Madru
einmal selbst gekommen. Der Vater und er hätten Kaffee und Branntwein getrunken in der guten Stube. Als sie das Tablett hereingetragen, die Kaffeekanne und die Flasche hingestellt habe, habe Sunderman sie mit so einem Blick gemustert, der durch die Kleider gegangen sei. Später habe der Vater zu ihr gesagt, sie habe ihr Glück gemacht, Sunderman wolle sie zur Frau.
»Und du fügst dich drein, an ihn verkauft zu werden, ohne daß man dich fragt?« erkundigte sich Madru.
»Was soll ich tun? Heirate ich ihn nicht, läßt er die Mühle versteigern und der Vater und ich kommen ins Armenhaus. So sieht's aus. Liebe …«, sagte sie, »wer sagt, daß unser Leben mit Liebe angefüllt sein muß? Daß wir uns trennen müssen, wird schmerzen. Alles andere … es läßt sich ertragen.« Sie sähe so viele Ärgeres ertragen. Madru unterbrach sie, er habe da eine andere Parole: »Alles aus Liebe, sonst geht die Welt unter.«
Sie schüttelte den Kopf. Das möge er wahr machen können, aber nicht sie. Sie habe sich dreingefunden in die Heirat mit Sunderman. Es müsse laufen, wie es nun einmal bestimmt sei. Gekommen sei sie nur, um Madru noch einmal zu sehen, um sich zu vergewissern, daß sie ihn immer noch stark und ausschließlich liebe, so, wie sie es bei dem Tanzvergnügen empfunden habe. Dessen sei sie sich jetzt gewiß. Darum wolle sie auch Madru etwas schenken, was doch - ihre Stimme bekam einen spöttischen Tonfall - in den Augen der Leute soviel wert sei … ihre Jungfernschaft. Eben darum solle sie auch Sunderman nicht bekommen, mit dem alles ein Handel um Geld sei, sondern er, den sie liebe und dem sie vertraue. Madru müsse nur versprechen, sie nach dieser Liebesnacht nie wieder zu sehen und auch nichts zu unternehmen, um die Heirat mit Sunderman zu behindern oder zu hintertreiben. Auch er solle sich in das, was nun einmal ihr Schicksal sei, schicken, wie sie sich dreingeschickt habe.
Madru war verblüfft, meinte, er träume einen verrückten Traum. Dann sagte er sich, daß dieser Plan ihrem Stolz entsprungen sein müsse. Er begann sich zu freuen und zu hoffen, diese Liebesnacht werde sie stark aneinander binden. Er nahm sie also mit in die Baracke, in der sie die Zeitung druckten. Dort gab es einen Verschlag mit einem Bett, in dem er schlief, wenn er in Färila war. Er nahm Gunilla ihre Jungfernschaft, damit sie Sunderman nicht bekam, wie es ihm manchmal durch den Kopf ging, als sie sich liebten. Sie blieben die ganze Nacht zusammen. Gegen Morgen aber, Gunilla und er waren eingeschlafen, kam die Rote Jule zurück und überraschte sie, wie sie, einander umarmend, im Bett lagen. »Laßt euch nicht stören«, sagte sie mit Wut in der Stimme und so, als habe Madru sie mit Gunilla betrogen. Später tranken sie zu dritt Kaffee. Madru spürte Jules Eifersucht. Er spürte, daß Jule ihn liebte, daß sie ein Recht auf ihn geltend machte. Er wäre ohne diesen Zwischenfall nicht darauf gekommen. Es verwirrte ihn. Er zuckte die Achseln. Pech für sie. Er sah nur Gunilla. Er lieh sich am Vormittag ein Pferd und einen Wagen und fuhr Gunilla nach Hause. Während der ganzen Fahrt über versuchte er ihr auszureden, Sunderman zu heiraten. Sie sagte einmal: »Ich bin entschlossen!« Danach schwieg sie.
Nachdem er lange auf sie eingeredet hatte, erinnerte sie ihn daran, daß er ihr habe versprechen müssen, die Eheschließung mit Sunderman nicht zu verhindern. Vielleicht habe er das gesagt, antwortete er, er könne sich schon jetzt kaum daran erinnern, jedenfalls sei es nicht sein Ernst gewesen. Darauf gerieten sie in einen heftigen Streit. Er sei nicht ernsthaft und nicht aufrichtig, hielt sie ihm vor. Wenn sie das gewußt hätte! Ob er ihr vielleicht ihre Jungfernschaft zurückgeben solle oder ob sie in klingender Münze Schadenersatz verlange, höhnte er. Endlich hieß sie ihn anhalten und bestand darauf, den Rest des Weges zu Fuß zu gehen. So schieden sie in Streit nach ihrer Nacht der Liebe.
Drei Tage später war es Björn, der Madru erzählte, das Aufgebot für die Hochzeit von Sunderman mit Gunilla hänge aus, und in Ljusdal erzähle man sich, eine Hochzeit solle es werden, wie sie die Provinz noch nie erlebt habe.
Madru saß auf der Kante jenes Bettes, in dem er Gunilla geliebt hatte und soff Branntwein. Er arbeitete nicht. Er sprach nicht. Er brütete in der Trunkenheit vor sich hin. Hin und wieder be-schimpfte ihn die Rote Jule, er hätschele seinen Liebeskummer und benehme sich gerade so, als ob noch nie jemandem außer
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