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Madam Baeurin

Madam Baeurin

Titel: Madam Baeurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Christ
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abreisen, diese schreckliche Adele! Die Rätin vergißt vor Freude einen Augenblick, wie unlieb ihr die Schwägerin gerade in den letzten Wochen wurde, als sie so offen für Rosalie warb, beim Bauern – bei den Töchtern – bei Franz.
    Und nun kommt doch alles anders – so wie sie selbst es wünscht! Nun wird doch der Assessor ihr Schwiegersohn werden!
    Sie denkt gar nicht mehr an die Beschwerden des Packens und schafft und werkt den ganzen Tag, so daß sich endlich am Abend Koffer und Körbe in ihrer Stube türmen.
    Und da sie sich am Ende todmüde aufs Bett legt, vergißt sie ganz, wie sonst zu husten und zu klagen über das ungesunde Klima dieser Gegend, sondern sie schläft mit einem zufriedenen Lächeln ein und träumt von einer goldenen Zukunft im Hause ihres vornehmen Schwiegersohnes.

14

    Tante Adele hat ihren Morgenspaziergang gemacht und ist dabei auch an das Land gekommen, auf dem der Schiermoser Frühkartoffeln ausackert.
    In den tiefen Furchen, die der Pflug schneidet, raufen sich Stare und Raben um die Engerlinge und Würmer.
    Langsam lenkt der Schiermoser den Ochsen, und sein Wühst und Hott hallt weithin über die Flur.
    Fräulein Adele steht betrachtend am oberen Rande des Ackers und wartet, bis der Bauer in ihre Nähe kommt. Dann beginnt die folgende Unterhaltung:
    »Jetzt wirst es bald haben, Schiermoser?«
    »Ja, jetz wer i 's bald habn«, erwidert der Bauer.
    »Zwoa Biefel hast no, gell?«
    »Ja, zwoa hans no.«
    »Hast a no alleweil hübsch viel Arbeit in deine alten Tag,
    gell?«
    »No ja. Freili wohl.«
    »Werst froh sein, balst amal ausrasten kannst.«
    »Ja. Scho. Aber da is noch weit hin, wähn i.«
    »Mei, wenn amal der Franz heirat'...«
    »Wenn
er amal ...«
    »Daß 's net sein kunnt, Schiermoser! Mittendrin amal!«
    Der Bauer lacht schier mitleidig.
    »Da siecht ma 's wieder!« sagt er. »A so reden halt d' Stadtleut. Weil die koan Begriff net ham, wia daß ma bei uns heraußt heirat.«
    Fräulein Adele ist verwundert.
    »Wia werd nachher bei enk heraußt gheirat't? Da wirds halt aa a so gehn, daß'n Buam oane gfallt, und daß er sagt: Die möcht i!«
    »Naa, ganz gwiß net!« erwidert ihr der Schiermoser. »Denn so an Lackl gfallet gar oft oane, die mir gar nia gfalln kunnt als Schwieger.«
    »Aha!« sagt Adele. »Dees versteh i scho. Wenn er aber jetzt oane bracht, die dir selber recht guat gfalln tat ... sagn mir amal ... oane wia zum Beispiel ... unser Roserl?...«
    Den Schiermoser reißt es schier herum.
    Aber ein Bauer läßt sich nicht gern in die Karten schauen.
    Besonders nicht, wenn es so heikle Dinge betrifft, wie das, was die Stadtmadam da eben fragt!
    »Mei, dees konn ma net so für gwiß sagn«, meint er, »ob er grad a solcherne bringt oder a anderne ... He! Teife, bollischer! Gehst net umme da, auf dein Platz, wost hinghörst!... Dees hat no Zeit, moan i! Jetzt soll er zerscht amal arbatn, der Bua! – Hüa, Alter! Wühst eina, sag i! Wühst!«
    Und während er eine neue Furche umackert, sagt er halblaut für sich hin: »Wirst es derwarten kinna. Dees muaß er mir scho selber sagn, der Tropf! Sinst is mir oane vom Straßler oder vom Reisertaler aa net unrecht. Wenn i mi jetzt glei dro gwohnt hab an dees Luadermadl!«...
    Tante Adele aber ist nicht unzufrieden mit sich selber. Wenigstens hat sie so viel erfahren, daß keine andere als Schiermoserin vorbestimmt ist.
    Und daß ihm Rosalie nicht gerade zuwider ist, dem Bauern – dieses zu wissen ist ihr genug!

15

    Franz Schiermoser weiß sich weder zu raten noch zu helfen.
    Die Liebe zu Rosalie plagt ihn Tag und Nacht und macht den Wunsch nach ihrem Besitz in ihm immer größer.
    Anderseits aber ist ihm das Leben im Haus unter den obwaltenden Umständen schier unerträglich.
    Daß die Mutter Rosalie als Schiermoserin nicht gelten läßt, findet er ja noch verständlich, daß sie in ihrem Haß aber so weit ging, das Haus zu verlassen und so die Augen der ganzen Nachbarschaft auf sich zu richten – daß sie den Hof durch ihr Tun ins Gerede der Leute brachte, das empört ihn und macht ihn bitter.
    Und er kämpft einen harten Kampf mit sich selber, ob er gegen Rosalie nicht doch lieber die Reisertalertochter eintauschen soll.
    Aber je länger er darüber nachdenkt, desto unmöglicher erscheint ihm ein Leben ohne das muntere, tüchtige Stadtmaidl, und schließlich faßt er den Entschluß, mit dem Vater ein ernstes Wort zu reden.
    Und so sucht er ihn gerade an dem Morgen, da Rosalie der Schiermoserin sagen läßt, daß sie

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