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Maenner und andere Fleischwaren

Maenner und andere Fleischwaren

Titel: Maenner und andere Fleischwaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fabian
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Es kann einfach nicht wahr sein – in meinem nächsten Leben werde ich ein Medium!
    »Hallo, Flo. Schön, dich zu sehen.«
    »Ja, wirklich?«
    Nein, nicht wirklich, aber was soll ich sonst sagen? »Komm doch rein.« Flo tapst strahlend ins Wohnzimmer und lässt sich aufs Sofa plumpsen. Ich nehme demonstrativ auf dem Sessel gegenüber Platz. Eigentlich ist Flo ein netter Kerl, wenn er nicht zum Umfallen langweilig wäre. Und dann diese betonte »Ich-bin-für-dich-da«- Masche, die ihm im Psychologiestudium eingetrichtert worden ist. Ständig will er wissen, was man denkt und wie’s einem geht.
    »Und? Wie geht’s dir?«
    »So wie gestern«, meine ich knapp. Natürlich blickt Flo sofort eingeschnappt aus der Wäsche. »Doch, danke, es geht mir ganz gut«, füge ich deshalb hinzu.
    »Schön!«
    Dann schweigen wir uns ein bisschen an.
    »Was denkst du?«, will Flo nach fünf Minuten wissen.
    »Nix.«
    »Das gibt’s nicht, jeder denkt immer irgendwas«, klärt Flo mich auf.
    »Ich nicht.«
    »Kann nicht sein.«
    »Doch.«
    »Jetzt sag doch mal!«
    »Aber es gibt nichts zu sagen!«
    »Glaub ich nicht.«
    Eine Viertelstunde lang führen wir dieses Gespräch, dann ist es für Flo Zeit zu gehen. Ich atme auf – noch eine Sekunde länger und ich wäre ausgerastet.
    »Tschüs dann, war schön bei dir«, verabschiedet sich Flo und winkt mir vom Hausflur aus noch einmal linkisch zu.
    Entkräftet lasse ich mich gegen die Wohnungstür fallen. Was heißt hier anstrengender Job in der Metzgerei? Das hier ist anstrengend! Mein angenehmer Traum von vorhin hat sich nun definitiv verabschiedet; selbst mit größter Anstrengung ist es mir nicht möglich, die Bilder zurückzuholen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich nur eins: Hackebeilchen!

2
Gespickter Schweinskopf
     
    Am nächsten Morgen auf dem Weg zur Arbeit wartet bereits die nächste angenehme Begegnung auf mich. In der U-Bahn sehe ich mich plötzlich mit Michael konfrontiert, der auch noch die Dreistigkeit besitzt, sich ungefragt neben mich zu setzen.
    »Hallo, Arschloch«, begrüße ich ihn und grinse breit. »Was macht dein kichernder Arztkittel?«
    »Sabine geht’s gut. Und, wie läuft’s mit deinen Schweinsköpfen?« »Bis gerade eben habe ich schon lange keinen mehr gesehen.« Zack, das saß. Michael steht wortlos auf und setzt sich ein paar Plätze entfernt wieder hin. Der Mann hatte noch nie Humor, und über sich selbst kann er schon gar nicht lachen.
    Zwei Stationen später muss ich aussteigen. In der Tür drehe ich mich noch einmal zu Michael um, der mich allerdings keines Blickes würdigt. Ich verkneife mir die gehässige Bemerkung, die mir noch auf der Zunge liegt. Nicht einmal die ist er noch wert.
     
    ***
     
    Der Tag in der Metzgerei vergeht ohne besondere Vorkommnisse. Einmal kommt Flo kurz vorbei, um mir schnell hallo zu sagen und mich zu fragen, wie’s mir denn so geht, aber ansonsten passiert gar nichts. Um vier Uhr verlässt Herr Paslewski den Laden, weil er noch einen Termin beim Zahnarzt hat. Für die letzten zwei Stunden bin ich jetzt sozusagen Chefin, aber Herr Paslewski weiß, dass er sich keine Sorgen machen muss.
    »Ming Deern«, sagt er manchmal in seinem Hamburger Dialekt, »du bis’n fix’n Dutt.« Was so viel heißt wie: Ich lege mein Geschäft vertrauensvoll in deine Hände. So ähnlich jedenfalls.
    Die letzten beiden Stunden bis Geschäftsschluss verbringe ich damit, hingebungsvoll neue Auszeichnungsschilder zu malen. Dabei überlege ich mir gleichzeitig, ob Herrn Paslewskis Preispolitik nicht einen kleinen Aufschwung gebrauchen könnte. Ein paar Cent hier, ein Euro dort, das würde den Kunden wahrscheinlich gar nicht weiter auffallen. Außerdem muss man ja die Inflation berücksichtigen, da wäre das auch durchaus gerechtfertigt. Während ich versuche, meine intellektuell leicht eingerosteten grauen Zellen davon zu überzeugen, mir mal kurz die Info zu geben, wie hoch die Inflationsrate denn so ungefähr ist, öffnet sich die Ladentür mit einem freundlichen »Bling«.
    »Hallo.« Da ist er wieder! Mein Blick fällt auf die große Wanduhr über der Eingangstür. Kurz vor sechs, wie gestern.
    »Sie wünschen?«, frage ich. Der soll ruhig glauben, dass ich mich nicht an ihn erinnern kann. Männer sind ja so schnell eingebildet, kennt man ja.
    »50 Gramm Fleischwurst«, sagt er.
    »Hatten wir das nicht schon einmal?«, muss ich jetzt doch einigermaßen amüsiert erwidern. Er nickt.
    »War nur ein Scherz«, meint er, »natürlich nehme ich

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