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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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Kameraden, wer der alte Mann und die Schöne sei und sie sagten ihm, dort in der Ecke, das sei der Torkelmüller mit seiner Tochter, die man die schöne Gunilla nenne. Madru holte das Mädchen, und sie tanzten etwa eine halbe Stunde miteinander. Es war die Leichtigkeit, mit der diese Gunilla tanzte, es war ein gewisser Stolz, der aus ihren braunen Augen leuchtete, es war die Farbe ihres Haares und zum Teufel, was eigentlich sonst noch? … das ihn immer verliebter werden ließ. Die Liebe zu der schönen Gunilla kam über ihn mit der Gewalt eines Föhnsturms. Beim dritten Tanz schon traf er mit dem Mädchen eine Verabredung für den Sonntagnachmittag in Färila.
    Er mußte aufhören zu tanzen, weil das Publikum verlangte, er solle wieder spielen. Das war der Fluch des Fiedelns, daß man nie in einem fort tanzen konnte wie andere Burschen. Er machte ihr auch beim Spielen schöne Augen. Etwas in ihrem Blick schien traurig, etwas anderes ermutigte ihn, sie bei der Hand zu nehmen, mit ihr fortzurennen und sie zu küssen, zu küssen, zu küssen. Nach angemessener Zeit machte er abermals eine Pause und holte die schöne Gunilla wieder zum Tanz. Sie waren beide entflammt und gaben sich nicht die geringste Mühe, es zu verbergen. Manchmal berührten sich ihre Lippen zu flüchtigen Küssen. Manchmal, wenn er sie bei einer Drehung an sich drückte, spürte er die Festigkeit ihrer Brüste. Bis sich plötzlich eine breite Hand dem überraschten Madru schwer auf die Schulter legte. Vor ihm standen feixend zwei junge Burschen, und der eine sagte grob: »Schluß jetzt. Hört auf.«
    Was denn das heißen solle, erkundigte sich Madru. »Frag sie doch, mit wem sie tanzen will ... mit dir oder mit mir.« Er wollte keinen Streit.
    »Schwer von Begriff, wie?« hieß es. »Sie soll mitkommen … Sunderman schickt nach ihr!«
    Der Kerl deutete mit dem Daumen über seine Schulter. Drüben in der Ecke, neben dem alten Mann im Sonntagsstaat erkannte Madru tatsächlich den König von Norrland.
    »Er wird warten können, bis dieser Tanz zu Ende ist, wenn er ihr etwas zu sagen hat«, antwortete Madru und wollte wieder Gunillas Hand nehmen. Der erste Schlag traf ihn völlig unerwartet, riß ihm die Füße fort. Mit einem dumpfen Krachen landete er auf den Brettern der Tanzdiele. Er wußte, daß er eine verdammt schlechte Figur machte und rappelte sich hoch. Geradezu mit Wollust sich seiner Wut überlassend, stürzte er auf die beiden Burschen zu, blitzartig erkennend: das mußten die bewußten »Schweinehunde« sein.
    Er traf den, der ihm am nächsten stand, am Kinn, doch wohl nicht gezielt genug. Der Kerl schüttelte sich bloß, zog sein Messer und wollte ihm an die Gurgel.
    Die Musik hatte aufgehört zu spielen. Die beiden anderen Fiedler liefen herbei, hielten ihn an beiden Armen fest. Madru sah, wie Sunderman an seinem Tisch beschwichtigend die Hand hob. Es kam ihm so vor, als wäre gegenüber jemand anderem nicht so viel Nachsicht geübt worden. Das machte ihn erst recht wild. Er sah, wie die Schweinehunde Gunilla an den Tisch führten, an dem ihr Vater und Sunderman saßen. Sunderman erhob sich, sagte etwas zu dem Alten, reichte der schönen Gunilla den Arm und führte sie quer über die Tanzfläche zur Tür. Später wußte Madru nicht mehr, wie es dahin gekommen war: Er hatte sich jedenfalls losgerissen, und es war ihm gelungen, seiner Fiedel habhaft zu werden. Er stürzte der Gruppe um Sunderman hinterdrein. Draußen auf der Gasse fing er an, eine wilde Melodie zu spielen. Als könne er wenigstens damit dem Mädchen zu verstehen geben, was er empfand.
    Verliebtheit, Scham, Wut! Sie waren unterdessen in den offenen Wagen gestiegen. Die beiden Schweinehunde ritten auf struppigen, wendigen Pferden in einer anderen Richtung davon. Die beiden Männer in dem offenen Wagen führten ein angeregtes Gespräch. Madru sah, wie Sunderman sich vornüberbeugte und der schönen Gunilla die Hand küßte.
    Er ließ die Arme sinken. Das Rasseln der Räder über das Basaltpflaster klang ihm höhnisch in den Ohren. Er stand auf der Gasse und kam sich vor wie eine mechanische Puppe, bei der die Feder abgelaufen ist.
     

EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Madru verzögert eine Hochzeit • Die schöne Gunilla schenkt seinem Feind einen Erben • Der Große Schnee und der Streik • Madru wirft ein Auge auf die Rote Jule

    Zu dem Rendezvous, das sie beim Tanz in Lassekrog verabredet hatten, erschien Gunilla pünktlich. Sie wirkte befangen und hatte verweinte Augen. Sie

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