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Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht

Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht

Titel: Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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die Wand neben einer der Sichtluken. Erneut griff er in ihr Fell, zerrte sie hoch und wollte sie über den Rahmen wuchten – aber da verwandelte sich ihr Fell wieder in Schmierseife. Das Biest entglitt ihm einfach.
    Trashcan Kid schrie vor Enttäuschung. Das Biest bleckte grinsend die Zähne – und wuchs.
    Und bei Orguudoo, wie herzzerreißend Brainless Kid schrie, der arme Paulie. Trashcan Kid lauschte seinen Todesschreien! Das Biest dagegen schien sie gar nicht zu hören: Es grinste und fletschte die Zähne und wuchs noch immer. Sein Fell war jetzt hellblau, sein Bauch strahlend weiß, seine Grinseschnauze altrosa.
    Wie gelähmt vor Schrecken stand Trashcan Kid vor ihr. Das war gar keine Taratze – das war ein Teddybär! Das war Paulies Teddy Paul!
    Jetzt richtete sich der Teddybär auf, war auf einmal doppelt so groß wie Trashcan Kid, packte ihn, riss ihn zu sich und schnitt eine bitterböse Grimasse.
    Trashcan Kid konnte sich nicht mehr bewegen, nicht einmal schreien konnte er, dabei schien seine Brust aus einem einzigen großen Schrei zu bestehen. Er starrte nur hinauf in die bitterböse Fratze des Mammutteddys. Der riss nun seinen altrosa Rachen auf …
    … und biss Trashcan Kid den Kopf ab.
    Schreiend wachte er auf.
    Sein Herz pochte wild von innen gegen sein Brustbein, er zitterte, seine Kleider waren nass von Schweiß. Gänsehaut überzog seine Arme, seinen Nacken und Rücken. Ganz steif lag er, wagte nicht, sich zu rühren, lauschte nach allen Seiten. Mööven schrien gar nicht weit entfernt, sonst hörte er nichts. Sein Herzschlag beruhigte sich nach und nach, sein Atem auch. Draußen ging die Sonne auf.
    Seit Tagen quälte ihn immer derselbe Traum: Eine Taratze griff ihn an, Brainless Kid schrie und die Riesenratte verwandelte sich in diesen grausigen Teddy. Wie lange konnte ein Mensch einen solchen Albdruck ertragen?
    „So lange, bis du deine Strafe abgebüßt hast“, flüsterte Trashcan Kid.
    Ja, er fühlte sich schuldig. Und zu Recht – hatte er etwa nicht den armen Brainless Kid im Stich gelassen, damals im Dschungel von Mexiko? O ja, das hatte. War geflüchtet wie irgendein x-beliebiger Feigling, statt dem armen Kerl beizustehen. 3 Er schloss die Augen, seufzte tief, schüttelte den Kopf über sich selbst.
    Ein paar Jahre lang hatte er es geschafft, das Schuldgefühl zu verdrängen. Du hättest ihm eh nicht helfen können, hatte er sich erfolgreich eingeredet. Was für eine Chance hättest du denn gegen dieses Monstrum von Geiermaskenroboter gehabt? Und dann: Waren die anderen nicht auch geflüchtet? Monsieur Marcel, Peewee, Ozzie, Loola, Johnny und Ayris Grover, die Soldatenbraut. Hatten sie ihn nicht sogar genötigt, mit ihnen zu den Trikes zu rennen, die Motoren anzuwerfen und so schnell wie möglich aus diesem Horror-Dschungel zu fliehen?
    Ja, das hatten sie. Und wer wollte es ihnen verdenken?
    Sich das alles vor Augen zu halten, hatte anfangs geholfen. Hatte sogar ein paar Jahre lang geholfen. Doch vor wenigen Wochen waren die Schuldgefühle zurückgekehrt. Und mit ihnen die Albträume. Aus heiterem Himmel hatte ihn die Erinnerung an Brainless Kid und seinen bescheuerten Teddy überfallen. Einfach so.
    Trashcan Kids Herz schlug jetzt ruhiger, sein Atem flog nicht mehr. Nur die frostigen Schauer wollten heute gar nicht aufhören, über seinen Nacken und Rücken zu jagen. Warum nur?
    Er lauschte aufmerksam, sah sich sogar um. Kein Mammutteddy, nirgends. Und dennoch wollte die Angst nicht weichen. Was war los? Er tastete nach einem Tuch, wischte sich den Schweiß wenigstens von der Stirn. Dann stand er auf, verharrte reglos, lauschte wieder.
    Irgendetwas lag in der Luft, das spürte Trashcan Kid. Eine Gefahr, eine Bedrohung, etwas, vor dem man lieber weglaufen sollte. Sagte man ihm nicht die Fähigkeit nach, Katastrophe vorherzuahnen?
    Trashcan Kid rollte mit den Augäpfeln. „Dreh jetzt bloß nicht durch, Kerl.“
    Er stieg die Wendeltreppe hinauf zum Raum direkt unter der Obeliskenspitze. Hier oben, im Dach des einhundertneunundsechzig Meter hohen Washington Monument , hatte er sich seit einiger Zeit sein Quartier eingerichtet.
    Er trat an eine der Sichtluken, die sich in Abständen um den ganzen Obelisken zogen, und streckte die Hand hinaus. Es nieselte. Keine Spur von Morgensonne. Von Osten rückte eine dunkle Wolkenfront heran. Kaum konnte man den Potomac und das Meer vom Himmel unterscheiden. „Wenn der Tag genauso beschissen wird wie das Wetter, bleibst du besser liegen,

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