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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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eine gewaltige Bürgermenge auf dem Platz. Es mussten mehrere Tausend sein, darunter Hunderte von Zauberkundigen Zaungästen und noch viel mehr Vollzauberer unterschiedlichen Ranges. Trotz des Regens hatten alle ihre Schirme zusammengerollt.
    Alle Bürger standen mit dem Rücken zu Arthur und schauten auf eine riesige Eisenplattform, die sich auf gleicher Höhe ein Stück weiter weg an der Seite des Turms befand. Sie war in etwa so lang und breit wie ein Fußballfeld und ungefähr vier Meter hoch. Durch die zusammengenieteten Platten sah sie wie das Deck eines alten Schlachtschiffs aus, von dem man Rumpf und Oberwerk abgeschnitten hatte.
    Diese massive Plattform, die sich gleich neben dem Turm befand, hatte auf beiden Längsseiten jeweils zwölf vier Meter hohe Bronzeräder und an den vier Ecken dachlose Aufbauten – Gefechtstürme, die mit Zauberern voll besetzt waren.
    Es war jedoch nicht die Plattform, auf die die Augen sämtlicher Bürger auf dem Platz gerichtet waren, vielmehr starrten sie nach oben auf die Konstruktion, die auf der Plattform stand und wie eine gigantische Gewehrpatrone aussah. Es war ein Zylinder von über hundert Meter Höhe, dessen untere Hälfte aus massiver Bronze bestand und dessen obere Hälfte ein offenes Gerippe aus Bronzestäben war, das Arthur an einen barocken Vogelkäfig erinnerte. Dieser obere Gerüstteil war in acht Ebenen unterteilt, die mit geflochtenen Korbböden wie in einem Ballonkorb ausgestattet waren. Die Böden waren durch lange, schmale Metallleitern verbunden, die über die gesamte Länge des Zylinders führten.
    Ein Dutzend jener krakenartigen Automaten hockte auf der Spitze der Rakete – oder worum es sich auch handeln mochte – und fuchtelte mit den Tentakeln. Ringsherum flatterten fünfzig oder sechzig Schmieraffen, von denen die meisten glänzende Metallstücke in den Händen hielten.
    Auch sie schauten gebannt nach oben. Arthur konnte nicht umhin, auch hochzublicken, zog aber unterdessen die Tür unauffällig ein bisschen weiter zu, um nicht bemerkt zu werden.
    Als er einen Regentropfen wegblinzelte, der ihm ins Auge gefallen war, bemerkte er ein Gebilde, das so dunkel war, dass es nur aus Nichts bestehen konnte. Es sank langsam aus dem Regen auf den Zylinder herab, so langsam, dass Arthur im ersten Moment glaubte, es schwebe reglos in der Luft. Nachdem er das finstere Gebilde eine Weile betrachtet hatte, sah er schwache Lichtstreifen auf der Oberfläche, Spuren, die von Immateriellen Seilen stammten, mit deren Hilfe mehrere Hundert fliegender Bürger das Objekt über die Bronzerakete manövrierten.
    Die Seile waren strahlend hell, aber es war das dunkle Gebilde, das Arthur in den Augen wehtat. Er wusste sofort, was er vor sich hatte: einen Stachel zauberisch fixierten Nichts. Genauso einen hatte der Pfeifer benutzt, um die Bewegung des Großen Labyrinths anzuhalten. Dieser hier war noch viel größer, allerdings war er auch dünner und lief oben sehr lang und spitz zu. Arthur schätzte die Länge auf ungefähr dreißig Meter.
    Die fliegenden Bürger brachten den Stachel senkrecht über das bronzene Gitterwerk des Zylinders, bis er knapp darüber hing. Als dies vollbracht war, rief einer aus ihren Reihen ein Kommando, und die Seile wurden losgelassen. Der Stachel fiel die letzten ein oder zwei Meter kerzengerade nach unten und wurde von den Automaten aufgefangen, deren Tentakel mit irgendeiner Schutzschicht ummantelt waren, die glühte und Funken sprühte, als sie mit dem Nichts in Berührung kam. Sie hantierten mit dem Stachel, bis sie ihn in der richtigen Stellung hatten, und ließen ihn herab. Sofort kamen die Schmieraffen mit einer Schelle aus einem funkelnden, lichtdurchlässigen Material – vermutlich Immateriellem Glas, um damit den Stachel zu befestigen.
    »Samstags Vehikel, um die Unterseite der Unvergleichlichen Gärten zu durchstoßen«, sagte das Vermächtnis, nicht leise genug für Arthurs Geschmack. Behutsam zog er die Tür ganz zu und drehte sich zu dem Raben um.
    »Sie müssen leiser und vorsichtiger sein!«, flüsterte er. »Da draußen sind Tausende von Bürgern!«
    »Ich dachte, ich sei leise«, meinte das Vermächtnis, wobei es die Stimme nur ein bisschen senkte. »Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr so körperlich. Es ist nicht leicht, sich daran zu gewöhnen, einen Hals zu haben … und einen Schnabel.«
    »Dann geben Sie sich eben mehr Mühe, leise zu sein!«, schärfte Arthur dem Raben ein.
    »Meinetwegen«, krächzte der Rabe so

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