Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht

Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht

Titel: Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
einer fremden Sprache, die jeden seiner Untergebenen erschreckt hätte: „Es ist wirklich Matthew Drax, gar kein Zweifel. Wir haben ihn endlich!“

    Völlig entspannt hing Aruula im Sitz des Copiloten. Der Start lag knapp eine Stunde zurück; noch vier oder fünf Stunden also, bis in Waashton landen würden. Aruula schwelgte im Hochgefühl, das ihr die Injektion des Schlangengiftserums beschert hatte. Sie empfand weder Schmerzen noch Müdigkeit.
    Eine gewisse Erregung empfand sie, das schon; und bei Wudan: Es war ja auch aufregend, die Partnerin eines solch mächtigen Wesens zu sein!
    Dunkelheit herrschte vor den Frontfenstern, nur hier und da glitzerten ein paar Sterne. Drei Uhr Nacht zeigte die digitale Zeitangabe in der Fußleiste des Head-up-Monitors. Der Pilotensessel war leer, die Maschine flog mit Autopilot. Samugaar machte sich irgendwo hinten im Laderaum zu schaffen.
    Zweitausendfünfhundert Kilometer Luftlinie seien es bis nach Waashton, hatte der Archivar ausgerechnet. Normalerweise müsste man die Strecke in etwas mehr als drei Stunden schaffen, hatte er gesagt, doch der neu raffinierte Treibstoff sei nicht ergiebig genug, um das Mondshuttle auf volle Geschwindigkeit zu bringen.
    Aruula war es gleichgültig, ob sie Maddrax eine Stunde früher oder später gegenüberstehen würde. Selbst wenn sie noch ein paar Tage auf ihn warten müssten; na und? Sie würde zusehen, wie Samugaar ihn mit seinem Schockstrahler in den Staub schickte, würde dann breitbeinig über ihm stehen, ihm die Schwertspitze auf die Brust setzen und sagen: „Das hast du jetzt davon, du Idiot!“
    Sie murmelte den Satz vor sich hin, während sie sich vorstellte, ihn Maddrax ins Gesicht zu schleudern. „Das hast du jetzt davon, du Idiot!“ Und alles andere, was sie ihm schon längst einmal hatte sagen wollen.
    „Du hast meine Liebe mit Füßen getreten!“, zischte sie in das Summen der Armaturen hinein. „War es etwa meine Schuld, dass deine Tochter ums Leben gekommen ist? Es war ein Unfall – im Gegensatz zu Daa’tans Tod, an dem du allein die Schuld trägst …!“
    Jetzt erst wurde ihr bewusst, dass sie laut aussprach, was sie dachte. Ihr Körper straffte sich, sie beherrschte sich. Die Vorstellung jedoch, breitbeinig über dem gelähmten Maddrax zu stehen und ihm die Schwertspitze auf die Brust zu setzen, hielt sich hartnäckig in ihrem Kopf. Sie gefiel ihr gut. Ach was – sie versetzte sie in eine geradezu triumphale Hochstimmung!
    Ihr Blick fiel auf die Spuren der Einstiche in ihrer Ellenbeuge. Dort hatte Samugaar die Medizin in ihre Vene gespritzt. Eine gute Medizin! Wie schnell sie die Schmerzen betäubte, wie gründlich sie trübe Gedanken und düstere Gefühle verjagte und den Geist freimachte für das Wesentliche!
    „Wirklich eine gute Medizin“, murmelte Aruula. Und wieder kreisten ihre Gedanken um den von Samugaars Schockstrahler gelähmten Maddrax und das, was sie ihm sagen würde.
    Keinen Moment zweifelte sie daran, dass sie Maddrax besiegen würden, sie und Samugaar. Und mit Mr. Black würden sie auch fertig werden. Mit allen würden sie fertig werden! Mit ganz Waashton!
    Aruula massierte den blauen Fleck, der die Einstichstelle umrahmte. Hatte sie wirklich vorhin Samugaar vor Mr. Black gewarnt? Wie kleinmütig! Black und Maddrax aus hartem Holz? Was für eine Überschätzung! Aruula schüttelte den Kopf über sich selbst. Aus solch hartem Holz, dass Samugaar und sie nicht mit ihm fertig würden, konnte überhaupt niemand sein! Wohl zum zehnten Mal heute dankte sie Wudan, dass der Archivar ihren Weg gekreuzt hatte.
    Aruula räkelte sich im Copilotensessel und seufzte. Links unten in der Frontscheibe ging der Mond auf, schmal und wie eine Sichel gebogen. „Ich werde aber keine Sichel bei mir haben, wenn ich vor Maddrax trete, sondern nur mein Schwert“, murmelte sie und stellte sich den panischen Blick Xijs vor, die Zeugin sein würde, wenn sie Maddrax richtete.
    Aber halt, sie musste die richtige Reihenfolge beachten. „Ihren Kopf werde ich zuerst abschlagen, das verspreche ich dir, Maddrax. Wir wollen sie schließlich schreien hören, wir beide, nicht wahr?“ Sie lachte heiser auf.
    „Mit wem sprichst du, Aruula?“
    Sie fuhr herum. Die große, bernsteinfarbene Gestalt Samugaars bückte sich ins Cockpit. Die Servomotoren seines Exoskeletts summten. Allein diese winzigen Motoren hinderten sie daran, Samugaar wirklich für einen der Götterboten von Wudans Tafel zu halten. Ein Götterbote war nicht

Weitere Kostenlose Bücher