Madru
ihm der Schatz fortgeschnappt worden sei von einem anderen. Er antwortete mit Bedacht, um sie zu kränken, bei all dem könne eine wie sie, die sich aus Männern nichts mache, überhaupt nicht mitreden.
Madru schrieb an Gunilla lange Briefe. Um die nächste Nummer der »Aurora« durfte sich Jule allein kümmern. Auch Björn war ausgefallen. Madru und Björn tranken zusammen Branntwein. Madru wurde und wurde nicht betrunken. Björn stürzte schließlich besinnungslos zu Boden. Jule schaffte für drei und fluchte über die Männer. Über den bewußtlosen Björn, der da auf die Dielen hingestreckt lag, schüttete sie einen Eimer Wasser. Auch das brachte ihn nicht wieder auf die Beine. Sie zog ihn zu dem Verschlag, in dem sein Bett stand. Dann holte sie den Jungen, damit er ihr beim Drucken zur Hand gehe.
Madru saß auf der Bettkante und sah mit einem verrückten Lächeln zu.
Die Briefe an Gunilla schickte Madru mit einem Boten in die Mühle. Brief um Brief brachte der Invalide ungeöffnet wieder zurück. Schließlich sagte er: »Herr Redakteur, es ist wirklich zwecklos. Ihr müßt Euch damit abfinden, daß diese Frau von Euch nichts wissen will.«
Madru lief nach Ljusdal und ließ sich bei Sunderman melden. Der empfing ihn höflich, etwas amüsiert. Er trank englischen Brandy mit ihm. Madru sagte plötzlich, als sie schon mehrere Brandies gekippt hatten, Sunderman werde eine Frau heiraten, die ihn nicht liebe.
Sunderman lachte. »Sie schätzt mein Geld und achtet mich«, sagte er, »das ist auch etwas. Daß sie nicht unschuldig in die Ehe geht, und daß sie mit Euch geschlafen hat, ist mir bekannt. Keine üble Wahl. Ich kann darüber hinwegsehen. Ich brauche eine Frau, die mir einen männlichen Erben schenkt. Manns genug, um ein Kind in ihren Schoß zu pflanzen, bin ich noch. Vielleicht werden es auch zwei oder drei. Sie sieht aus wie eine Kuh, die rasch trächtig wird und leicht wirft. Habe ich recht, Herr Redakteur?«
Madru sprang auf. Er schrie Sunderman ins Gesicht, er wolle sich mit ihm duellieren.
»Aber ich nicht mit Euch«, sagte Sunderman lachend, »ein Duell mit einem Fiedler, einem Tinten-Kleckser … das ist doch lächerlich. Da wir gerade miteinander reden: Die Artikel, die da in Eurem Blättchen erscheinen, gefallen mir nicht. Was aus der Feder der Roten Jule kommt, ist Schwachsinn. Sozialistische Agitation. Damit lockt man hier in der Gegend keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Aber Euer Geschmier … diese Verherrlichung der Bäume … Bäume seien wichtiger als Menschen. Daß es ungehörig ist, wäre das eine. Es ist aber auch unchristlich. Es bestätigt den heidnischen Aberglauben dieser Waldmenschen, bestärkt sie in ihrer lächerlichen Angst, die Welt würde untergehen wenn es diesen Wald nicht mehr gäbe. Macht nur so weiter … und ich hetze Euch die Kirchenbehörde auf den Hals. Ich habe schon mit dem Bischof gesprochen. Er ist ganz meiner Meinung. Und wagt es noch einmal, Euren schmierigen Wisch hier vor meiner Haustür in Ljusdal austragen zu lassen, wie das neulich dieser Kretin versucht hat. Ich habe ihm gehörig das Fell gerben lassen. Das war es, was ich Euch schon längst sagen wollte. Ich hatte die Ehre mit dem Herrn Redakteur. Dort ist die Tür!«
Madru kam mißmutig und knurrig aus Färila zurück. Jule begann sich um ihn Sorgen zu machen. Er trank zwar nicht mehr, aber er aß auch nichts. Einmal fuhr sie ihm mit der Hand über die Wange: »Nun iß doch!«
Er schüttelte sich und sagte finster: »Laß mich.«
Er schien etwas auszubrüten. Eine Teufelei. Eine Tollheit. Es waren noch drei Tage bis zum Termin der Hochzeit. Madru saß in seinem Verschlag und starrte vor sich hin. Manchmal, in den Nächten, wenn er nicht schlafen konnte, ging er auf und ab und murmelte Unverständliches. Was keiner ahnte, war, daß er jenen Spruch murmelte, der ihm einmalige Macht über das Element Wasser gab. Er lockte Regenwolken an. Er war selbst gespannt, ob er es schaffen werde.
Der Hochzeitstag war da. Punkt neun Uhr trat Madru ins Freie, vor die Baracke. Es war ein sonniger Sommermorgen und sah nicht nach Regen aus.
Genau zu dieser Zeit sollte sich von Sundermans Villa in Ljusdal aus der Hochzeitszug mit den Kutschen und offenen Wagen zur Kirche in Bewegung setzen. Der Himmel verfinsterte sich so überraschend, wie das noch nie zuvor jemand erlebt hatte. Es begann zu donnern und zu blitzen. Dann ging aus den dräuenden, schwefelgelb-grauschwarzen Wolken eine wahre Sintflut auf den Ort
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