Männer sind wie Waschmaschinen (German Edition)

voll und bis zur nächsten Leerung dauert es noch 5 Tage. Ich bitte denjenigen, der diese Teile in die Tonne geworfen hat, sie wieder aus dem Müll herauszunehmen.
     
    Toralf, wenn Du wirklich erwägst, in eine Wohnung statt in ein Haus zu ziehen, dann kauf Dir als allererstes blickdichte Mülltüten, die man fest zuschnüren kann.
     
    In der Gegend, in der ich zuvor gelebt habe, hatte sich niemand um Müllangelegenheiten gekümmert. Hier, in dieser etwas feineren Gegend, geht es ständig um korrekte Mülltrennung. Keine Woche vergeht, in der nicht irgendetwas aus den Tonnen herausgezogen oder ein Mahnzettel in den Hausflur geheftet wird.
     
    Der typische Streithahn , schreibt der Sozialpädagoge Peter Struck, lebt in Einzelhaussiedlungen mit relativ kleinen Grundstücken. Das sind Leute, die 40 Jahre gespart oder Kredite abgestottert haben, nicht in den Urlaub fahren können und ihre kleine Welt so stark pflegen, dass jeder noch so geringfügige Angriff von außen als Angriff auf die eigene Existenz empfunden wird.
     
    Nun wohne ich ja nicht in einer Einzelhaussiedlung, aber in einer schönen Gegend mit schönen Häusern. Meine Nachbarn leben in kaputten kinderlosen Ehen. Da ist wahrscheinlich der Müll das einzige, was noch deren heile kaputte Welt zusammenhalten kann.
     
    Und natürlich sind immer nur die Mieter schuld. Also es gibt ja zweimal im Jahr eine Eigentümerversammlung. Alle Eigentümer sind eingeladen. Mieter natürlich nicht. In unserem Haus gibt es nur zwei Mieterinnen. Der Rest besteht aus kinderlosen unglücklichen Ehepaaren um die fünfzig mit griesgrämigen Gesichtern.
     
    Bei diesen Treffen hauen natürlich alle ordentlich auf den Tisch und das Thema Müll und Treppenhausreinigung steht selbstverständlich ganz oben. Interessanterweise trennen alle anwesenden Personen ihren Müll korrekt und wischen auch den Hausflur stets pflichtgetreu nach Dienstplan. Für Müllfalschtrennung und Treppenhausnichtkorrektreinigen kommen folglich nur zwei Personen in Betracht. Genau, die beiden Mieterinnen.
     
    Woher ich weiß, wie die Eigentümerversammlungen ablaufen? Von meinem Vermieter. Mein Vermieter ist einer von der netten coolen Sorte, dem das Gelaber der Müllkontrolleure gehörig auf den Senkel geht. Er hat meine Wohnung bei ebay ersteigert und vermietet sie nun an mich. Wahrscheinlich hat er, nachdem er die Nachbarn kennengelernt hat, entschieden, dass er hier am besten nicht selbst wohnt.
     
    Die Müllkontrolleure sind allesamt Frauen. Ohne Job. Ohne Kinder. Ohne Hobby. Damit sie nicht vor Langeweile sterben, spielen sie Müllkontrolleur.
     
    Dieser Sozialpsychologe – hab ich aus dem Focus – Fakten. Fakten. Fakten. – hat übrigens herausgefunden, dass gerade Menschen, die viel Zeit und keinen anderen Lebenssinn, kein Hobby haben, ihre Nachbarn terrorisieren. Oft, so Struck, sei auch Neid im Spiel: Alleinlebende Rentner und Menschen mit wenig Sozialkontakten gönnen anderen Menschen nicht, dass sie viele Kontakte haben, dass sie lustig und gut drauf sind.
     
    Ich finde, bei der Verteilung lustig und gut drauf oder in schlechter Ehe und zwanghaft den Müll der Mitmenschen zu kontrollieren, habe ich irgendwie Glück gehabt.
     
    Müllstreitigkeiten kenne ich aus meiner Heimat nicht. Da hat jeder sein eigenes kleines Häuschen, weit genug vom Nachbarn entfernt und eine eigene Mülltonne. Da gelten bis heute auch noch so ungeschriebene Gesetzte wie: In der Mittagszeit, nach Beginn der Tagesschau, an Sonn- und Feiertagen darf kein Lärm gemacht werden. Für den Müll der Nachbarn interessiert sich dort einfach niemand.
     
    Wenn mein Vater mir mal – in Ermangelung eines besseren Handwerkers – in der Wohnung etwas anbohren will, fragt er wirklich jedes Mal, ob man denn jetzt wirklich Bohren dürfe, was die Nachbarn davon halten, ob die Nachbarn gerade zu Hause sind und ob sie sich vielleicht gerade ausruhen. Ich habe es bis zum heutigen Tage nicht geschafft, meinen Eltern klarzumachen, dass es so etwas wie Mittagsruhe und Rücksicht auf die Tagesschau in deutschen Großstädten einfach nicht gibt.
     
     
    Der Nachbar bei Sex and the City hat übrigens einen Body wie Marcus Schenkenberg und läuft die ganze Zeit nackt in seiner Wohnung herum, direkt vor dem Fenster, ohne dass er jedoch bemerkt, dass man guckt. Oder wäre es in so einem Fall so, dass er derjenige mit der guten Laune und dem Spaß und ich das Müllmonster mit zerrütteter Ehe wäre? Dann soll lieber alles so bleiben, wie es