Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0076 - Bills Hinrichtung

0076 - Bills Hinrichtung

Titel: 0076 - Bills Hinrichtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Er saß auf einem Stuhl. Gefesselt. Die Stricke umspannten hart seine Fußknöchel und den Oberkörper. Seine Arme lagen auf den breiten Lehnen. Um diese Stützen waren ebenfalls Stricke gewickelt, die seine Gelenke hielten.
    Aber damit nicht genug.
    Neben ihm standen zwei Wächter. Sie flankierten ihn wie Statuen einen Aufgang zum Königspalast. Bis auf einen Lendenschurz waren seine Wächter nackt. Die nackten Füße standen auf glühendheißem Fels, dem die gnadenlose Sonne die letzte Feuchtigkeit entrissen hatte. Von den Gesichtern der beiden sah Bill Conolly nichts, da dunkelrote Masken sie verdeckten.
    Es waren die roten Henker!
    Bill wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war. Stunden? Tage? Er hatte jegliche Orientierung und auch jegliches Zeitgefühl verloren.
    Nur die Erinnerung besaß er.
    Er wußte, daß es in New York begonnen hatte und hier endete.
    Endete?
    Ja, Bill sah keine Hoffnung. Er befand sich gefesselt auf einem winzigen Eiland mitten im Meer. Wie graues Blei liefen die Wellen gegen die Felseninsel an. Sie brachen nicht schäumend oder gischtend, sondern schienen an dem Felsen hochzulaufen und in zahlreichen Rissen und Spalten zu versickern.
    Das war keine normale See, das war aber auch keine normale Insel, auf der sich Bill befand.
    Ein giftgrüner Himmel, aus dem sich gewaltige Wolkenberge hervordrängten und träge wie Brei über das Firmament flossen. Eine Sonne sah Bill überhaupt nicht, und das grüne Licht, das hier herrschte, überschwemmte ihn wie eine Woge.
    Er hob den Kopf und schaute nach vorn. Irgendwo am Horizont liefen Wasser und Wolken zusammen, wurden dort zu einem einzigen graugrünen Mischmasch.
    Eine Welt voller Rätsel?
    Eine normale Welt?
    Oder eine andere Dimension?
    Bill Conolly glaubte fest daran, daß sie ihn in eine andere Dimension verschleppt hatten. Aber warum töteten sie ihn nicht? Weshalb zögerten sie? Wollten sie seine Qualen verlängern?
    Er erinnerte sich wieder.
    John Sinclair, Suko und Laurie Ball, die Reporterin, hatten ihn in New York in seinem Hotelzimmer zurückgelassen, um Ray Onedin, einem farbigen Polizisten, einen Besuch abzustatten. Onedins Vater wußte angeblich etwas über die Horror-Cops zu berichten, die seit einiger Zeit den New Yorker Stadtteil Bronx unsicher machten. Aber der Besuch zog sich in die Länge. Bill wartete. Er ahnte nur, daß etwas passiert war.
    Bis dann die Kapuzenmänner kamen.
    Mit einem Trick hatten sie sich Eingang zu Bills Zimmer verschafft. Es war zu einem Kampf gekommen, doch Bill Conolly hatte verloren. Er kam gegen die Kräfte der beiden Henker nicht an. Bill war bewußtlos geworden.
    Erwacht war er hier, auf diesem winzigen Eiland. Und vielleicht in einer anderen Dimension.
    Atmen konnte der Reporter, wenn es ihm auch schwerfiel. Die Luft war schwer und heiß, jeder Atemzug stach in seinen Lungen, er bereitete ihm regelrechte Qualen. Zum Glück hatten sie seinen Kopf nicht angebunden, so daß Bill sich wenigstens umschauen konnte.
    Blickte er nach rechts, so sah er einen Henker. Das gleiche sah er auf der linken Seite. Sie hatten ihre muskulösen Arme vor den mächtigen Brustkästen verschränkt und sprachen kein Wort.
    Bill hatte versucht, mit ihnen zu reden, doch er hatte keine Antwort bekommen.
    Die Wächter blieben stumm.
    Aber Bill Conolly wußte noch etwas von ihnen. Die beiden besaßen keine Köpfe. Es waren Kopflose; die Kapuzen saßen direkt auf ihren breiten Schultern.
    Und doch lebten diese Wesen.
    Eine grausame Magie hielt sie am Leben, damit sie ihrem Herrn dienen konnten.
    Einem Herrn, von dem Bill noch nichts gesehen hatte.
    Würde er überhaupt auftauchen?
    Bill hoffte es, und gleichzeitig wünschte er es nicht. Wenn er kam, konnte er vielleicht mit ihm reden, falls er nicht etwas anderes vorhatte.
    Und dieses andere Vorhaben konnte nur Bill Conollys Tod bedeuten.
    Seinen Körper spürte der Reporter schon längst nicht mehr. Die Fesseln hatten den Kreislauf des Blutes sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Doch völlig abgestorben waren Bills Glieder auch nicht. Er bewegte oft genug seine Zehen und auch die Finger, so wurde die Blutzirkulation in Gang gehalten.
    Auch das dumpfe, ziehende Gefühl in seinem Kopf hatte sich mittlerweile gelegt. Mit einem Schlag gegen den Schädel hatten die beiden Henker den Reporter schließlich außer Gefecht gesetzt.
    Bill blieb nichts anderes übrig, als nach vorn auf die graue See zu starren. Dieses winzige Felseneiland maß höchstens zwanzig Quadratmeter, und auf

Weitere Kostenlose Bücher