Maddrax - Folge 336: Facetten der Furcht
in Anspruch nehmen.“ Jetzt tauchte der Spezialroboter wieder in seinem Blickfeld auf. Zwanzig Meter unter ihm rollte er in einen Aufzug, über den man hier herauf auf die Brücke des Schiffswracks gelangte, das seine Roboter einen Kilometer von der Küste entfernt gefunden und hierher geschleppt hatten. Er nahm an, dass eine Flutwelle das Schiff einst auf das Land geworfen hatte.
„So lange werden Wir nicht warten können“, funkte er. „Sobald das Shuttle aufgetankt und startbereit ist, müssen Wir mit der Verfolgung dieses Maddrax und des Schlüssels zum Superior Magtron beginnen. Er hat ohnehin schon viel zu viel Vorsprung.“
Neben der Kommandobrücke hielt jetzt der Aufzug. Auf seinen Kettenschuhen rollte AV-02 heraus. Sein Äußeres ähnelte weitgehend dem seines Vorgängers AV-01, nur den Schädelteil hatte der Archivar anders gestaltet: Statt hinter einer Geiermaske lagen die Herzstücke des Roboters – die semibiologischen und elektronischen Prozessoren und der Arbeitsspeicher – in einem menschlichen Totenschädel, den der Archivar mit Panzerglas hatte überziehen lassen.
Zu seiner Überraschung war AV-02 nicht allein: Hinter ihm schritt Aruula aus dem Aufzug. „Wie ich höre, wird das Shuttle bald startbereit sein, Samugaar“, sagte sie.
„So ist es, Aruula.“ Samugaar – diesen Namen hatte sie ihm bei ihrer ersten Begegnung gegeben, weil sie den richtigen nicht aussprechen konnte. Es handelte sich wohl um einen Gott ihrer Legenden. Dem Archivar gefiel der Klang des Namens und so hatte er ihn bereitwillig angenommen. „Es wird auch höchste Zeit, denn unter allen Umständen müssen wir den Schlüssel an uns bringen, den Maddrax um den Hals trägt.“ Er hatte sich angewöhnt, den Mann aus der Vergangenheit mit dem Namen zu benennen, den auch die Telepathin zu benutzen pflegte. „Ohne den Schlüssel nützt uns der Supermagnet nämlich gar nichts.“ Er betrachtete das Gesicht des weiblichen Hominiden. Inzwischen verstand er es, Aruulas Mimik zu lesen – sie schien ihm unzufrieden und nervös. „Allerdings wird es kaum möglich sein, der Fährte jetzt noch zu folgen. Daher frage ich dich: Wohin könnte Maddrax sich gewandt haben? Zu welchem Ziel würden er und seine Begleiter fliehen?“
Aruula schritt an dem Roboter vorbei. Die Servomotoren ihres eigenen Exoskeletts summten. „Maddrax ist berechenbar wie ein gezähmtes Horsay“, sagte sie mit abfälligem Tonfall. „Ich ahne schon, wohin er unterwegs ist.“
„Tatsächlich? Ich höre!“
„Er wird die nächste Stadt aufsuchen, in der er Freunde findet, die ihm helfen können: Maddrax will nach Waashton.“
„Das wäre ein weiter Weg.“ Der Archivar vergegenwärtigte sich die geografische Lage der alten Stadt. „Ist er nicht zu weit für jemanden, der auf der Flucht ist?“
„Nur auf den ersten Blick, Samugaar“, gab Aruula zurück. „Er weiß jetzt, dass er einen mächtigen Feind hat. Also braucht er Waffen. In Waashton hat er treue Verbündete, die nicht zögern werden, ihn damit auszurüsten.“
„Waffen?“ Der Archivar horchte auf – Waffen konnte man nie genug haben. Vor allem, wenn es darum ging, das Siegel eines entarteten Tores zu knacken. Aruula nickte. „Dann sollten wir uns auf den Weg nach Waashton machen. Mit dem Shuttle werden wir lange vor ihm dort sein. Es ist acht Tage her, dass er und seine Begleiter von hier aufgebrochen sind. Sie können seitdem nicht mehr als zwei Drittel des Weges zurückgelegt haben. Wir werden Maddrax in Waashton erwarten und ihn dort abfangen.“
„Das klingt gut, Samugaar, doch ich muss dich warnen.“ Aruula zog die Brauen hoch. „In Waashton hat ein Mann namens Mr. Black das Sagen oder doch wenigstens großen Einfluss. Der ist aus ähnlich hartem Holz geschnitzt wie Maddrax. Solche Männer sollte man nicht unterschätzen.“
„Nicht unterschätzen …“ Samugaar nickte. „Unterschätzen wollen wir niemanden mehr.“ Er überlegte nicht lange und wandte sich an AV-02. „Lasse er den Holo-Projektor von der Pyramidenspitze abbauen. Wir wollen, dass er im Shuttle installiert wird.“
„Verstanden, Großer Herr! Holo-Projektor ins Shuttle einbauen.“ Rückwärts rollte AV-02 in den Aufzug. Der setzte sich in Bewegung und trug den Roboter hinab.
„Danke für den Hinweis, Aruula. Nein, so schnell werden wir niemanden mehr unterschätzen.“ Der Archivar stutzte, denn ihr Blick hatte etwas Gequältes. „Du leidest unter Schmerzen?“
Sie langte hinter sich und
Weitere Kostenlose Bücher