Maddrax - Folge 332: Der vergessene Tod
nach. „Sie … sind ein Hydrit, nicht wahr? Was haben Sie mit uns vor? Was ist mit meinem Begleiter?“
Das Wesen schloss die Membran mit einer Handbewegung. Es kam näher, blieb vor ihr stehen und hob die Flossenhände, als wollte es ihr zeigen, dass es keine bösen Absichten hegte. Schnalzende Geräusche kamen aus seinem Mund.
„Ich verstehe Ihre Sprache nicht“, sagte sie langsam und akzentuiert. „Sprechen Sie die meine?“
Jenny glaubte es knistern zu hören, als der knorpelige Scheitelkamm des Hydriten sich aufstellte und wieder zurückfiel. Er machte eine beschwichtigende Geste und gab sich sichtbar Mühe zu antworten. „Viele Fragen“, sagte er gebrochen auf Englisch. „Geduld.“
„Ich möchte wissen, wo ich bin!“
Der Hydrit schien Probleme mit dem Atmen zu haben. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch. „Muss Atmung umstellen“, bestätigte er Jennys Verdacht. „Dauert ein wenig.“ Nach ein paar Atemzügen nickte er und sagte: „En’jak.“
„En’jak?“, echote Jenny. „Was soll das sein? Dieser Ort hier? Ein Labor? Eine Militärbasis? Eine Stadt?“
Der Hydrit nickte.
Na bravo. Such’s dir aus, Jenny! „ Okay. Was ist mit Pieroo? Meinem Begleiter.“
„Mensch … in Ordnung.“ Er hob die Flossenhände. „Langsam.“
Die Membran öffnete sich ein zweites Mal und vier weitere Hydriten betraten den Raum. Einer davon hatte zahlreiche Furchen im Gesicht und ging ein wenig gebeugt. „Ihnen geht es also wieder gut, wie ich sehe“, sagte er in weit besserem Englisch. „Mein Name ist Syram’ur. Ich bin ein Gar’tek … bei Ihnen heißt es wohl Mediker. Sie werden viele Fragen haben. Ich versuche sie zu beantworten.“
„Na, Gott sei Dank.“ Ein Arzt also, und bewandert in menschlichen Sprachen. Erleichterung machte sich in Jenny breit. Sie bemerkte, dass sie vor Aufregung zitterte, und zwang sich zur Ruhe. Dann überhäufte sie den Hydriten mit Fragen.
„Unsere Beobachter haben das Stahlschiff verfolgt und gesehen, wie du und der Mann ins Wasser fielen. Sie haben euch beide geborgen.“
„Was ist mit Pieroo?“, stellte Jenny die dringlichste Frage.
„Heißt er so?“
Sie nickte und deutete zu dem Glaskasten hinüber. „Er ist mein Gefährte. Mein Name ist Jenny … Jennifer Jensen. Wie geht es Pieroo?“
Der Hydrit nickte mitfühlend. „Er liegt im Heilkoma. Hatte lange keinen Sauerstoff. Aber er kommt durch.“
Ein anderer Hydrit aus der Gruppe trat vor. „Antworten!“, forderte er, des Englischen wohl weniger mächtig als Syram’ur. „Was mit Schiff?“
„Was mit dem Schiff ist?“, fragte Jenny nach.
Der Hydrit blähte die Kiemen. „Will wissen, ob Gefahr droht. Und warum ihr beide von Bord?“
Eine bleierne Müdigkeit überfiel Jenny. Die Erinnerungen lagen in ihrem Gehirn wie ein steinschwerer Traum. Was sollte sie dem Mann sagen?
„Ich … ich wollte sterben“, begann sie dann. „Und Pieroo wollte mich retten.“
„Sterben? Warum?“, fragte Syram’ur. Er wirkte schockiert.
„Warum …?“ Jenny schluckte hart. Weil ich als Mutter versagt habe. Weil mein einziges Kind … „Das ist persönlich“, sagte sie. „Ich will nicht darüber reden.“
„Was mit Schiff?“, drängte der andere Hydrit.
„Die EIBREX IV?“ Jenny schüttelte den Kopf. „Sie ist auf dem Weg nach England, mit Zivilisten an Bord. Keine Gefahr für euch.“ Sie sah sich um. „Warum hängen hier so viele Uhren?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
Ein Lächeln streifte Syram’urs wulstigen Mund. „Ich bin interessiert an eurer Kultur“, entgegnete er. „Ich sammle eure Uhren. Es ist ein Versuch, die Zeit einzufangen.“
„Zeit einfangen? Ich verstehe nicht …“
„Dir geht es wie mir.“ Er hob die Arme. „Die Zeit läuft immer davon.“
Jenny wusste darauf nichts zu erwidern. Die Hydriten beobachteten sie schweigend, bis Syram’ur die Schwimmhäute spreizte. „Wir gehen jetzt“, sagte er, „und kommen wieder, wenn du ausgeruht bist. Du findest Süßwasser in dem Gefäß neben der Liege.“
Jenny drehte den Kopf. Tatsächlich lag dort ein durchsichtiger Beutel, gefüllt mit Wasser.
„Try’kon wird vor der Tür Wache halten“, fuhr Syram’ur fort und deutete auf den Hydriten, mit dem sie nach ihrem Erwachen geredet hatte.
Die Meereswesen verließen den Raum. Die Membran schloss sich schmatzend, Try’kons Schatten malte sich hinter der milchig wirkenden Schicht ab.
Jenny sah zu Pieroo. Es ist meine Schuld , dachte sie. Ich
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