Maddrax - Folge 333: Im Zentrum der Gewalten
änderten sich die Geräusche des Dschungels schlagartig.
Schrille, lärmende Vogelstimmen veranstalteten ein ohrenbetäubendes Konzert. Matt sah ein paar der großen bunten Vögel hoch oben auf spiralförmig verdrehten Ästen sitzen. Und wenn er für einen Moment geglaubt hatte, die Tiere würden eine Ausnahme machen und wären normal gewachsen, sah er sich getäuscht. Vor allem ihre Schnäbel waren fast schon ins Groteske verbogen. Ein Wunder, dass sie so missgestaltet im Dschungel bestehen konnten. Aber vermutlich waren das die Überlebenden einer einst viel größeren Population.
Dieses ganze Gebiet war von den Urkräften eines entarteten Tors in den zeitlosen Raum an sich gerissen und verwüstet worden. Und dieses Tor musste sich hier ganz in der Nähe befinden. Kurz vor dem Beschuss durch den Elektromagnetischen Impuls hatte Miki Takeo das ungefähre Zentrum berechnet; es lag ungefähr zehn Kilometer vom Absturzort entfernt. Eine Strecke, die sie nach Matts Gefühl in dieser Nacht zurückgelegt haben mussten.
Xij stolperte immer bleicher neben ihm her, biss aber eisern die Zähne zusammen. Sie wollte sich keine weitere Blöße geben und ihm wohl zeigen, dass sie zäh war. Selbst mit den tiefschwarzen Ringen unter den Augen wirkte sie noch wesentlich ansehnlicher als diese furchtbar verzerrten Kreaturen oder gar die Metallos, die aussahen wie aus Schrottteilen zusammengeschraubt.
Nun, da er wieder klar sehen konnte, blieben Matts Blicke in ungebrochener Faszination auf Bäumen haften, die, teilweise völlig kahl und ihrer Blätter beraubt, aussahen, als wären sie aus Wachs statt aus Holz. Wachs, das von Hitze weichgemacht und von orkanartigen Winden gebogen und modelliert worden und schließlich wieder erstarrt war. Alles hier wirkte langgezogen und zerfasert und neigte sich in die Richtung, in die sie gingen.
Schlagartig lichtete sich der Dschungel. Als es gerade richtig heiß und schwül zu werden begann, als Matthew die ersten Schweißtropfen auf die Stirn traten, öffnete sich vor ihnen eine weitläufige Lichtung.
„Wow“, sagte Xij leise. Der Glanz war in ihre Augen zurückgekehrt, als sie sich staunend umsah.
Matt unterschrieb dieses „Wow“ voll und ganz. Auf der mit Gras bewachsenen Lichtung erhob sich eine neunstöckige Maya-Stufenpyramide mitsamt einigen mehr oder weniger verfallenen Nebengebäuden. Natürlich ins Groteske verzerrt wie alles hier. Wahrscheinlich täuschte der Eindruck, aber besonders hier sah die ganze Landschaft so aus, als wäre sie auf eine Plastikfolie gemalt und mit roher Kraft zu einem Mittelpunkt hin verzerrt worden. Und wenn Matt nicht alles täuschte, war dieser Mittelpunkt die Spitze der Pyramide!
Sein Blick blieb vor allem an der gewundenen Treppe hängen, die bis zur obersten Plattform führte und sicher einmal schnurgerade gewesen war.
„Fällt dir was auf?“, murmelte Xij.
„Was meinst du?“
Sie hakte sich bei ihm unter, um nicht so laut reden zu müssen. „Die Pyramidenspitze …“
Matt runzelte die Stirn. Einen Moment begriff er nicht, was sie meinte. Dann sah er es auch: „Die Spitze ist nicht verzerrt. Meinst du das?“
„Genau. Ist doch seltsam, oder?“
Sie kamen nicht dazu, sich weitere Gedanken zu machen. Die Metallos packten und schafften sie zu einem turmartigen Bau in direkter Nachbarschaft der Pyramide. Er war nicht ganz so verzerrt wie der Rest der Umgebung, wirkte aber, als würde er eine leichte Verbeugung zu der Pyramide hin machen. Interessanterweise befand sich auf seinem Dach eine moderne Richtantenne.
Überall standen nun Roboter „Gewehr bei Fuß“ und schienen die Gefangenen neugierig zu betrachten. Matt, der rund fünfzig von ihnen zählte, bezweifelte aber, dass man ihnen so menschliche Gefühle wie Neugier unterstellen konnte.
Noch irritierender allerdings waren die Berge von Elektroschrott, die überall herumlagen und der Lichtung die Note einer Müllkippe verliehen. Da waren ein alter, ausgeweideter Kühlschrank ohne Tür, zwei zerdrückte Toaster, aber auch Teile eines Fertigungsroboters, wie sie vor dem Kometen für den Autobau verwendet worden war. Dazu passte die total durchgerostete Karosserie eines einst roten Hyundai Autos, in dessen glaslosen Fensteröffnungen faustgroße Fleggen bedrohlich summten. Matt glaubte sich zu erinnern, dass dieses Modell einst in Südamerika produziert worden war.
Waren sie in der Nähe der Fertigungsstätte? Durchaus möglich.
Und überall lagen silberne und goldene Platinen
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