaßt, i fahr heunt auf Reisertal ume. – Werds scho firti werdn ohne mi. Habts ja a so die ganz Gscheite da – enka Stadtmadam!«
Der Schiermoser vermeint, er hätte nicht recht gehört, dreht sich ein paarmal hin und her, wischt sich mit der Hand über die Augen und sagt: »Jetz hat mir traamt, glaab i.«
Aber die Bäuerin läßt ihn nicht aus den Zähnen.
»Daß i auf Reisertal umefahr, hab i gsagt!« wiederholt sie. »Da braucht dir gar nixn z' traama! Und bals enk hungert, werd enk d' Stadtfrailein scho aufwartn! Schmeckt enk a so nimmer recht, bal i koch!«
Jetzt wird er allmählich munter, ihr Eheherr.
Und er beginnt langsam mitzudenken mit ihrer Rede.
Aber es fällt ihm keine Gegenrede ein; bloß das Wort »Rindviech« kreist in seinem Hirn herum und plagt ihn so lange, bis er es endlich laut und gewichtig ausspricht: »Rindviech!«
Und nachdem er es ausgesprochen hat, kann er weiterdenken und sich zur Frage aufraffen: »Zu was muaßt jetz du mitten in der Arnt auf Reisertal? Mitten an ein' hellichten Werktag?«
Es wird ihm aber nur der kurze Bescheid: »Halt aa. Weils mi gfreut.«
Und so muß er sich mit der Tatsache abfinden, daß heute einmal ohne die Schiermoserin hausgehalten werden soll.
Er tut's auch, sagt gähnend: »Ja no; balst moanst, du muaßt, nachher fahrst halt. I halt di net auf!«, steht langsam auf und zieht sich gemächlich an.
Dann geht er hinüber zur Schlafkammer seines Sohnes und berichtet ihm die Neuigkeit mit den Worten: »Dei Muatta muaß auf Reisertal heunt. Sie moant, ob d' Rosl net kocht. Eppan sagst es eahm. Du konnst besser umspringa mit dene Stadtleut.«
Franz ist zwar nicht wenig erstaunt, zu hören, daß seine Mutter unter der Erntezeit und noch dazu an einem Werktag fortfährt; weil aber der Reisertaler ein sehr guter Freund der Schiermoserischen ist und besonders die Weiberleut immer Leid und Freud miteinander trugen, so denkt er weiter nichts dabei und erwidert bloß; »I werds ihr sagn, der Rosel.«
Da es aber erst gegen vier Uhr morgens ist, wird ihm der Weg zur Schlafstube der Sommergäste doch hübsch sauer, und er überlegt lange, ob er nicht lieber eine von den Mägden daheim lassen soll, damit sie koche und melke und sich ums Haus kümmere.
Die Schiermoserin ist derweil drunten in das kleine Gäuwagerl gestiegen, hat sich von einem Knecht die Zügel reichen lassen und treibt nun den alten Schimmel zur Fahrt an: »Wüah! Ziag o, Alter! Werst wohl d' Schiermoserin vo Berganger no vom Fleck bringa!«
Im selben Augenblick öffnet sich in der Kammer der Großmutter ein Fenster, und die Alte streckt ihren mit einem geblümten Tuch umwickelten Kopf heraus:
»Ja, was is's denn?«
»A nixn!« tönt's abweisend zurück.
»Wo fahrst denn hin?«
»Zum Reisertal.«
»Ja, warum denn dös?«
»Weils Zeit is zum Zuabaun ... bevor a Unkraut wachst auf insan Acka!«
»Moanst du dee ander?«
Sie deutet mit dem Kopf nach der Seite, wo die Sommergäste wohnen.
Die Schiermoserin nickt hastig: »Mhm. – Es kimmt ma a so vür, als wenn anorts wo a kloans Feuer auskemma waar. Und da muaß i eppan hol'n zum Löschen, bevor's z' groß werd.«
»Du moanst oane vom Reisertaler ...?«
Die Schiermoserin schlägt dem Gaul die Peitsche über die Schenkel. »Vielleicht ... Wern mir's scho sehgn ... Wüah, sag i, alter Teifi ...«
Und dahin ist sie.
Die Großmutter schaut ihr noch einen Augenblick sinnierend nach und schließt danach das Fenster, indem sie murmelt: »I hab mir's ja glei denkt! – Epps Guats ham die gar nia net im Sinn, dee Stadterer. – Aber auf insern Hof da spitzens umasinst. – Da san mir aa no da und ham a Wörtl zu reden.«
Und mit dem Seufzer: »Ha, daß denn der Franzl gar so dumm is!« legt sie sich nochmals aufs Bett.
Franz hat inzwischen immer überlegt, ob er nicht doch lieber eine Magd zum Melken kommandieren soll; da hört er die Tür der Schlafkammer Rosaliens knarren.
Im Augenblick ist er draußen und steht vor dem verlegen lächelnden Mädchen, das fix und fertig angekleidet ist und leise sagt: »Dei' Muatta is furtg'fahren, und da denk i, es könnt net schaden, wenn i a bißl dazuhilf zur Arbeit. – Wer melcht denn?«
In Franz gärt's und wurlt's: Herrgott, ist das ein Maidl! – Wär das eine Bäuerin!...
»I hab mir denkt, d' Nanndl oder
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