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Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Titel: Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Wagner
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essentielle Regeln befolgte.
    Das bedeutete, dass man zu tun hatte, was sie von einem verlangte, dass man es sich nicht leisten konnte, mehr als null mal die Hausaufgaben zu vergessen und dass man ihre Gebrechen jederzeit zu ignorieren hatte. Sie war fast sechzig, hatte ein künstliches Knie und Bandscheibenprobleme, wodurch öfter eine allzu witzig aussehende Gangart entstand.
       
     
    Im Klassenzimmer saßen ich und Lara nebeneinander. Wir waren eins von nur zwei Paaren innerhalb der Klasse. Das andere Paar war mein bester Freund Lukas und Laras allerbeste Freundin Christin.
    Unter dieser Konstellation hatte ich zu leiden. So entstand nämlich eine Art Viererclique, die ich mehr nervend als nützlich fand.
    Was hatte ich denn davon, ein, zwei, drei Mal die Woche irgendwelche ach so lustigen Unternehmungen zu machen, mal Shoppen, mal Eis essen gehen, mal Filme gucken, mal Disko?
    Also bitte, wenn ich Klamotten brauche, dann lass ich mir von meiner Mutter hundert Euro geben und komm mit einer neuen Jeans und drei T-Shirts wieder nach Hause. Wenn ich ein Eis essen will, hol ich mir eins aus'm Kühlschrank. Filme gucken kann ich besser ohne Mädels, die einen ständig von der Seite anquatschen, weil sie dies nicht und das nicht verstanden haben. Und wenn ich mich besaufen will, hol ich mir 'ne Flasche Schnaps.
       
     
    Für all das brauchte ich weder Lukas, den ich persönlich für einen der geistesschwächsten Menschen der Welt halte, noch seine Christin, die - sobald in der dritten Person von ihr gesprochen wurde - überall immer nur „die Schlampe“ war. Lukas war ihr fünfter Freund in zwei Jahren. Es hatte mich immer gewundert, dass die beiden es solange miteinander aushielten.
       
     
    Die Deutschstunde unterschied sich von allen zuvor erlebten Deutschstunden insofern nicht, da sie genau so langweilig war.
    Ich erwähnte ja schon, dass es möglich war, mit unserer Frau Gerling zurecht zu kommen. Dass ich zu den Schülern gehörte, mit denen sie am wenigsten klarkam, hatte ich wohl noch verschwiegen.
    „Träumst du?“, fragte Lara mich von der Seite. Nicht, dass sie selber furchtbar am Unterricht interessiert war, sie war einfach nur zu blöd, abzuschalten, die dumme Kuh da vorne labern zu lassen und in Gedanken an wesentlich angenehmeren Orten zu sein.
    „Selbst wenn, von dir bestimmt nicht.“
    Eine bessere Antwort hatte ich einfach nicht parat. Es hätte sich doch schon mehr als eigenartig angehört, wenn ich ihr gesagt hätte, dass meine Gedanken für wenige Sekunden bei diesem Jungen waren, der mich vor dem Eingang beinahe über den Haufen gerannt hätte. Ich fragte mich, wie er wohl heißen würde und in welcher Klasse er sei.
    Er war etwas jünger als ich, also war er vielleicht in der neunten    oder in der achten.
    Das war mal wieder ein Beispiel dafür, auf was für sinnlose Gedanken man kommt, wenn man unter quälender Langeweile leidet.
    Was hatte ich denn bitte schön mit diesem Jungen zu tun?
    „David!“
    Obwohl ich in der Klasse der Einzige war, der diesen Namen trug, war ich in Gedanken gerade zu weit weg, als dass ich sofort auf das Ansprechen meiner Lehrerin hätte reagieren können.
    „Entschuldigen Sie. Er war gerade im Traumland.“
    Ich hätte Lara die Fresse einschlagen können, entschied mich aber, es mit der Strafe für diesen dämlichen Kommentar bei einem kräftigen Tritt vors Schienbein zu belassen. Das konnte man unauffällig unter dem Tisch durchführen und ohne die gespielte Gereiztheit der Lehrerin in eine echte umzuwandeln.
       
     
    „David, wenn du nicht in der Lage bist, meinem Unterricht zu folgen, müssen wir überlegen, wie wir dein Verhalten ändern können. Kommst du nach der Stunde zu einem Gespräch zu mir?“
    Dass dieser Satz als Frage verkleidet war, hieß natürlich nicht gleich, dass man Auswahlmöglichkeiten zur Antwort gehabt hätte. Ich nickte nur, lehnte mich zurück und hatte die Stunde bereits um Viertel nach acht abgehakt.
    Lukas versuchte ich mit Blicken zu sagen: ‚Hör auf so blöd zu grinsen!'
    Aber meine Blicke zu verstehen, dazu war er nicht fähig.
    „David, wenn du dir keine Mühe gibst, in meinem Unterricht mitzuarbeiten, dann sehe ich deine Versetzung gefährdet.“
    Und wenn schon, hätte ich am liebsten gesagt. Aber ich war klug genug, das sein zu lassen.
    Mir war sowieso schon der ganze Schultag versaut.
    Ich hatte diesen komischen Typen im Kopf, meine Freundin nervte mich und mit meiner Klassenlehrerin hatte ich es mir

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