Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
Gründlichkeit herausholt als fast jede andere – und etwas mehr Blut aus der Haut. Schon wegen des Kultfaktors wird wohl kaum jemand herum kommen, sie wenigstens eine Packung lang zu probieren. Jedermanns Alltagsklinge ist das allerdings nicht.
Urteil: Dr. Feather und Mr. Hyde.
Personna
Dies ist ebenfalls eine von jenen Klingen, die man nicht an jeder Ecke beschaffen kann, zumindest nicht in Deutschland. Ich habe zwar einen kleinen Laden neben einem Sexshop gefunden, der sie verkauft, aber der Normalfall wird sein, dass man bei Ebay danach sucht. Und normalerweise bei amerikanischen Anbietern fündig wird, die die Klinge gleich 100-Stück-weise verkaufen. Mit Versandkosten ist man dann mit etwa 20 Euro dabei, was die Klinge immer noch zu einer billigen macht. In kleinen Mengen bekommt man sie auch bei den Rasierspezialisten (siehe Anhang).
Aber der Aufwand lohnt sich, weil es eine großartige Klinge ist. Sie schneidet so gut wie die Klingen der Merkur-Liga, wirkt dabei aber angenehmer. Gewöhnungsbedürftig ist nur, dass sie beim Rasieren etwas über die Stoppeln hoppelt. Daher neigt man dazu, fester aufzudrücken, um den Hobel unter Kontrolle zu halten, was nie gut ist. Auch schreit diese Eigenschaft geradezu nach Hobeln mit guter Straßenlage wie dem Merkur Futur, der wegen seines Gewichts nicht so schnell aus der Ruhe kommt.
Am beliebtesten sind die in Israel hergestellten, denn es gibt von dem Hersteller, der American Safety Razor Company, noch Werke in anderen Ländern, die aber einen schlechteren Ruf haben (ob das gerechtfertigt ist, sei mal dahingestellt). Man kann das Werk nicht an der Packungsaufschrift erkennen, denn wie es sich für einen echten multinationalen Konzern gehört, werden die Klingen in die verschiedensten Länder gebracht und vorher mit der dortigen Landessprache beschriftet. Da Deutschland kein typisches Doppelseitenklingen-Land ist, gibt es keine deutsch beschriftete Verpackung. Dafür aber eine chinesische, und die kommt nicht nur aus Israel nach China, sondern auch oft nach Deutschland. Auf einer anderen Verpackung steht statt der chinesischen Schriftzeichen "Personna Platinum" – einen Unterschied konnte ich nicht feststellen, obwohl sich die Behauptung hält, sie verhielten sich unterschiedlich. Vielleicht gibt es einfach Serienstreuungen, die aber offenbar nicht so schlimm sind.
Es gibt unter dem Namen Personna noch blau verpackte Klingen. Ein Händler sagte mir, dies seien dieselben Klingen, da er sie manchmal blau, rot oder sogar weiß verpackt bekomme. Andere Händler behaupten, dass die blauen schlechter seien, weil sie in Amerika produziert werden, nicht in Israel. Zudem gibt es andere Klingen unter dem Namen Super Platinum , die wohl auch aus Israel stammen und möglicherweise baugleich sind. Die Päckchen, die ich probiert habe, fand ich von der Personna nicht zu unterscheiden. Möglich, dass im selben Werk zwei leicht verschiedene Klingen hergestellt werden oder gleiche Klingen unterschiedlich beschriftet werden.
Zwei Nachteile hat die Personna. Erstens hat sie keine Markierungen, wodurch man bei Rasierhobeln ohne Seitenmarkierung im Dunkeln tappt, welche Seite schon wie oft benutzt wurde. Zweitens hat sie eine ziemlich kurze Standzeit. Bei mir hält sie vier Rasuren gut, dehnen und wenden kann man sie bis zu einer Woche, dann aber mit eingeschränktem Vergnügen. Damit ist sie insgesamt nicht ganz so billig, wie sie zunächst erscheint. Aber an den ersten Tagen ist sie hervorragend.
Urteil: Globalisierung in Personna.
Derby Extra
Schon seit 1940 werden in der Türkei Rasierklingen hergestellt, die lange unter der alten englischen Marke Derby vertrieben wurden. Dieser Name wird durch die Klinge Derby Extra jetzt sehr erfolgreich wiederbelebt.
Die Zutaten lesen sich fast wie für einen Zaubertrank des ehrwürdigen Druiden Miraculix: Chrom, Keramik, Wolfram, Platin und, wie es sich für einen Zaubertrank gehört, einem geheimen "Polymer" (also einem Kunststoff, was aber weniger geheimnisvoll klingt). Die Schneiden sind wie bei Gillette mit den Zahlen von 1 bis 4 markiert, damit man auch das Wenden mit berücksichtigen kann, aber leider gibt es keine seitlichen Markierungen, die man bei eingelegter Klinge im Hobelkopf sehen könnte.
Die Besonderheit der Derby Extra ist ihre Sanftheit, die wirklich verblüffend ist. Sie fühlt sich fast an, als wenn man seinen Hobel ohne Klinge betreiben würde,
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