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Madame Mystique

Madame Mystique

Titel: Madame Mystique Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jeder Mensch, der sich mit Tieren beschäftigte und denen Tiere etwas bedeuteten, musste die Werke einfach gelesen haben. Sie gehörten dazu. Sie waren so sensibel geschrieben worden, und im Endeffekt hatte der Leser das Gefühl, dass Tiere eben auch nur Menschen sind.
    Maxine Wells liebte Tiere. Nicht umsonst hatte die den Beruf einer Tierärztin gewählt. Selbst in ihrem Garten hatte sie Gehege für Tiere angelegt, die sie gesund pflegte, um sie anschließend wieder in die Freiheit zu entlassen.
    Weil das alles so war, fühlte sie sich auch an die Scholle gebunden, so dass Reisen, die in entferntere Gegenden führten, nicht eben zu ihrem Programm gehörten.
    Wenn allerdings eine Koryphäe wie Tabea Ryder sie zu einer Party bat, sah die Sache schon ganz anders aus. Das war eine Ehre. Da musste sie einfach hin. Sie kannten sich zwar nicht persönlich, aber Maxine hatte sich das eine oder andere Mal bei Tabea Rat geholt und auch etwas mehr von sich preisgegeben, so dass die Autorin wusste, mit wem sie es zu tun hatte. Beide Frauen hatten zudem ihre Seelenverwandtschaft gespürt. So freute sich Maxine Wells darauf, Tabea endlich persönlich kennen zu lernen, und das in einer Umgebung, die ihr gefiel.
    Sie würde ja nicht lange bleiben. Trotzdem hatte sie irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ihr Schützling Carlotta, das Vogelmädchen, zurückgeblieben war.
    Aber es war Carlotta selbst gewesen, die Maxine gebeten hatte, zu reisen, denn das junge Mädchen war mittlerweile so integriert in das normale Leben, dass es ohne weiteres allein im Haus und in der Praxis bleiben konnte.
    Darüber war Maxine sehr froh, aber das unruhige Gewissen konnte sie nicht verleugnen.
    Als ihr etwas kühl wurde, verließ sie den Balkon und blieb für einen Moment nachdenklich neben dem am Bett stehenden Trolley stehen. Sie überlegte, ob sie den Koffer auspacken sollte, entschied sich jedoch dagegen und wollte zunächst etwas Wichtigeres tun. Sie hatte Carlotta versprochen, sie nach der Ankunft im Hotel anzurufen, und genau das tat sie jetzt.
    Sie nahm nicht das Handy, sondern das normale Hotel-Telefon neben dem Bett.
    Carlotta meldete sich sehr schnell. Ihre Stimme klang etwas atemlos, das hörte Maxine schon beim ersten Wort.
    »Ich bin es...«
    »Ah ja, das hatte ich mir gedacht.«
    »Ist was mit dir?«
    »Nein, wieso?«
    »Du klingst etwas atemlos.«
    »Das hört sich nur so an und...«
    »Carlotta«, unterbrach Maxine sie, »du bist doch nicht etwa geflogen?«
    »Nein...«
    »Wirklich nicht? Du weißt ja, wenn man dich entdeckt...«
    »Ich schwöre es, Max. Ich bin nur draußen bei den Tieren gewesen. Das war alles.«
    »Okay, da bin ich zufrieden. Sonst ist alles in Ordnung?«
    »Ja, Max, alles. Du hast zwar die Praxis geschlossen, aber trotzdem sind noch drei Patienten gekommen. Ich habe sie weggeschickt. Sie gehen dann zu einem anderen Arzt.«
    »Das war sehr klug.«
    Carlotta lachte. »Ich habe dir doch gesagt, dass du dich auf mich verlassen kannst. Und wenn ich so was sage, dann meine ich das auch so. Mir geht es gut, aber was ist mit dir?«
    »Ich kann auch nicht klagen, es ist alles okay. Ich bin hier gut gelandet, und es gefällt mir auch.«
    »Was sagt denn Tabea?«
    Maxine musste lachen. »Sie sagt nichts, weil ich sie noch nicht gesehen habe. Das wird sich wohl bald ändern, denke ich. Ich werde dir schon noch Bescheid geben.«
    »Ja, das wäre toll – echt.«
    »So, und jetzt werde ich einen Spaziergang durch die Umgebung machen, bevor es dunkel wird.«
    »Wie ist denn bei dir das Wetter?«
    Maxine lächelte in sich hinein. »Du meinst doch nicht etwa das Flugwetter für Vögel?«
    »Nein, natürlich nicht. Wie käme ich überhaupt darauf?«
    »Trau schau wem. Aber das Wetter ist nicht schlecht. Kühl, leicht windig, aber nicht zu kalt.«
    »Es soll ja wieder schlechter werden.«
    »Ja, das ist mir klar. Aber erst in zwei Tagen. Dann ist die Party hier vorbei.«
    »Und wenn was ist, rufe ich dich an.«
    »Genau, Carlotta. Gib auf dich Acht – ja?«
    »Klar, mache ich doch alles.«
    Einigermaßen zufrieden legte Maxine den Hörer auf. Carlotta hatte sich in der Zeit, in der sie bei ihr lebte, wirklich gut gemacht. Zudem hatte sie es gelernt, mit dem Außergewöhnlichen zu leben, denn welcher Mensch besaß schon Flügel wie ein Vogel?
    Carlotta musste sich nicht vor der Umwelt verstecken, aber sie konnte sich auch nicht so zeigen, wie sie in Wirklichkeit war; die Flügel mussten immer verborgen sein. Da hatte die

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