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Madam Baeurin

Madam Baeurin

Titel: Madam Baeurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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»Geben hats gar nix, Frailein. Aber geben tuats bald was. Und zwar a Hochzeit. I heirat d' Roserl, bals Eahna net unrecht is. Der Vater is net dawider, sagt er. Und d' Muatta muaß si halt damit abfinden. Und d' Roserl wird aa net naa sag'n, denk i. Was moanst, Roserl?«
    Rosalie ist bleich geworden und wieder brennrot.
    Also da ist sie schon, die Frage! Ganz klipp und klar.
    Und ebenso klar wird ihre Antwort sein: Nein, Franz!
    Sie würgt an dem Wort. Aber es will nicht über ihre Lippen!
    Da steht der Bub und sucht nach ihrer Hand – zieht sie ganz nahe an sich, schlingt seinen Arm um ihre Hüften und fragt ganz leise mit zärtlicher Stimme: »Was sagst, Roserl? Magst mei liebe Schiermoserin werd'n? – Magst mi als dein Buam? – Geh, sag halt a Wörtl!«
    Wie soll da ein Nein herauskommen!
    Rosalie spürt, wie sie ein Zittern befällt, wie alle ihre Vorsätze gleich einem Kartenhaus zusammenfallen, und sie kann's nicht ändern: ihre Augen, ihr Mund, ihre Hände – sie sagen ja!
    »Ja, Franzl. In Gottsnam. Recht is 's ja net. Aber i kann net anders. Bei dir is mei Hoamatl. Bei dir ganz alloa.«
    Tante Adele sitzt still und mit weitgeöffneten Augen auf ihrem Stuhl.
    Das Glück hat sie sich nicht geträumt, heute! – Aber – Gott sei Dank – die Hauptsach' is, daß sie sich gefunden haben, die beiden! Sie faltet unwillkürlich die Hände und murmelt einen Segenswunsch.
    Und sie erhebt sich zufrieden und schließt die Tür auf, um hinüberzugehen zu ihrer Schwägerin und ihr die Verlobung ihrer Tochter mitzuteilen.
    »So schonend als möglich!« meint sie lächelnd. »Denn wenn deine Mutter ihren Assessor so sang-und klanglos in die Versenkung fahren sieht, wird sie wohl die Kränke kriegen.«
    Sie nickt Franz freundlich zu, indem sie seine Hände schüttelt, küßt Rosalie mit mütterlicher Zärtlichkeit auf die Wangen und geht.
    Und Franz nimmt Rosel bei der Hand und geht mit ihr zum Vater, um ihm das liebe Bräutl vorzustellen und sein: »G'segn dirs Gott« zu hören.
    Tante Adele öffnet nicht ohne Herzklopfen die Tür zum Zimmer der Schwägerin. Ein wenig erfaßt sie noch die Angst, da sie sich die Szene ausmalt, die wohl folgen wird, wenn die Rätin von der Verlobung ihrer Rosalie hört. Daher geht sie ziemlich gedrückt und zögernd gleich einem Kinde, das einen schlimmen Streich gemacht hat und sich nun seine Strafe dafür holen soll.
    Ganz lautlos schließt sie die Tür hinter sich und wirft einen unsicheren Blick durch die Stube.
    Aber sogleich verfliegt ihre Beklemmung, denn die Rätin sitzt friedlich schlafend inmitten ihrer Körbe und Pakete, ihrer Koffer und Sofakissen. Und sie gewährt einen so erheiternden Anblick, daß Adele unwillkürlich ein leises Lachen ankommt.
    Zugleich aber empfindet sie eine kleine Schadenfreude darüber, daß die Schwägerin, die gerade in den letzten Tagen der Hochmut und Dünkel selber war, nunmehr so hübsch von ihrem Thronsessel herabgesetzt und auf den Boden rauher Wirklichkeit gestellt werden soll.
    Und aus dieser Freude heraus kann sie die alte Dame nicht mehr schlafen lassen, sie muß etwas tun, um sie aus ihrem Schlummer zu schrecken.
    Daher stößt sie schmunzelnd in scheinbarer Unachtsamkeit einen niederen Hocker um, auf dem allerhand Fläschchen und Gläser stehen, und wartet auf die Wirkung.
    Diese ist dem Einschlag des Blitzes gleich: die Rätin fährt mit einem lauten Schrei in die Höhe, ist einen Augenblick wie betäubt und wimmert dann wie ein erschrecktes Kind: »Was war das? Was ist passiert? Hilf mir doch, Adele! Was ist mit mir geschehen?«
    Erst allmählich, da sie das spitzbübische Lächeln der Schwägerin bemerkt, weicht der Schreck, und sie wirft einen suchenden Blick in der Stube umher.
    Da, ein neuerlicher Aufschrei.
    »Adele! Um Himmels willen! Meine Tropfen! Und die Hautcreme! Und das Kölnische Wasser! Das liegt ja alles auf dem Boden! Um Gott! Und das Bitterwasser fließt ja aus! Was hast du bloß gemacht?«
    Sie steht gar nicht erst lange auf, sondern kriecht gleich auf allen vieren, um alle Fläschchen zu retten und die Scherben aufzulesen.
    Dazu jammert sie laut über das Unheil und redet sich in einen ordentlichen Zorn auf die Schwägerin hinein.
    Diese hat sich immer noch schmunzelnd auf einen Stuhl gesetzt und denkt: »Jetzt ist die Stimmung günstig; jetzt lassen wir die Bombe platzen!«
    Und gerade, als die Rätin den verstreuten Puder mit zwei Glasscherben sorgsam zusammengestreift und wieder in die Büchse faßt, sagt sie:

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