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Madam Wilkin's Palazzo

Madam Wilkin's Palazzo

Titel: Madam Wilkin's Palazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ganz sicher zu
sein, müßten wir die Inventarliste dazunehmen.«
    »Wer ist für die Liste zuständig?«
fragte Lieutenant Davies.
    »Mr. Fitzroy. Aber er ist erst morgen
früh wieder hier.«
    »Wer ist der Verantwortliche, wenn er
nicht da ist?«
    »Man könnte sagen, wir alle. Jeder
Wächter ist für seinen eigenen Posten verantwortlich.«
    »Mr. Fitzroy ist ein sehr
ungewöhnlicher Mann«, warf Brooks ein. »Er glaubt fest an die Würde des
Individuums.«
    »Außerdem«, sagte Vieuxchamp, »haben
wir alle viel zuviel Angst vor ihm, um Mist zu bauen. Stimmt’s, Hasenfuß?«
    »Wir haben alle den größten Respekt vor
Mr. Fitzroy«, sagte Melanson steif.
    »Der Herr stehe Brown bei, wenn Fitzy
rausfindet, daß er beinahe jemanden mit der Hostienschale hätte durchbrennen
lassen!« fuhr Vieuxchamp fort. »Brownie hat Glück, daß er eins über den Schädel
gekriegt hat. Das könnte möglicherweise zusammen mit der Tatsache, daß der arme
Joe umgebracht worden ist, als mildernder Umstand angesehen werden.«
    »Dann glauben Sie an Browns Hypothese,
daß Witherspoon ermordet wurde, damit er die angeblichen Diebe nicht
identifizieren konnte?« fragte Bittersohn.
    »Tja, ich denke schon. Das klingt doch
auch logisch, oder nicht?«
    Bittersohn machte sich nicht die Mühe,
darauf hinzuweisen, daß es lediglich dann logisch klang, wenn man Browns
plumper Vortäuschung eines Überfalls Glauben schenkte. Wenn Vieuxchamp wirklich
gelegentliche Anflüge von Intelligenz hatte, wie Brooks Kelling behauptete,
warum schluckte er diese Geschichte so bereitwillig?
     
     

Kapitel
3
     
     
     
     
     
     
     
    »S ie glauben also nicht, daß Witherspoon
gefallen oder gesprungen ist?«
    Bittersohns Frage schien Vieuxchamp
offensichtlich Schwierigkeiten zu bereiten. »Warum hätte er denn springen
sollen?«
    »Der Wächter unten im Hof sagt, daß
Witherspoon sich aufgeregt hat, weil sich an dem großen Tizian, den er so
liebte, etwas verändert hat oder er das meinte.«
    »An dem Bild? Meine Güte, welcher Mann
bringt sich denn schon wegen eines Gemäldes um? Er könnte allerdings auch
gefallen sein, jetzt, wo Sie es sagen. Sehen Sie, über dem Hauptausgang hängt
die große Uhr. Vom zweiten Stock aus kann man sie nicht sehen, wenn man sich
nicht über die Brüstung lehnt. Manchmal tun wir das, um zu sehen, ob schon
Kaffeepause ist oder so. Vielleicht hat Joe das auch gerade gemacht, und dabei
ist ihm schwindelig geworden. Und dann hat er das Gleichgewicht verloren.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Joe
Schwindelanfälle hatte«, warf Melanson interessiert ein.
    »Na klar hatte er die, die ganze Zeit.
Vermutlich Arterienverkalkung. Er war ja schließlich kein Jüngling mehr.«
    »Wo wir gerade davon reden, wie die
Zeit vergeht, fällt mir ein, daß Mrs. Kelling und ich nachschauen sollten, wo
Nick Fieringer ist. Er fragt sich bestimmt schon, warum wir uns nach dem
Konzert nicht im Tintoretto-Saal haben blicken lassen.« Bittersohn stellte sich
hinter Brooks Kelling und veranstaltete eine regelrechte Pantomime, aus der
Sarah schließlich »Laden Sie ihn zum Abendessen ein« zu lesen glaubte.
    Sie konnte sich zwar den Grund dafür
nicht vorstellen, tat ihm jedoch den Gefallen. »Cousin Brooks, es ist schon
eine Ewigkeit her, daß wir uns getroffen haben, so daß ich es schade finde,
mich jetzt schon verabschieden zu müssen. Magst du nicht nach Dienstschluß bei
uns vorbeischauen? Sonntags abends gibt es immer ein informelles Buffet, weil
ich nie genau weiß, wer kommt und wer nicht.«
    »Das ist aber wirklich nett von dir,
Sarah, und ich würde auch gern kommen. Aber ich habe leider schon eine
Verabredung. Ich habe nämlich Dolores Tawne eingeladen, mit mir zu essen. In
dem kleinen Café drüben an der Kensington Avenue beim Museum of Fine Arts«,
fügte er schnell hinzu.
    »Warum bringst du sie denn nicht
einfach mit? Ich bin sicher, daß wir uns alle freuen würden, sie
kennenzulernen.«
    Sarah war sich zwar nicht so sicher,
aber sie dachte, daß sie das Richtige gesagt haben mußte, weil Mr. Bittersohn
sehr zufrieden aussah. Cousin Brooks jedoch zögerte. Er befürchtete, daß
Dolores eine Einladung, seine Familie kennenzulernen, als ernste Absicht
seinerseits mißverstehen könnte. Sarah setzte ihm jedoch auseinander, daß eine
Großnichte um sieben Ecken und eine zusammengewürfelte Gruppe von
Pensionsgästen wohl kaum als ernste Absicht interpretiert werden konnten.
Brooks sah sowohl die Logik ihres Arguments als auch die

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